Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
sicher Lutz Bürger behilflich sein.«
»Ich muss zugeben, dass ich nie damit gerechnet hätte, dass es jemanden gibt, der mir auf die Schliche kommen würde. Sie haben das geschafft, und zwar in kürzester Zeit. Und ich frage mich, wie Ihnen das gelungen ist.«
»Es war nicht schwer, den Zusammenhang herzustellen. Auch ohne meine Mitarbeit wäre die Polizei Ihnen schnell auf die Schliche gekommen. Sie haben Fehler gemacht, Nenth, gravierende Fehler.« Eine Böe rüttelte am Fenster, als wolle der Wind die Emotionen anfachen wie ein ersterbendes Feuer.
»Ja, mag sein. Aber das spielt alles keine Rolle. Hören Sie zu, Fuller, ich schlage Ihnen ein Treffen vor. Ich will wissen, wer Sie sind und für welche Organisation Sie tätig sind. United Nations International Paranormal Activity Force – wer oder was steckt hinter diesem Namen? Als Gegenleistung erfahren Sie mehr über mich.«
»Warum sollte ich interessiert daran sein, die Biografie eines Psychopathen kennenzulernen?«
Damit hatte er Nenth wohl getroffen, denn für einige Sekunden herrschte Schweigen. Vor Bens geistigem Auge konnte er sehen, wie er wütend auf sein Handy starrte. Stephanie blickte ihm ernst in die Augen und schüttelte tadelnd den Kopf. Ben zuckte mit den Schultern.
»Ich bestehe auf dieses Treffen, Fuller. Heute Nacht noch, und Sie werden mir die Ehre erweisen, da bin ich mir sicher.« Seine Stimme klang ruhig, aber sehr autoritär, wie die eines Mannes, der keinen Widerspruch duldete. Ben verstand Andreas Schüttes Furcht vor ihm.
»Für den Fall, dass ich es nicht tun werde …«
»Habe ich vorgesorgt, Fuller. Sie werden kommen, denn ansonsten haben Sie ein Menschenleben auf dem Gewissen.«
Wie hätte Ben daran zweifeln können, dass es darauf hinauslaufen würde? »Wo und wann?«
»Ich wusste, dass Sie vernünftig sein würden. Jemand wird Ihnen dankbar sein, wenn Sie das tun, was ich von Ihnen erwarte. Zutiefst dankbar. Waren Sie übrigens ein guter Schüler?«
»Was reden Sie da?«, fuhr Ben ihn an. »Was spielt das für eine Rolle?«
»Vermutlich überhaupt keine. Kennen Sie noch Ihre alte Grundschule? Dort werden wir uns treffen. Die geeignete Zeit ist selbstverständlich genau um Mitternacht. Achten Sie auf ein geöffnetes Fenster; auf diese Weise werden Sie ins Gebäude gelangen. Sie finden mich in Ihrem ehemaligen Klassenzimmer; Sie werden sich hoffentlich noch daran erinnern können, wo es liegt. Ich muss wohl nicht darauf hinweisen, dass Sie allein zu kommen haben. Wenn Sie sich nicht daran halten, wird jemand sterben. Sie wollen sicher nicht für ein Blutbad verantwortlich sein.«
Nenth klang so bestimmt, dass Ben einen Bluff ausschließen konnte, aber andererseits war ihm klar, dass er in eine Falle tappte, wenn er zusagte.
»Sie sagen nichts?«, vernahm Ben Nenths Stimme wie aus weiter Ferne. »Gefällt Ihnen mein Vorschlag nicht?«
»Ganz und gar nicht.«
»Das kann ich mir vorstellen. Doch machen Sie sich bewusst, dass Sie eine schlechte Verhandlungsbasis haben. Hier neben mir sitzt jemand und schlottert vor Angst. Es liegt an Ihnen, was mit meinem Gast geschehen soll. Übrigens kennen Sie ihn. Möchten Sie ihn hören?«
Ben vernahm ein Rascheln, dann Nenths leises Murmeln, von dem kein Wort zu verstehen war und schließlich hörte Ben einen Menschen vor Schmerz und Angst aufschreien. Der Laut ließ ihn zusammenzucken. Auch Stephanie vernahm den Schrei, er sah es an ihrem Blick, der Betroffenheit ausdrückte. Er wünschte, sie wäre nicht herangekommen, um zu lauschen.
»Haben Sie ihn gehört? Falls nicht, können wir es gerne noch einmal wiederholen.«
»Sie widerlicher Teufel!«, zischte Ben. Er fühlte sich vollkommen hilflos. Hilflos und verloren.
Nenth lachte; die Kälte dieses Geräuschs ließ Ben erschauern. »Das sollten Sie nicht sagen, bevor Sie nicht wissen, wozu ich fähig bin. Wie schon gesagt, es liegt an Ihnen. Wenn Sie genau das befolgen, was ich Ihnen gesagt habe, verläuft vielleicht alles in Ihrem Sinne. Falls Sie eine Dummheit planen …«
»Werd ich nicht«, sagte Ben leise.
In der gleichen Sekunde wurde das Gespräch beendet.
11
Der Polizist, den Reimann als Geisel genommen hatte, hieß Kurt Mannhoff. Noch nie in seiner Karriere hatte er auf einen Menschen schießen müssen und er war noch nie mit einer Schusswaffe bedroht worden. Dass es sich um seine eigene Dienstwaffe handelte, die endlose Minuten lang auf ihn gerichtet wurde, machte sich als Pointe gewiss gut, wenn er diese
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