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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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schlug mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett.
    »Mist«, sagte Annika. »Brauchst du Hilfe?«
    Er stöhnte und übergab sich noch einmal. Annika fuhr weiter und hielt verzweifelt nach einer Abfahrt Ausschau, sah keine, fühlte sich gefangen, konnte nichts tun.
    Thomas Samuelsson blieb vornübergebeugt sitzen und legte die Hände an den Kopf.
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragte er matt.
    »Das waren Rebecka Björkstig und ihr Komplize«, antwortete Annika. »Sie haben dich niedergeschlagen.«
    Er blickte schnell zu ihr auf.
    »Du?«, sagte er. »Was machst du denn hier?«
    Sie starrte geradeaus, der Verkehr wurde dichter.
    »Ich habe gehört, wie sie dich unter der Treppe eingeschlossen haben. Als sie losgingen, um das Auto zu holen, habe ich dich rausgeschleppt. Du hast eine Gehirnerschütterung und musst zum Arzt. Ich fahr dich zum St.-Görans-Krankenhaus.«
    »Nein«, protestierte er lahm, »ich bin okay. Mir brummt nur der Schädel ein bisschen.«
    »Blödsinn«, sagte sie. »Du könntest eine Gehirnblutung haben.
    Damit ist nicht zu spaßen.«
    Sie verfranste sich ein wenig bei den ganzen Auffahrten zur E 4, kam aber schließlich bei Järva Krog auf die Autobahn. Anschließend fuhr sie über Hornsberg zur Notaufnahme des Krankenhauses und parkte. Ihre Hände zitterten nicht mehr, als sie den Zündschlüssel aus dem Schloss zog, und sie spürte im ganzen Körper die Erleichterung darüber, entkommen zu sein.
    Inzwischen war es richtig dunkel, und eine gelbe Straßenlaterne tauchte alles in Brauntöne.
    »Ich kann da so nicht reingehen«, murmelte Thomas und zeigte auf das Erbrochene auf seinem Mantel.
    »Wir werfen ihn in den Kofferraum«, erwiderte Annika, stieg aus dem Auto, ging zur Beifahrerseite und öffnete die Tür.
    »Nun komm schon«, sagte sie, »steh auf. Ich helfe dir.«
    Der Mann kam auf die Beine, er hatte wirklich ordentlich gekotzt.
    »Den gibst du jetzt mir«, sagte Annika und zog ihm den Mantel aus, wobei er wieder ein wenig schwankte.
    »Wo bist du hergekommen?«, fragte er und sah sie an, als wäre sie ein Gespenst.
    »Das erkläre ich dir später«, antwortete sie. »Jetzt gehen wir erst einmal rein.«
    Er legte einen Arm um ihre Schulter, und sie packte ihn fest um die Hüfte und bugsierte ihn in die Notaufnahme. Eine ähnliche Tante hinter einer ähnlichen Glasscheibe wie in Katrineholm.
    »Meine Hose«, sagte er. »Da ist Kotze drauf.«
    »Wir waschen das auf der Toilette ab«, sagte sie. »Hallo. Herr Samuelsson hat einen Schlag auf den Kopf bekommen, war ein paar Minuten bewusstlos, hat Kopfschmerzen und erbricht sich. Er erinnert sich nicht so gut daran, was passiert ist, und ist verwirrt.«
    »Sie haben Glück«, sagte die Frau. »Es ist nicht viel los, sie sind sofort dran. Personennummer?«
    »Meine Hose«, flüsterte Thomas.
    »Großartig«, sagte Annika. »Er muss vorher nur kurz auf die Toilette.«
    Sie blieb im Wartezimmer sitzen, die Untersuchung war schnell vorbei. Es war ihm nicht viel passiert. Er zeigte keine klinischen Symptome eines Gehirnschadens und konnte schon bald wieder klar denken. Der Arzt begleitete ihn ins Wartezimmer hinaus.
    »Muss ich lange Bettruhe halten?«, erkundigte sich Thomas.
    Der Arzt lächelte.
    »Nein, im Gegenteil. Ein schnelles Wiederaufnehmen normaler körperlicher Aktivitäten ist nur förderlich und verhindert, dass Symptome wie Kopfschmerzen und Müdigkeit dauerhaft anhalten.«
    Sie gingen zum Auto. Beide waren erschöpft und entspannt.
    »Ich fahr dich nach Hause«, meinte Thomas und ging in Richtung Fahrerseite.
    »Nie im Leben«, erwiderte Annika. »Du fährst heute nicht mehr Auto. Ich fahre dich nach Hause.«
    Die Antwort rutschte ihm heraus, ehe er sich besinnen konnte.
    »Ich will nicht nach Hause.«
    Annika sah nicht überrascht aus. Sie betrachtete ihn vielmehr mit einem Blick, den er nicht deuten konnte, und schien unschlüssig zu sein.
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Dann fahren wir zu mir. Du musst dich wenigstens ein bisschen ausruhen, ehe du dich wieder ans Steuer setzt.«
    Er protestierte nicht, setzte sich nur auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Ihm fiel auf, dass er sonst nie dort saß. Eleonor fuhr nie mit seinem Wagen, sie hatte ja den BMW.
    Sie fuhren Richtung Fridhemsplan, und Thomas sah schweigend aus dem Fenster. So viele glitzernde Lichter, so viele namenlose Menschen. Es gab so viele verschiedene Arten von Leben, das Dasein konnte so unerhört verschiedene Formen annehmen.
    »Hast du starke

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