Paris - Stadt der Sehnsucht
konnte.
Bei dem Gedanken an Damon klopfte ihr Herz schneller. Ihre Haut prickelte noch immer dort, wo sich ihre Hände berührt hatten. Sie musste lächeln, als sie sich an seinen entsetzten Gesichtsausdruck erinnerte.
Kein Wunder, dachte sie. In Zeitschriften sah man ihn selten zweimal mit derselben Frau an seiner Seite, aber seine Begleiterinnen waren ausnahmslos kühle und makellos elegante Schönheiten.
Polly sah an sich herunter. Damons Freundinnen würden bestimmt niemals barfuß im Schneidersitz auf dem Boden hocken, ganz zu schweigen von ihren rettungslos zerzausten Haaren.
Wieso in aller Welt denke ich über Damon Doukakis’ Frauentyp nach? fragte sie sich ärgerlich. Sie hatte nun wirklich Wichtigeres zu tun!
Seufzend betrachtete sie ihren Schreibtisch. Er war mit pinkfarbenen Telefonnotizen übersät, die Debbie aufgeklebt hatte: „Vernon White – dringend, Honey Hair – dringend, Cool Campaigns – dringend …“
Polly wurde von Panik erfasst. Wie sollte sie das alles schaffen? Irgendwann musste sie wieder einmal schlafen, und zwar in ihrem eigenen Bett, nicht mit dem Kopf auf dem Schreibtisch.
Doch sie konnte die Anrufe nicht aufschieben. Die Kunden hatten aus den Medien von der Übernahme erfahren. Sie mussten dringend beruhigt werden, sonst würden sie ihre Aufträge an andere Agenturen geben. Polly massierte ihren schmerzenden Nacken, dann zog sie das erste Zettelchen ab.
Gerade als sie die Nummer ins Telefon tippte, öffnete sich die Tür, und Damon Doukakis kam auf sie zu. Sein Anblick in einem schwarzen Smoking raubte ihr den Atem. Ihr Herz raste so schnell, dass sie glaubte, es müsste jeden Moment zerspringen.
Das ist nur der Schlafmangel, versuchte sie sich einzureden. Es konnte nicht an Damon liegen, dass sich plötzlich der ganze Raum um sie drehte. Sie war froh, dass sie saß, sonst hätten ihre zitternden Beine unter ihr nachgegeben.
„Hübscher Anzug“, versuchte sie ihre Unsicherheit mit Spott zu überspielen. „Ich wusste nicht, dass Sie einen Nebenjob als Kellner haben.“
Damon erwiderte ihr Lächeln nicht. „Warum sitzen Sie auf dem Boden? Und wo sind Ihre Schuhe?“
„Unter meinem Schreibtisch. In den hohen Absätzen tun mir nach einem langen Tag die Füße weh.“ Als ihr bewusst wurde, dass sein Blick auf ihren Beinen ruhte, wurde ihr noch heißer. Sie unterdrückte den Impuls, sich mit einem Aktenordner Luft zuzufächeln. „Sparen Sie sich Ihre Predigt, ich würde niemals einen Klienten ohne Schuhe begrüßen.“
„Sie sind wirklich …“ Er brach mitten im Satz ab. Erst jetzt schien er zu bemerken, wie verwandelt das Büro war. „Was ist denn hier passiert?“
„Sie haben uns gesagt, wir könnten uns hier einrichten.“ Polly ärgerte sich über ihren verteidigenden Tonfall. Sie stand auf und reckte sich zu ihrer vollen Größe, aber ohne ihre Absätze musste sie noch immer zu Damon aufschauen. Doch er sah sie nicht an.
Polly folgte seinem erschütterten Blick. „Hups!“, murmelte sie.
Irgendjemand hatte einen Kalender mit halb nackten Feuerwehrmännern neben seinen Schreibtisch gehängt. „D… das stammt von einem unserer Projekte. Ein Meisterstück, finden Sie nicht?“
„Sie haben wirklich ein ganz besonderes Kunstverständnis“, gab Damon spöttisch zurück.
Polly zuckte die Achseln. „Wir haben es nun mal gern gemütlich. Und wir können besser arbeiten, wenn wir uns wohlfühlen.“
„Haben sich auch die Fische eingelebt?“, fragte Damon verdächtig sanft. „Gefällt ihnen die Aussicht? Ich hoffe, sie haben kein Heimweh. Kann ich vielleicht irgendetwas tun, damit sie sich wohler fühlen?“
Polly ignorierte seinen Sarkasmus. „Kommen Sie ihnen einfach nicht zu nah. Sie haben Angst vor Haien.“
„Ich bin kein Hai, Miss Prince.“ Damons dunkle Brauen zogen sich finster zusammen. „Haben Sie schon von Ihrem Vater gehört?“
„Nein.“ Plötzlich war Polly zu müde, um weiterzukämpfen. Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe arbeiten lassen?
Für einen Moment musterte Damon sie schweigend. „Ruft er Sie niemals an?“
Nein, dachte Polly. Das tut er nicht. Sie versuchte, Damon nicht zu zeigen, wie sehr er sie mit seiner Frage getroffen hatte. „Wir ziehen unsere Unabhängigkeit vor“, antwortete sie leise. „Gibt es sonst noch etwas? Ich bin nämlich sehr beschäftigt.“ Sie deutete auf die pinkfarbenen Zettelchen auf ihrem Schreibtisch.
Plötzlich änderte sich der Ausdruck seiner schwarzen Augen. „Sie sehen
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