Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
zu haben.«
»Blödsinn«, meinte Ben und musste unwillkürlich lachen, während er eine spanische Olive aus einer kleinen Glasschüssel angelte. »Ich werde mit ihm zusammen versuchen, diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen. Und wenn das getan ist, werden wir vermutlich nie wieder voneinander hören.«
»Aus den Augen, aus dem Sinn?«
»So wird es wohl sein«, bekräftigte Ben. Er legte Stephanie einen Arm um die Schulter und sie schmiegte sich näher an ihn heran. Eine Weile schwiegen sie und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Der Regen ließ ein wenig nach und zog weiter, vielleicht auf der Suche nach weiteren Geschichten, welche die Nacht bereithielt.
Immer wieder wanderten Bens Gedanken zu diesem Fall hin und durchleuchteten ihn von allen Seiten, aber der Lösung kam er nicht näher. Die entscheidende Frage blieb, wie dem Treiben Lutz Bürgers ein Ende zu setzen war. Selbst mit Zoltan Nenths Verhaftung blieb die mörderische Gefahr bestehen, dessen war Ben sich bewusst. Er runzelte die Stirn und stieß ein leises ergebenes Seufzen aus; mal wieder befand er sich in einer Sackgasse.
»Woran denkst du?«, fragte Stephanie. Er wandte den Kopf in ihre Richtung und bemerkte, dass ihr Blick auf ihm ruhte, vermutlich schon seit einigen Sekunden.
Ben schüttelte den Kopf. »An den Fall. Ich frage mich, ob die Entscheidungen, die ich zu treffen habe, die richtigen sind. Bin ich dieser Verantwortung wirklich gewachsen?« Das klang ernüchternder, als es gemeint war, stellte er fest. Er durfte nicht vergessen, dass sie mit ihren Ermittlungen in recht kurzer Zeit bereits einige Erfolge aufzuweisen hatten.
Stephanie richtete sich auf und nahm seine Hand. »Wenn du so einem Beruf nachgehst, wird der Zweifel wohl immer dein Wegbegleiter sein. Du wirst nie wissen, ob das, was du zu tun hast, richtig ist. Find dich damit ab. Zweifel sind ganz natürlich, glaube ich. Und ganz natürlich ist es auch, mit deiner Partnerin darüber zu reden. Ich lass dich nicht allein mit all deinen Gedanken.«
Ben drückte zärtlich ihre warme Hand. »Das weiß ich doch. Und daher liebe ich dich ja auch so sehr.« Er küsste sie und vergaß in diesen Sekunden den Fall und seine quälenden Gedanken. Es gab nur noch Stephanie und ihn auf dieser Welt und sie befanden sich im Hier und Jetzt.
Doch dieser Moment des Friedens zersprang jäh, als Bens Handy schrillte.
9
Es stellte keine Überraschung für Ben dar, dass er die Stimme des Kriminalhauptkommissars vernahm.
»Nenth ist ausgeflogen. Es sieht so aus, als hätte er eine längere Reise geplant, denn in seinem Kleiderschrank fehlen etliche Sachen, die ansonsten wohl an ihrem Platz gewesen wären. Im Keller fanden wir Spuren, die möglicherweise mit einer Beschwörung zu tun haben könnten. Das muss noch von der Spurensicherung untersucht werden.«
»Also war es ein Misserfolg«, resümierte Ben. »Nenth ist weg, die Wohnung leer und verlassen.«
»Hab ich gesagt, dass die Wohnung leer und verlassen war?« Bevor Ben etwas entgegnen konnte, fuhr Crenz fort. »Es war jemand dort, als wir ankamen; ein Mann namens Stefan Reimann. Er trug eine Stofftasche bei sich. In ihr befand sich Geld, knappe Einhunderttausend.«
Ben pfiff leise.
»Der Mann ist ein seltsamer Geselle.«
»Warum?«
» Er weint.«
»Was macht er?« Ben glaubte sich verhört zu haben.
»Er weint und fleht und flennt. Er will überhaupt nicht damit aufhören. Bisher haben wir noch kein vernünftiges Wort aus ihm herausbekommen. Er sitzt zunächst einmal in einem Streifenwagen. Wenn wir hier fertig sind, nehmen wir ihn mit aufs Präsidium und werden uns in aller Ruhe mit ihm beschäftigen. Vielleicht hole ich auch einen Psychologen dazu. Eines ist klar: Seine Verzweiflung ist nicht gespielt, so einen guten Schauspieler gibt es nicht.«
»Ich vermute, er wollte das Geld bei Nenth abliefern«, sagte Ben nachdenklich. »So ähnlich war es dann ja auch bei Thomas Eichinger, dem verschwundenen Juwelier. Nur zu schade, dass der Gastgeber in diesem Fall allerdings bereits ausgeflogen war, sodass der Mann also nichts Besseres mit sich anzufangen wusste, als auf Nenths Rückkehr zu warten.«
»Sehe ich auch so. Übrigens gibt es wegen Eichinger eine Spur. Einem Kollegen fiel sein Auto auf, das knapp zwei Kilometer von Nenths Haus entfernt steht und offensichtlich schon eine Weile nicht mehr bewegt wurde. Ich werde morgen einen Suchtrupp mit einer Hundestaffel losschicken, die das nahe Waldgebiet durchkämmen soll. Leider
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