Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
eine zu verwunschene und touristisch unerschlossene Stätte, als das man irgendwo auch nur einen einzigen Hinweis auf sie hätte finden können. Unser erster Weg führte zur örtlichen Kriminalpolizei, die in einem unscheinbaren Bürohaus in einer Seitenstraße untergebracht war. Erst ließ man uns eine ganze Weile warten. Ein ziemlich nervöser Constabler wollte uns am liebsten abwimmeln, fand aber wohl keine Handhabe gegen unsere Recherchen. Schließlich empfing uns der Inspector. Er hieß Drake, hatte feuerrotes Haar und ein mit Sommersprossen übersätes Gesicht. Seine dunkelbraunen Augen musterten uns abschätzig.
"Patricia Vanhelsing und Tom Hamilton von den LONDON EXPRESS NEWS", stellte ich uns vor. Meinen Presseausweis würdigte Inspector Drake keines Blickes.
"Wie Sie sich denken können, möchten wir aus fahndungstaktischen Gründen so wenig wie möglich Informationen über diesen Fall herausgeben", erklärte Drake.
"Fahndungstaktische Gründe?", hakte ich nach. "Das bedeutet, Sie gehen davon aus, dass diese Gruppe von Okkultisten ermordet wurde!"
"Nicht unbedingt", erwiderte Drake und lehnte sich etwas zurück. "Wir wissen bislang noch nicht, was diese Leute dort eigentlich gemacht haben. Sehen Sie, jedes Jahr kommen Menschen in diese Gegend, die sich ein Fell überziehen und so tun, als wären sie Druiden aus der Bronzezeit... Die meisten sind harmlose Spinner."
"Und diese waren es nicht?"
Drake hob die Augenbrauen.
"Das wissen wir noch nicht..."
"Was ist denn die Todesursache?"
"Sie haben doch sicher die Agenturmeldungen gelesen!"
"Ja, aber da stand nur, dass keinerlei äußere Verletzungen erkennbar seien!"
"Das ist noch immer der offizielle Kenntnisstand."
"Und der inoffizielle?"
Er atmete tief durch. Sein Blick bekam jetzt etwas Eisiges. Ich bin ihm zu weit gegangen!, dachte ich. Bei diesem Kerl laufe ich gegen eine Wand. Es hat kaum Sinn, die Unterhaltung mit ihm fortzusetzen...
"Wir warten noch immer auf den Bericht der Gerichtsmedizin, das ist alles, was ich Ihnen dazu sagen kann."
"Bedauerlich!"
"So ist es nun mal."
Jetzt mischte sich Tom ein. "Vielleicht könnten Sie uns den Weg nach SixStones beschreiben", meinte er. "Wir würden uns dort gerne mal umsehen..."
"Tut mir leid. Ich bin kein Touristik-Büro!" Inspector Drake hob die Schultern. Er wich meinem Blick aus und schien sich in seiner Haut nicht so recht wohl zu fühlen. Dann setzte er in gedämpftem Tonfall hinzu "Hören Sie, ich kann Sie nicht daran hindern, dort herumzuschnüffeln. Aber ich werde Sie auf keinen Fall dabei unterstützen. Diese Geschichte wird dem Image unserer Stadt noch genug Schaden zufügen! Da braucht nicht auch noch jemand wie Sie kommen, der uns die Arbeit schwerer macht und die ganze Story unnötig aufbauscht!"
Ich nickte und erhob mich von dem Platz, den der Inspector mir angeboten hatte. "Ich denke, wir haben verstanden, was Sie uns sagen wollten, Sir!"
Inspector Drake verzog den Mund zu einem verkniffenen Lächeln.
"Das möchte ich hoffen!"
"Guten Tag!"
Wir verließen die Polizeistation. Ich war ziemlich geladen, als wir wieder im Freien waren. "Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein?", machte ich meinem Ärger Luft. Tom legte mir beruhigend den Arm um die Schulter, nachdem er einen schönen Schnappschuss von der Außenfassade des Polizeigebäudes gemacht hatte. "Inspector Drake ist doch nicht der erste seiner Art, mit dem du zu tun hast!"
"Diese Arroganz!"
"Wenn du ihn mit Inspector Gregory Barnes vergleichst, dann wirkt Drake doch richtig nett!", erinnerte mich Tom an einen Scotland Yard-Beamten, der uns in der Vergangenheit stets Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte, bis wir schließlich herausfanden, dass er ein Mitglied der verbrecherischen Weltuntergangssekte ORDEN DER MASKE war. Ich atmete tief durch, wandte den Blick zu Tom und konnte nicht anders, als sein sympathisches Lächeln zu erwidern. "Du hast recht", gestand ich zu. "Wahrscheinlich lohnt sich die Aufregung nicht!"
Wir besorgten uns in einer Buchhandlung eine detaillierte Landkarte der Gegend, auf der auch SixStones eingezeichnet war. Der Buchhändler war kleiner, hagerer Mann mit eingefallenem, aschgrauen Gesicht und unruhigen, wässrig blauen Augen.
"Sie wollen nach SixStones?", fragte er. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Madam!"
Ich sah ihn etwas erstaunt an, während Tom die Karte wieder zusammenfaltete.
"Wieso sollte das keine gute Idee sein?", erkundigte ich mich.
Er blickte sich um. Es
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