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Paradiessucher

Paradiessucher

Titel: Paradiessucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Dumont
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Schweinerei. Wie kann ich es wiedergutmachen? Gar nicht. Ich habe ihr die Zukunft versaut. Ich Idiotin, Egoistin. Schlagen könnte ich mich dafür.
    »Hast du Pavel gesehen?«
    »Ja, kurz. Er hat mir bony besorgt.«
    Trubka erzählt mir, dass ihr mein Freund bony besorgt, und ich will hören, dass er mich noch liebt und sich nach mir sehnt, wie ich es jeden Tag tue. Und außerdem ist es nichts Neues für mich, Pavel macht immer dubiose Geschäfte. Seit ich ihn kenne, tauscht er. Tauschen ist seine liebste Nebentätigkeit. Jeder Mann in seinem Alter tauscht eigentlich.
    Eine Krankheit der Achtziger. Jeder, der das schnelle Geld haben will, tauscht. Bony , Valuten, Zigaretten, Klamotten oder technische Geräte. Ich meine, ich kenne mich nicht gut aus, ich weiß nur wenig darüber. Ich werde Pavel niemals fragen können, woher er bony hatte, was er damit machte und womit er sich überhaupt beschäftigte, wenn er nicht mit mir zusammen war.
    Bony, bony . Ständig ging es um bony . Es ist schwer und leicht zugleich, dieses Zahlungsmittel zu kriegen. Schwer, weil es teuer ist. Leicht, weil es jeder hat, versteckt hält, eintauscht, sammelt, ausgibt, kauft, verkauft. Bony sollen dazu dienen, ausländischen Bürgern im Osten den gleichen Konsumluxus zu bieten, den sie im Westen haben. Mit bony geht man zum Tuzex und kauft all das, was so eine Esso-Tankstelle in Bayerisch Gmain anbietet. Zum Beispiel.
    Ich erinnere mich an unseren ersten Besuch dort. Man kann sich vorstellen, was es bedeutete, wenn meine Mutter verkündete, wir fahren nach Olomouc zum Tuzex! Es fühlte sich besser an als Weihnachten. Ein ganzer Tag wurde dafür geopfert. Erstens, die weite Reise von dreißig Kilometern auf der Autobahn von Pùerov nach Olomouc, zweitens das Betreten des Tuzex, in dem ich mir ohnmächtig, klein und traurig, aber auch unschlagbar bedeutend vorkam. Drittens die Entscheidung, was gekauft werden soll. Das musste gut bedacht werden. Die Ware, die dort angeboten wird, strahlt in prachtvollen Farben, umhüllt von fantastischen Seifengerüchen, angefertigt in ungeahnter Qualität. Die lässigen Menschen mit Valuten in der Tasche schlendern durch den Laden und schauen sich gelangweilt um. Das alles wirkte auf mich wie Magie. In solchen Momenten war die Schauspielerei eine schäbige Zukunft. Verkäuferin im Tuzex müsste man sein. Das Leben dort verbringen, ja! Nichts Schöneres konnte ich mir vorstellen. Die Verkäuferinnen sahen gepflegter aus als die im Prior. Nicht zu vergleichen. Miss Universum war jede von ihnen, so sehr strahlte ihre Schönheit in meinen geblendeten Augen.
    Meistens leisteten wir uns pro Kopf ein Kleidungsstück und eine Seife. Wenn meine Mutter besonders viele bony auf der Kante hatte, durfte ich noch ein Päckchen Bubble Gum mit Coca-Cola-Geschmack mitnehmen.
    Danach folgte wieder die Autobahntour, bei der mir kotzübel wurde, weil meine Mutter mit achtzig Sachen über den Asphalt fegte. Dann der Abend! Eine Modenschau. Anziehen, ausziehen, mit anderen Kleidungsstücken kombinieren, wieder für die Nachbarn anziehen, sich präsentieren, andere neidisch machen und von den Kaugummis nichts abgeben.
    Jetzt habe ich Tuzex an jeder Ecke, selbst die Esso-Tankstelle sieht besser aus als jeder Tuzex drüben. Obwohl ich noch gar nicht drin gewesen bin. In den Geschäften auch nicht. Seltsam. Es interessiert mich nicht besonders. Jetzt kann ich jederzeit hin, es läuft mir nicht davon.
    »Die Polizei hat Pavel ausgequetscht wie eine Zitrone.«
    Bei diesem Satz lande ich schlagartig wieder bei dem Telefonat.
    »Wie? Warum?«
    »Wegen dir. Weil du abgehauen bist. Sie denken, dass er Bescheid gewusst hat.«
    »Er wusste nichts.«
    »Und er hat eine Freundin.«
    »Wie bitte?«
    Meine Stimme zittert.
    »Er geht mit Markéta.«
    »Markéta Frýbortová?!«
    Ich sitze, kann nicht umfallen. Was geschieht dort, zu Hause? Ich kann es nicht fassen, kralle mich am Telefonhörer fest, fühle mich verraten. Dieser geliebte Mann, den ich damals in der Garderobe unseres Gymnasiums schmachtend beobachtete, der mir noch vor ein paar Wochen heiße Liebesschwüre machte, meinen Körper mit der schönsten Liebespoesie beschrieb und vor meinen Augen bitterlich weinte, ist jetzt mit irgendeiner Markéta Frýbortová zusammen??!!
    »Wie geht das denn?«, frage ich Trubka.
    »Ja, keine Ahnung. Eine Woche nach eurer Abreise hat er sie sich geangelt. Aus seiner Klasse. Du, ich sage dir, er will nichts von der. Da ist etwas faul,

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