Paraforce Band 9 - Der Schlag eines Herzens 2
von einem Moment zum anderen verschwunden.«
Stelians Stimme klang dumpf unter dem hochgezogenen Mantelkragen hervor. Der Polizist leuchtete mit dem Strahl seiner Lampe in den Bereich hinter dem Band. »Dort ungefähr endeten die Fußspuren.«
»Und ansonsten ist nichts gefunden worden? Kampfspuren? Schleifspuren oder so etwas in der Art?« Toms Stimme klang leicht gereizt, als er diese Fragen stellte. Er hoffte sehr, etwas Brauchbares vorzufinden und den Weg hierher nicht umsonst angetreten zu haben.
Stelian zuckte mit den Schultern. »Da müssen Sie den Hauptwachtmeister fragen. Der hat mit den Experten der Kriminalpolizei gesprochen.«
»Großartig. Die tauschen sich ja nicht wirklich untereinander aus, oder?«
Huffs Kommentar brachte es auf den Punkt. Sein schreckensbleich geschminkter Operator in New York offenbarte im weiteren Zuge, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte.
»Ich habe mal eigeninitiativ gehandelt und mir die entsprechenden Berichte von den Datenbanken der rumänischen Kriminalpolizei heruntergeladen.«
Tom wandte sich an Milena und Stelian. »Ich schaue mich mal auf dem Feld um. Bleiben Sie bitte hier. Ich ... verschaffe mir immer gerne einen eigenen Überblick.«
Er beugte sich unter dem Absperrband durch und entfernte sich von Milena und Stelian.
Er hörte den jungen Polizisten etwas sagen.
»Wie man sich bei diesen Lichtverhältnissen einen Überblick verschaffen will, ist mir ein Rätsel.«
Milena erwiderte etwas, doch das konnte Tom schon nicht mehr verstehen.
»Also, was hast du für mich, Huffs?«
»Ach, beliebt der Herr endlich, wieder mit mir zu sprechen? Findest du es eigentlich witzig, die anderen über unsere Verbindung im Unklaren zu lassen?« Tom atmete schwer, was von Huffs am anderen Ende der Leitung wahrgenommen werden musste.
»Komm zur Sache, Huffs.«
»In Ordnung. Also im Bericht, den die Forensik der Kriminalpolizei angefertigt hat, steht beinahe dasselbe, was euer eifriger Führer vor Ort berichtet hat. Allerdings sind nicht nur Vasile Georghes Fußspuren und sein Zigarettenetui gefunden worden, sondern auch noch einige Schleifspuren, die von der Stelle ausgehen, an der er zuletzt gestanden haben muss.«
Toms Lichtstrahl tastete über den Boden, aber natürlich konnte er jetzt, einige Tage nach Georghes Verschwinden und nachdem es bereits wieder geschneit hatte, nichts mehr von den Spuren ausmachen. »Aber wohin führten denn diese Schleifspuren? Zum anderen Ende des Feldes?«
»Nein, das ist ja das Komische. Tatsächlich brechen die Spuren nur etwa zwanzig Meter hinter seinen Fußspuren ab.«
»Einfach so?«
»Einfach so!«
Tom schürzte die Lippen. Er konnte die Sachverhalte drehen und wenden, wie er wollte. Er kam einfach nicht weiter. Nichts von alledem, was ihm hier auf dem Feld begegnete, schien einen Sinn zu ergeben. Aber Huffs war noch nicht am Ende.
»Übrigens sollen die Zeitgenossen der ersten Vorfälle berichtet haben, dass an den Stellen, wo ihre Freunde, Mitbewohner oder Verwandten vor über 70 Jahren verschwunden sind, ebenfalls Schleifspuren gefunden wurden.«
»Schade, aber das hilft mir nicht wirklich weiter.«
»Sorry!«
Tom schüttelte unwillig den Kopf. »So war das nicht gemeint, Huffs. Du hast alles getan, was nur irgendwie möglich war, aber leider fügen sich die Teile nicht ausreichend zusammen. Was ist damals passiert? Was hat das alles mit den Geschehnissen von jetzt zu tun? Wenn es überhaupt eine Verbindung gibt.«
»Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Es scheint auf jeden Fall etwas Großes zu sein. Etwas Großes und ... ich fürchte auch sehr Hungriges.«
Mit einem Mal zuckte Tom zusammen. Ihm fiel etwas ein.
»Wo steckt eigentlich dieser Hauptwachtmeister?« Er drehte sich im Kreis und ließ den Lichtstrahl durch die immer kompakter werdende Dunkelheit gleiten. Milena und Stelian waren von seiner gegenwärtigen Position nur sehr undeutlich auszumachen. Ansonsten war niemand anwesend.
»Vielleicht ist der schon wieder zurück zur Polizeistation.«
»Möglich, aber irgendwie ...«
Tom sprach den Satz nicht zu Ende.
»Was ... irgendwie?«
»Huffs, erinnerst du dich noch daran, wie ich dir mal von meinen Vorahnungen erzählt habe?«
»Ja, allerdings. Seitdem bist du mir wirklich unheimlich. Ich hoffe doch sehr, dass du im Moment keine hast.«
»Doch leider. Es geht wieder los«, antwortete der Agent.
Noch ehe Huffs etwas erwidern konnte, wurde seine Vorahnung bestätigt. Tom hörte Schreie und Schüsse.
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