Paraforce Band 9 - Der Schlag eines Herzens 2
aber wie es um ihre Mentalität stand, davon verstand Milena mehr. Sie stammte schließlich aus diesem Land. Und Milena bewies, dass Tom mit dieser Annahme richtig lag. Mit einer raschen Bewegung wischte sie über den Tresen, auf dem verschiedene Papiere ausgebreitet lagen und Flyer in Kunststoffständern standen. All das segelte lautstark auf den Fußboden.
Der »Becher-Picasso« sprang blitzartig von seinem Stuhl hoch, verschüttete dabei einiges von dem Kaffee, der sich noch in seinem Trinkbehältnis befand, und funkelte Milena wütend an. Der Mann an der Schreibmaschine blieb sitzen und beobachtete die folgende Szene mit einem Gesichtsausdruck, der in Tom den Eindruck weckte, er habe schlicht und ergreifend nicht alle Latten am Zaun.
»Hey, wohl verrückt geworden, was?«
Milena ließ sich nicht beeindrucken, zückte eine eingeschweißte Ausweiskarte und hielt sie dem Becherkritzler entgegen. Er war sicher noch keine 25 Jahre alt. Dennoch wies seine Leibesmitte darauf hin, dass er dringend etwas mehr Sport hätte treiben sollen.
Tom konnte nicht sehen, was auf der Karte stand, aber die Wirkung war beeindruckend. Der junge Polizist schnappte nach Luft und nahm so etwas wie Haltung an. »Es ... es tut mir leid, Frau Kommissarin. Ich ... wir hatten noch nicht mit Ihrer Ankunft gerechnet.«
Tom schmunzelte! Es war eher so, dass die beiden jungen Beamten nicht damit gerechnet hatten, dass eine attraktive Frau mit einem so hohen Dienstgrad hier erscheinen würde. Der junge Beamte blickte zu seinem nur unwesentlich jüngeren Kollegen, doch der machte nur ein ratloses Gesicht.
»Ist der diensthabende Hauptwachtmeister anwesend! Ich habe mit ihm telefoniert.«
»O, na ja, ... der alte Lungochi ... ich meine ...« Der junge Mann rieb sich ob seines Versprechers peinlich berührt über die Stirn. »Hauptwachtmeister Lungochi ist vor einer knappen Stunde aufgebrochen. Er wollte die Absperrung noch einmal überprüfen.«
Nun meldete sich der andere Beamte zum ersten Mal zu Wort. »Allerdings meinte er, er würde wohl nicht lange brauchen. Merkwürdig ...« Er sah zu der großen Uhr, die direkt über dem Eingang hing. »... aber er hätte eigentlich schon längst wieder zurück sein müssen.«
Milena und Tom tauschten schnell einen Blick. »Dass er nicht hier ist, lässt sich nicht ändern. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir uns ebenfalls zum abgesperrten Bereich begeben. Dann können wir vor Ort mit dem Hauptwachtmeister reden«, schlug Tom vor.
Der Beamte vor der Schreibmaschine kratzte sich am Kopf. Milena nickte entschlossen.
»Guter Vorschlag. Einer von Ihnen kommt mit und führt uns. Der andere bleibt hier und ruft uns an, wenn Hauptwachtmeister Lungochi auftauchen sollte.« Sie holte eine Visitenkarte aus der Innentasche ihrer Jacke und reichte sie dem Beamten, der am Tresen stand.
Die beiden jungen Männer tauschten einen unentschlossenen Blick, gerade so, als könne sich keiner entscheiden, wer denn nun mit den Fremden ging und das gut geheizte Revier verließ. Milena verdrehte die Augen. »Heute noch, meine Herren.«.
Der Becher-Verzierer zuckte zusammen, legte die Visitenkarte auf den Schreibtisch seines Kollegen und holte seinen Mantel und eine gefütterte Pelzmütze, die ganz bestimmt nicht den dienstlichen Vorschriften entsprach.
»Wir warten dann draußen auf Sie«, sagte Tom. Er gab Milena ein unauffälliges Zeichen, dass sie ihm folgen sollte. Die beiden verließen das Revier und steuerten den Geländewagen an. Carson öffnete die Beifahrertür und holte seinen Ausrüstungskoffer hervor. Es war nicht klug, unvorbereitet oder gar waffenlos zu dem Ort zu gehen, an dem Vasile Georghe spurlos verschwunden war.
Mit schnellen Griffen öffnete er den gesicherten Koffer.
»Du rechnest mit Ärger, nicht wahr?« , fragte Huffs.
»Das mit Lungochi gefällt mir gar nicht«, meinte Milena fast zeitgleich.
Tom griff in den Koffer und holte einen alten, abgewetzt wirkenden Armee-Taschengürtel hervor, den er sich wortlos umschnallte. Es klimperte und klapperte geheimnisvoll in den geschlossenen Taschen des Gürtels. »Was ist denn in den Gürteltaschen?«
Tom hätte Milena jetzt darüber aufklären können, dass sich in den olivfarbenen Taschen so ziemlich jeder Talisman befand, den er in den letzten Jahren hatte erwerben, ergaunern oder schlicht an sich nehmen können. Immer in der Hoffnung auf diese Weise eine Art von unsichtbarem Schutz aufzubauen.
Seine altgediente Machete, in deren Griff und auf
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