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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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weilten im Minimenkloster am anderen Ende des Parks zur Andacht, und von königlichen Bogenschützen sei nirgends eine Spur zu sehen. Worauf Navarra, im stillen sicherlich erleichtert, aber ohne ein Lächeln, ohne ein Wort an Bord ging.
    In Navarras Gefolge betrachtete ich Schloß Plessis-les-Tours, und ich verstand, weshalb Ludwig XI., der ein sehr mißtrauischer König gewesen war und Überraschungen fürchtete, dort so gern wohnte: Das Schloß lag, wie gesagt, auf einer Art Insel, und als hätten Loire, Cher und Saint-Anne zu seiner Verteidigung nicht ausgereicht, war es obendrein noch von Gräben umschlossen. Gewiß hätte man die Backsteinmauern, mit weißem Haustein um Türen und Fenster, leicht zusammenschießen können, aber wie schwer hätte es gehalten, Kanonen übers Wasser zu bringen, die überdies zu Zeiten Ludwigs XI. noch nicht so schlagkräftig waren wie heute.
    Obwohl das Gebäude für mein Gefühl nicht so schön gelegen war wie Mespech, von wo man die Berge und Schluchten des Périgord überschaute, war es doch ein hübsches Landhaus, mit einem großen, sicherlich wildreichen Park und mit schönen Obstgärten ringsum, und es leuchtete mir ein, daß ein »in Worten und Kleidern bescheidener« König wie Ludwig XI. sich hier, im milden Licht der Loire, wohl befand.
    Mein Herr hingegen, der Städte zum Leben bevorzugte, besonders sein undankbares Paris, hatte sich lieber in einem schönen Palast in Tours einquartiert, wo er seine gewohnten Bequemlichkeiten fand.
    |26| Hauptmann Vignelles, der das Schloß auf Navarras Befehl hatte »erkunden« sollen und bis auf einen altersschwachen Majordomus leer gefunden hatte, war nicht zimperlich gewesen und hatte es kurzerhand besetzt: das Eingangstor im Norden samt einer von zwei Türmen bewachten Zugbrücke, den großen fünfeckigen Turm im Westen, von dem man über eine Treppe zum Schlafgemach Ludwigs XI. gelangte, und seine Schweizer hatte er im Ehrenhof vor dem königlichen Wohnhaus verteilt, das beiderseits von einem rechtwinkligen Flügel flankiert wurde.
    »Sankt Grises Bauch, Vignelles!« sagte Navarra belustigt zu seinem Hauptmann, als der, den Majordomus im Schlepptau, ihm Meldung erstattete, »dachtest du, du bist in Feindesland, daß du das Schloß des Königs besetzt hast?«
    »Sire«, sagte Vignelles, ein schöner, fuchsroter Offizier, der aus einfältigen blauen Augen schaute und stramm stand wie ein Holzsoldat, »ich habe für Eure Sicherheit gesorgt.«
    »Das hast du gut gemacht, Vignelles«, sagte Navarra leise, »auch«, setzte er lauter hinzu, indem er ihn anblinzte, »wenn deine Anordnungen dem König mißfallen werden und ich dich werde anweisen müssen, sie aufzuheben.«
    »Zu Befehl, Sire«, sagte Vignelles, viel zu glücklich, mit seinem Herrn unter einer Decke zu stecken, als daß ihn die Aussicht auf den öffentlichen Tadel schreckte.
    »Bist du der Majordomus von Plessis?« fragte Navarra den alten Mann, der Vignelles atemlos hinterhergehumpelt kam.
    »Jawohl, Monseigneur«, sagte der Alte.
    »Was heißt hier Monseigneur?« sagte Vignelles entrüstet. »Weißt du nicht, daß du zum König von Navarra sprichst?«
    »Jawohl, Sire!« sagte der Majordomus, indem er die Augen aufriß und sich mit entsetzter Miene bekreuzigte.
    »Warum bekreuzigst du dich, mein Guter?« fragte Navarra.
    »Mit Verlaub, Sire, weil Ihr von unserem Heiligen Vater, dem Papst, exkommuniziert worden seid.«
    »Dein Herr auch«, sagte Navarra, »oder doch bald.«
    »Aber mein Herr Heinrich III. ist Katholik!« meinte der Majordomus.
    »Hast du gehört, Roquelaure?« sagte Navarra. »Ein exkommunizierter Katholik ist nicht so teuflisch wie ein exkommunizierter Hugenott.«
    |27| »Ja, Sire«, sagte Roquelaure, »auch in der Hölle gibt es Grade.«
    Jenseits der Zugbrücke und des Grabens wurde Navarra vom Großprior von Frankreich begrüßt, den mehrere königliche Edelleute begleiteten. Sein Herr habe ihn vorausgeschickt, sagte der Großprior, um ihn, Navarra, zu ihm zu geleiten. Der König verlasse soeben das Kloster und komme durch den Park, um mit ihm zusammenzutreffen.
    Der Großprior, der weder von seiner Herkunft noch von seinen Funktionen oder Gewohnheiten her etwas mit Religion zu tun hatte, war der illegitime Sproß Karls IX. und Marie Touchets und strahlte im vollen Glanz der Jugend, noch keine sechzehn Jahre alt, schön und wohlgestalt, wie oft Kinder der Liebe und nicht der Staatsräson. Dazu war er ein geistvoller Prinz, unerschrocken im Krieg,

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