Paris - Stadt der Sehnsucht
Wollen Sie mit mir in die Badewanne steigen oder sich neben mich ins Bett legen? Das ist nämlich alles, was ich heute noch tun werde.“
Damon hob den Kopf und sah sie an. Zu ihrem Entsetzen stellte Polly sich unwillkürlich vor, mit Damon in der Wanne zu liegen. Wieso kann ich nicht einfach den Mund halten? fragte sie sich mit glühenden Wangen. „Es geht mir gut, wirklich. Ich brauche nur ein paar Schmerztabletten und viel Schlaf. Gesellschaft ist nicht nötig“, versicherte sie ihm.
Plötzlich wurde ihr klar, wie tröstlich seine Anwesenheit war, und sie hätte ihre Worte am liebsten wieder zurückgenommen. Sie seufzte erleichtert auf, als der Fahrstuhl endlich anhielt. Geräuschlos glitten die Türen auf. Es wurde höchste Zeit, aus Damons Nähe zu entkommen.
Als er die Karte in das Sicherheitsschloss steckte, fiel Polly ein Zeitungsartikel über das Penthouse im Doukakis Tower ein. Sie erinnerte sich an Bilder von einem Swimmingpool, einem gewaltigen Dachgarten und Rundumausblick. Doch die Wirklichkeit war noch weit beeindruckender als die Fotos. Der Architekt hatte es geschafft, den Raum zwar modern, aber zugleich gemütlich einzurichten.
„Oh!“ Polly hielt die Luft an und starrte aus den bodentiefen Fenstern auf die funkelnde Stadt zu ihren Füßen, bevor sie sich bewundernd umschaute. „Wahnsinn!“, stieß sie aus. „So viel Glas habe ich noch nie gesehen.“
„Ich habe gern viel Licht und Raum um mich. Darauf habe ich auch bei meiner Villa in Griechenland geachtet.“
Zum ersten Mal hatte Damon etwas Persönliches zu ihr gesagt. Polly suchte vergeblich nach einer unbefangenen Erwiderung. Ihr fiel auf, dass sie es nicht gewohnt war, Small Talk mit Männern zu halten. „Sie … Sie haben eine Villa in Griechenland? Sie Glücklicher!“ Meine Güte, etwas Langweiligeres konnte mir wohl nicht einfallen! schimpfte sie still.
Kein Wunder, dass er sie für eine Idiotin hielt. Seine schöne Verabredung hatte bestimmt keine Probleme, ihn intelligent und schlagfertig zu unterhalten. Vielleicht half es, wenn sie sich vorzustellen versuchte, er wäre ein Kunde. Bei geschäftlichen Gesprächen war sie niemals unsicher.
Zum Glück schien Damon nicht zu ahnen, was in ihrem Kopf vorging. Er deutete zu einer Tür am anderen Ende des Raumes. „Sie können die Gästesuite benutzen. Kommen Sie mit.“
Polly betrachtete die dicken weißen Teppiche auf dem dunklen Holzfußboden, dann schlüpfte sie aus ihren Schuhen. Plötzlich fühlte sie sich wie ein streunender Hund, der sich verlaufen hatte.
Als sie Damon folgte, spürte sie einen Anflug von Neid. Dieser Mann lag sicher nicht nachts wach und dachte darüber nach, wie er seinen Leuten den Job erhalten konnte. Im Vorübergehen warf sie einen Blick in eine moderne Hightech-Küche.
Damon blieb stehen. „Haben Sie Hunger? Ich kann meinen Koch bitten, Ihnen etwas zu richten.“
„Nein, es sei denn, er hat ein Rezept für Spaghetti mit Schmerzmittelsoße. Aber trotzdem vielen Dank für das Angebot.“
Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer Wendeltreppe abgelenkt, die von zahllosen kleinen Lämpchen erhellt war und aussah, als käme sie direkt aus einem Märchenbuch.
Bisher hatte Polly sich nie für besonders romantisch gehalten, aber jetzt überlegte sie, ob Damon jemals eine Frau diese Treppe hinaufgetragen hatte.
„Polly?“ Damons schroffe Stimme schreckte sie auf.
Mit glühenden Wangen folgte sie ihm durch eine breite Schiebetür. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. In einem großen Kamin flackerte ein gemütliches Feuer. Von dem riesigen Bett aus konnte man den atemberaubenden Blick auf London genießen. Kein Gast, der jemals hier geschlafen hat, wird freiwillig wieder gehen wollen, dachte Polly wehmütig.
„Das Bad ist dort hinter der Tür. Sie haben Blut in Ihrem Haar …“ Damon hob die Hand, als wollte er sie berühren, doch dann ließ er sie wieder sinken und trat hastig einen Schritt zurück.
„Ich denke nicht …“
„Brauchen Sie Hilfe?“, begannen sie gleichzeitig.
Polly biss sich auf die Lippen, um nicht Ja zu sagen. Insgeheim wünschte sie sich, er hätte ihr niemals seine Hilfe angeboten. Sie hatte kein Problem damit, wütend auf Damon zu sein, doch mit Dankbarkeit konnte sie nicht umgehen.
Vielleicht ist er wirklich skrupellos, aber er ist auch ein anständiger Mensch! dachte sie plötzlich. Außerdem beängstigend attraktiv.
Damon beugte sich vor und drückte einen Knopf neben dem Bett. Dabei rutschte seine Manschette hoch
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