Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
erinnert war.
Die entsetzlichen Schreie, die von der Galeone herübergellten, mischten sich nun zunehmend mit einem triumphierenden Höllengelächter.
In diesem Moment klang von Ferne das Geräusch galoppierender Pferdehufe zu den Männern herüber. Ein Reiter in schwarzem Umhang preschte in wildem Galopp den Strand entlang.
Das Pferd, auf dem er saß, war ein Rappen.
Das Fell war so pechschwarz wie die Nacht selbst. Nur am Kopf blieb eine kleine Blässe, die die Form gekreuzter Knochen hatte.
Der Reiter trug einen dunklen Schlapphut. Er hatte den Umhang vor das Gesicht geschlagen. Lediglich die Augen blieben frei.
Er zügelte das Pferd, als er die Schar der Wartenden erreichte.
Der Chor der Schreienden, der ihm vom Meer her entgegenschallte, schien ihn nicht weiter zu interessieren.
Und auch der geisterhaften Galeone würdigte er keines Blickes.
"So mancher dachte schon, Ihr kommt nicht mehr!", rief jemand aus der Schar der Wartenden.
Der düstere Reiter antwortete nicht sogleich. Er ließ den Blick umherkreisen. Seine Augen flackerten unruhig. Dann kam ein höhnisches Gelächter unter dem Umhang hervor. Es klang heiser und erinnerte an den Schrei der Möwen. "Ihr hattet Angst, dass mir eure erbärmlichen Seelen gleichgültig geworden sein könnten?" Das anschließende Kichern war durch das Meeresrauschen kaum zu hören. "Die Furcht frisst euch innerlich auf... Es tut gut, das zu sehen, meine Freunde!
Beweist es doch, dass nach all der langen Zeit doch noch ein Funken von Leben in euch ist. Etwas, was man kaum vermutet, wenn man in eure welken Gesichter sieht..."
"Es ist nicht mehr viel Zeit!", rief einer der Männer.
Der düstere Reiter wandte den Kopf.
"Haben wir nicht alle Zeit der Welt?", rief er zurück.
In diesem Moment lief die Galeone mit einem furchtbaren, schabenden Geräusch auf Grund. Irgendwo an Bord barst offenbar Holz. Rahen brachen durch den Aufprall aus ihren Halterungen und krachten auf das Deck nieder.
Es ist wie damals, dachte der düstere Reiter, während er dann doch für einen kurzen Moment den Blick seewärts richtete. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied!
Diesmal ist niemand an Bord...Keine lebende Seele!
Der Reiter griff unter seinen Umhang und holte einen Lederbeutel hervor.
Den Inhalt schüttete er in den Sand.
Ein bleicher menschlicher Schädel rollte über den feuchten Untergrund, ehe er schließlich liegenblieb. Ihm folgten ein paar Knochen sowie das Skelett einer Hand.
"Ihr wisst, was ihr zu tun habt", erklärte der Düstere dann an die Anwesenden gewandt, die daraufhin einen Halbkreis um diese Knochen herum bildeten.
Sie streckten die Hände aus und begannen, eine Folge von Silben zu murmeln. Wörter, die immer wieder wie in einem Singsang wiederholt wurden.
"Natamarus Ptoreguum Ktor'a!"
Magere Hände mit faltiger, wie ledern wirkender Haut, streckten sich dem grinsenden Totenschädel im Sand entgegen.
Eine fluoreszierende Aura begann sich um diese Hände herum zu bilden. Der Singsang schwoll an, wurde heiserer und vermischte sich mit dem Rauschen des Meeres und den Schreien der Verdammten, die vom Schiff herüberschollen.
Der düstere Reiter stieg indessen von seinem Pferd herab.
Der Rappen mit der wie gekreuzte Knochen aussehenden Blässe auf der Stirn blieb vollkommen ruhig stehen. Der Düstere starrte hinab auf den Schädel und die Knochen, die jetzt zu zittern begannen.
Die Skeletthand bewegte sich etwas.
Wie ein Krebs krabbelte sie auf ihren Knochenfingern seitwärts.
Der Düstere reagierte blitzschnell.
Sein Stiefel bewegte sich im Bruchteil einer Sekunde nach vorn und trat auf die Knochenhand, die sich noch immer zitternd bewegte und dabei an einen gerade gefangenen Hummer erinnerte.
Unter dem weiten Umhang des Düsteren kam ein schwarzer Handschuh hervor, den er dann mit bedächtigen Bewegungen abstreifte. Darunter blinkte es metallisch. Die Hand des Düsteren bestand aus einer Art bläulich schimmerndem Stahl.
Der Umhang glitt zur Seite. Das Gesicht kam zum Vorschein.
Ein hageres, bleiches Gesicht mit kalten Zügen. Der dünnlippige Mund verzog sich zu einer höhnischen Grimasse.
Grenzenlose Verachtung sprach aus diesen Zügen.
Der Düstere beugte sich nieder. Mit einem entschlossenen Griff packte er die Knochenhand, die unter seinem Fuß gefangen war. Sie vibrierte, als ob sie von einer unheimlichen Kraft erfüllt war. Einer Art Ladung, die jeden Moment entweichen konnte.
Der Schädel und die Knochen, die daneben auf dem Boden
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