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Paris - Stadt der Sehnsucht

Paris - Stadt der Sehnsucht

Titel: Paris - Stadt der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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hatte, war die Verantwortung für seine Schwester so natürlich wie das Atmen geworden.
    Er erinnerte sich an den Tag, als er einen Anruf von Ariannas Rektor erhalten hatte. Ohne zu zögern, hatte er ein wichtiges Meeting verlassen und war zu ihrer Schule gefahren. Seit der Zeit war er streng zu ihr gewesen. Vielleicht sogar ein bisschen zu streng, gestand er sich ein. Aber Teenager brauchten nun mal Regeln und Disziplin.
    Zu seinem Erstaunen stellte Damon fest, dass bei der Erinnerung an den verhängnisvollen Tag kaum Bilder von Arianna in seinem Kopf auftauchten, doch er sah Polly vor sich, als wäre es gestern gewesen.
    Während seiner Standpauke hatte sie in einer Ecke des Büros gestanden und trotzig seinen Blick erwidert. Allein. Kein Zeichen von ihrem Vater. Hatte dieser Mann sich überhaupt jemals um seine Tochter gekümmert?
    Damon sah zur Tür des Gästezimmers hinüber. Sollte er sich vergewissern, ob mit Polly alles in Ordnung war? Der Arzt hatte ausdrücklich erklärt, dass sie nicht allein sein sollte.
    Er verscheuchte die Vorstellung, wie sie reglos und bleich auf dem Badezimmerboden lag. Natürlich war sie nicht bewusstlos! Dieses Mädchen war hart im Nehmen. Sie würde nicht zusammenbrechen. Doch er wurde das Bild nicht los.
    Schließlich stand er seufzend auf und ging leise zu ihrer Tür. Nur ein Blick! versprach er sich selbst. Er würde sich nur überzeugen, dass sie noch atmete, und sie dann sofort wieder allein lassen.
    Geräuschlos öffnete er die Tür. Polly hatte sich auf der Überdecke zusammengerollt. Neben ihr lag ihr geöffnetes Notizbuch auf der weißen Seide. In ihrer Hand hielt sie einen Füllhalter, aus dem leuchtend blaue Tinte in den zarten Stoff gesickert war.
    Doch nicht der Fleck fesselte Damons Blick, sondern Pollys Gesicht. Es war fast so weiß wie die Überdecke. Vor Sorge vergaß er seine Vorsicht. Mit zwei Schritten war er neben ihr. Sanft schob er das Haar zurück und berührte ihre Wange. Als er ihre Wärme spürte, atmete er auf.
    Wie zart ihre Haut ist, dachte er. Ihr Haar fühlte sich weicher an als die Seide der Decke. Damon ließ seine Hand sinken und betrachtete Polly.
    Unter ihren Augen lagen fast schwarze Schatten. Die Beule auf ihrer Stirn hatte sich tief violett gefärbt. Im Schlaf wirkte Polly sehr jung und erschreckend verletzlich. Ob sie traurig war, weil ihr Vater sich nicht meldete? Oder hatte sie sich nach all den Jahren an seine Gleichgültigkeit gewöhnt?
    „Wenn es einen Notfall gibt, bewältige ich ihn eben“, hörte er wieder ihre Worte.
    Das hatte sie heute getan, musste er zugeben. Ihm mochte nicht gefallen, wie sie das Büro einrichtete, doch sie hatte härter gearbeitet als jeder andere. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Leute verteidigt hatte, war beeindruckend gewesen.
    Polly hatte sich so klein zusammengerollt, dass sie winzig in dem riesigen Bett wirkte. Und doch konnte sie ihn so ärgerlich machen!
    Sanft löste er den Stift aus ihren Fingern und legte ihn auf den Nachttisch. Als er sich vorbeugte, um sie zuzudecken, rutschte ihr pinkfarbenes Notizbuch von der Decke, fiel auf den Boden und öffnete sich.
    Damon lächelte, als er einen Blick auf ihre Kritzeleien warf.
    „Renne, atme …“ Mit einem türkisfarbenen Stift hatte sie es wieder durchgestrichen.
    „Renne, lebe …“, stand in der nächsten Zeile.
    Damon griff nach dem Notizbuch: „Lebe, um zu rennen.“
    Er blätterte weiter. Seite um Seite war mit unterschiedlichen Wortkombinationen bedeckt. Alle waren durchgestrichen, doch am Ende war Polly offensichtlich zufrieden gewesen: „Renne, lebe, atme!“ Diese Zeile war wild umrandet.
    Damon konnte seine Augen nicht von dem Schriftzug lösen. Mit dem Buch in der Hand ließ er sich auf den Bettrand sinken.
    Er hatte Polly vollkommen falsch beurteilt! Die brillante Kampagne stammte aus ihrer Feder!

6. KAPITEL
    Wann hört dieses grässliche Brummen endlich auf? dachte Polly im Halbschlaf. Sie zog sich die Decke über den Kopf und kuschelte sich enger in den warmen Arm, der sie umfangen hielt.
    Arm? Plötzlich war Polly hellwach. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Bei der hastigen Bewegung fuhr eine Schmerzwelle durch ihren Kopf. Das helle Licht stach in ihren Augen, als sie auf Damon niederschaute. Die obersten Knöpfe an seinem schwarzen Seidenpyjama waren geöffnet und enthüllten seine muskulöse Brust. Polly unterdrückte den Impuls, sich wieder in seine starken Arme zu schmiegen.
    In diesem Moment schlug er die Augen auf und

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