Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
irgend etwas über die Ergebnisse seiner bisherigen Recherche wüsste..."
"Wann sollen wir uns auf den Weg machen?", erkundigte ich mich. Ich ahnte Swanns Antwort bereits im Voraus.
"Am besten gestern", meinte er mit ziemlich schiefem Grinsen. Er sah mich an. "Patricia, Sie hatten gerade einen kleinen Zusammenbruch. Ich weiß, dass das eine Story ist, die ihrem Spezialgebiet sehr nahe kommt... Aber wenn Sie nicht hundertprozentig fit sind, hat es keinen Sinn, Sie mit der Sache zu betrauen."
"Ich bin hundertprozentig fit!"
Swanns Blick war durchdringend und prüfend.
"Wie Sie meinen", knurrte er dann. "Aber machen Sie mich später für nichts verantwortlich!"
*
LIBRUM HEXAVIRATUM
Der Name des eigenartigen schwarzen Buches, das ich inmitten des Sechsecks auf dem Bildschirm gesehen hatte, ging mir einfach nicht mehr aus dem Sinn. Auch nicht, als ich mich mit meinem kirschroten Mercedes 190 durch den Londoner Verkehr quälte, um nach Hause, zur Vanhelsing Villa zu gelangen.
Elizabeth Vanhelsing - für mich Tante Lizzy - hatte mich seit dem frühen Tod meiner Eltern bei sich aufgenommen, und ich bewohnte noch immer die obere Etage ihrer verwinkelten viktorianischen Villa. Der Rest dieses Anwesens war angefüllt mit Tausenden von Büchern, okkulten Schriften und Gegenständen sowie einem umfangreichen Pressearchiv, das jede nur irgendwie zugängliche Information zu allen Bereichen des Übersinnlichen, der Parapsychologie oder anderer Grenzwissenschaften enthielt.
Ihr Archiv des Ungewöhnlichen war vermutlich das größte seiner Art in ganz England. Seitdem ihr Mann Frederik auf einer Forschungsreise verschollen war, hatte Tante Lizzy sich ganz der Erforschung des Okkulten gewidmet. Und sie war auch die Erste gewesen, die mich auf meine Gabe hingewiesen hatte.
Vielleicht findet sie etwas über dieses LIBRUM HEXAVIRATUM heraus, ging es mir durch den Kopf.
Ich hatte die dumpfe Ahnung, dass sich hinter diesem Namen etwas Wichtiges verbarg.
Ein finsteres Geheimnis, das eine eigenartige Faszination auf mich auszuüben begann. Ich versuchte, mir die Situation vor dem Computerschirm noch einmal zu vergegenwärtigen. Das war mehr als ein gewöhnlicher Computer-Virus, ging es mir durch den Kopf. Es muss mehr gewesen sein! Nicht nur ein paar geschickt angeordnete Graphik-Animationen... Diese Welle aus mentaler Energie, die mich hatte ohnmächtig werden lassen...
Da musste mehr hinterstecken, als nur der Spieltrieb einiger gelangweilter Okkultismus-Jünger aus den Reihen der Computer-Kids, die eine große Boulevard-Zeitung das Fürchten lehren wollte.
Ich atmete tief durch, während vor mir die Ampel auf grün sprang. Hinter mir hupte ein ungeduldiger Lieferwagenfahrer.
LIBRUM HEXAVIRATUM.
Dieses verfluchte Buch hatte mich in jenem Augenblick, als die Dunkelheit gekommen war, regelrecht hypnotisiert. Mir schauderte noch jetzt vor der Kraft, die ich dahinter gespürt hatte.
Es dauerte eine Weile, bis ich Tante Lizzys Villa erreichte.
Mit Tom hatte ich abgemacht, dass er mich mit seinem Volvo später abholen würde, so dass wir dann gleich in Richtung Northumberland aufbrechen konnten.
Wir hatten dann eine ziemlich lange Tour vor uns und würden Darnby-on-Sea vermutlich erst sehr spät am Abend erreichen.
Wenn Tom und ich uns am Steuer abwechselten, musste das zu schaffen sein. Jedenfalls lag Swann daran, dass wir so schnell wie möglich unsere Recherchen vor Ort aufnahmen.
Ich lenkte den Mercedes 190 in die Einfahrt der Villa und stieg aus.
Der Tag war dunstig geblieben.
Einer jener Februartage, an denen es gar nicht so richtig hell zu werden schien. Eine feuchte Kühle machte alles klamm und kalt. Ich schlug den Kragen meiner Jacke hoch, als ich ausstieg und auf die Haustür zuging.
Einen Augenblick blieb ich stehen und blickte an den alten Mauern empor. Hier und da war Moos in die Mauerritzen und Fugen hineingewachsen. An einer Seite der Villa rankte inzwischen wilder Wein hoch empor. Ein verwinkeltes Gebäude im viktorianischen Stil, dessen dazugehörige Gartenanlagen immer leicht verwildert wirkten.
Ich fragte mich, wie lange ich hier wohl noch wohnen würde.
Ich konnte mich noch gut an den ersten Tag erinnern...
Jenen Tag, an dem ich von meiner Großtante aufgenommen und danach wie eine eigene Tochter aufgezogen worden war.
Irgendwann wird die Zeit des Abschieds kommen, dachte ich. So oder so. Wenn ich bei meinen Eltern aufgewachsen wäre, wäre das nicht anders gewesen... Das ist der
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