Paris - Stadt der Sehnsucht
lassen?“
„Ich weiß, dass Sie mir nicht glauben, aber ich kann es schaffen, unsere Firma wieder nach oben zu bringen.“
„So oder so, die Fische müssen weg. Ich führe hier kein Aquarium. Um Ihren Job zu machen, brauchen Sie nur ein Notebook und eine Internetverbindung. Davon haben Sie doch schon gehört, nicht wahr?“
Gegen seinen Willen war Damon von Pollys Beharrlichkeit beeindruckt. Konnte es sein, dass ihr die Zukunft der Angestellten ernsthaft am Herzen lag?
Er schüttelte den Kopf. Vermutlich hatte sie nur endlich begriffen, dass sie bei einem Bankrott nicht nur ihr bequemes Einkommen, sondern auch ihr Erbe verlieren würde.
Wenn möglich, war Polly in den letzten Minuten noch blasser geworden. Sie kam mit unsicheren Schritten zu seinem Schreibtisch und legte einen kleinen USB-Stick vor ihn. „Hier ist die Präsentation. Sehen Sie sich die Zahlen an. Neunzig Prozent unserer Ausgaben sind in die Taschen von einem Prozent der Beschäftigten gewandert. Dieses eine Prozent sind Sie heute mit dem Vorstand losgeworden. Damit haben wir bereits gewaltige Betriebsausgaben eingespart.“
Damon ertappte sich dabei, wie er fasziniert die weiche Kurve ihrer Unterlippe betrachtete. „Ich bin erstaunt, dass Sie einen Begriff wie ‚Betriebsausgaben‘ kennen, Miss Prince.“
„Bitte sehen Sie sich die Datei an.“
Damon versprach sich nicht viel von Pollys Präsentation, aber sie würde ihn wenigstens von seinen Gedanken an ihren aufregenden Körper ablenken. Er steckte den USB-Stick in seinen Computer und öffnete die Datei.
„Sehen Sie!“ Polly beugte sich vor und deutete auf den Bildschirm. Für einen Moment nahm Damon ihren zarten Duft wahr, und sein Herz klopfte schneller. „Wir haben alle Aufträge bekommen, um die wir uns beworben haben. Nicht einer ist an unsere Mitbewerber gegangen. Sechs große Neukunden bereits in diesem Jahr! Ein Kunde hat gesagt, unser Entwurf wäre der kreativste und aufregendste seit Jahren!“
Ehrlich überrascht sah Damon, dass Pollys Müdigkeit verschwunden war. Sie vibrierte vor Energie und Begeisterung. „Aufregende und kreative Konzepte treiben eine Werbeagentur nicht in den Bankrott.“
„Nein, aber zu hohe Betriebskosten und schlechtes Management. Wir hatten beides.“
„Ich verstehe nicht ganz, wem Sie daran die Schuld geben. Schließlich war Ihr Vater der Firmenchef.“
„Schuldzuweisungen sind Zeitverschwendung. Ich bitte Sie nur, sich die Fakten anzuschauen und uns eine Chance zu geben.“ Sie zögerte einen Moment. „Ich weiß, dass Sie gut in Ihrem Job sind, doch das sind wir auch. Zusammen könnten wir herausragend sein.“
Mit einer geschmeidigen Bewegung beugte Polly sich noch weiter vor, schloss die Datei und zog den USB-Stick aus dem Computer. Dabei löste sich eine seidige Haarsträhne aus ihrem Knoten und fiel leicht wie eine Feder auf Damons Wange.
Gleichzeitig mit Polly hob er eine Hand, um ihr Haar fortzustreichen, und ihre Finger berührten sich. Mit knallrotem Gesicht zog Polly ihre Hand fort und sprang zurück. Sie wirkte genauso entsetzt über den kurzen Körperkontakt wie Damon.
„Ich … behalten Sie die Datei, dann … dann können Sie sich in Ruhe alles noch einmal anschauen“, stotterte sie und steckte die rebellische Haarsträhne mit zitternden Fingern hinter das Ohr. „Falls Sie mich brauchen: Ich bin unten und helfe beim Auspacken.“
Damon konnte seinen Blick kaum von ihren schlanken Händen lösen. Plötzlich blinzelte er und starrte auf ihre Fingernägel. „Ist das etwa …?“
Polly versteckte ihre Hände blitzschnell hinter dem Rücken.
„Zeigen Sie mir Ihre Nägel.“
Pollys Augen funkelten aufbegehrend, und für einen Moment erwartete Damon, dass sie sich einfach umdrehen und gehen würde. Doch dann streckte sie langsam ihre Hände aus. „Hier!“
„Sie haben einen Totenschädel mit gekreuzten Knochen auf Ihren Nägeln!“
„Ich weiß. Das ist Kunst.“ Sie zuckte die Achseln. „Und vor allem Spaß.“
„Ein Totenkopf?“
„Das erschien mir für heute angemessen. Außerdem besitzt einer unserer größten Kunden eine Kosmetikfirma, die sich auf Nagellack spezialisiert hat. Das finden Sie alles in der Präsentation. Wir … was tun Sie da?“ Ihr nervöses Geplapper brach ab, als Damon nach ihrer Hand fasste. Sie versuchte, sich zu befreien, aber er hielt sie mit eisernem Griff.
Wie weich und zart ihre Finger sind! dachte Damon. Er versuchte, die Vorstellung zu verdrängen, wie diese Hände über
Weitere Kostenlose Bücher