Paris - Stadt der Sehnsucht
blicken lassen?“
„Ich bin es gewohnt, allein zurechtzukommen.“ Polly wandte die Augen ab, doch Damon hatte das verräterische Glitzern bereits gesehen, und er fragte sich, ob die Beziehung zu ihrem Vater wirklich so problemlos war, wie sie behauptete.
Polly versuchte, sich ihre Schwäche nicht anmerken zu lassen. Sie rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Dann hob sie den Kopf und sah Damon kämpferisch an. „Ich verstehe Sie einfach nicht. Den ganzen Tag lang verhalten Sie sich, als wollten Sie mich am liebsten selbst ins Krankenhaus bringen, und dann lassen Sie meinetwegen Ihre Verabredung im Stich.“
„Ich habe sie nicht im Stich gelassen, sondern dafür gesorgt, dass sie nach Hause gefahren wird“, gab Damon kühl zurück. Erst jetzt schien er sich wieder zu erinnern, dass Polly verletzt war. „Erzählen Sie mir, was passiert ist“, fuhr er sanfter fort.
„Ich bin ins Gedränge geraten, gestolpert und in eine Kamera gefallen. Aber es geht mir gut. Es war wirklich nett von Ihnen, zur Klinik zu kommen, aber ich kann allein nach Hause gehen.“ Sie versuchte, sich an ihm vorbeizuschlängeln, doch er streckte den Arm aus und hielt sie zurück.
Nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten, sie an sich zu ziehen. „Sie werden heute Nacht nicht allein bleiben.“ Er räusperte sich, als ihm die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst wurde.
„Wollen Sie die Nacht mit mir verbringen?“ Polly lachte spöttisch, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Beruhigen Sie sich, das war ein Scherz! Ich weiß genau, dass Sie lieber Wanzen als mich in Ihrem Bett hätten.“
Damon kämpfte erfolglos gegen die Vorstellung, was er mit ihr in seinem Bett tun würde. „Warum sind Sie nicht im Krankenhaus geblieben?“, fragte er heiser.
„Haben Sie vergessen, dass ich morgen ein Meeting in Paris habe?“
„In Ihrem Zustand fahren Sie auf keinen Fall!“
„Doch! Ich fahre!“
„Wenn Ihr Vater hier wäre, würde er es bestimmt nicht erlauben.“
„Doch, das würde er. Ich treffe schon seit Jahren meine eigenen Entscheidungen, und morgen fahre ich nach Paris!“ Polly befreite ihren Arm mit einem Ruck aus seinem Griff und begann, in Richtung U-Bahn-Station zu gehen.
Damon stieß einen leisen Fluch aus. Was sollte er nur mit dieser Frau anstellen? Sie über die Schulter werfen und forttragen? Mit wenigen Schritten hatte er sie eingeholt. „Wieso wollen Sie unbedingt nach Paris? Geht es Ihnen um einen kostenlosen Urlaubstag? Oder haben Sie eine Affäre mit dem Kunden?“
Polly stieß einen erstickten Laut aus. „Sie haben wirklich keine hohe Meinung von mir!“
Glitzerten Tränen in ihren Augen? Plötzlich bereute er seine Worte. „Ich kenne Gérard“, verteidigte er sich. „Wie die meisten Franzosen schätzt er schöne Frauen, und Sie kommen neun Stunden vor Ihrem Meeting an.“
„Daraus schließen Sie, ich hätte eine Affäre mit ihm?“ Polly sah ihn kopfschüttelnd an. „Sie sollten sich entscheiden, Damon. Heute Morgen haben Sie mir gesagt, ich würde wie ein Flamingo aussehen, und jetzt halten Sie mich plötzlich für eine männermordende Schönheit?“
Zum ersten Mal seit langer Zeit wusste Damon nicht, was er sagen sollte. „Ich frage mich nur, warum dieses Meeting in Paris so wichtig für Sie ist“, gab er etwas lahm zurück.
„Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass ich einfach meinen Job ernst nehme? Oder trauen Sie das einer Frau, die wie ein Flamingo aussieht, nicht zu?“
„Ich habe von Ihrer Strumpfhose gesprochen! Niemals habe ich behauptet, Sie wären nicht schön“, entfuhr es Damon, bevor er die Worte zurückhalten konnte. „Ich versuche nur, Ihnen zu helfen, Polly“, fuhr er hastig fort. „Sie sind verletzt, und vor Ihrem Haus lauert die Presse. Bitte steigen Sie in den Wagen, bevor die Journalisten ein zweites Mal über Sie herfallen.“
„Ich brauche keine Hilfe. Ich habe immer alles allein geregelt. Außerdem muss ich für morgen packen.“
„Heute passe ich auf Sie auf.“ Damon streckte seine Hand aus. „Bitte geben Sie mir Ihre Schlüssel. James wird uns im Bürogebäude absetzen. Machen Sie ihm während der Fahrt eine Liste mit allem, was Sie brauchen, dann wird er es nachher aus Ihrem Haus holen.“
„Und Paris?“
„Ich entscheide morgen, ob es Ihnen gut genug geht, um zu fahren.“
„Müssen Sie immer die Kontrolle übernehmen?“
„Nur, wenn es nötig ist.“ Damon nahm ihre Hand, zog sie zum Auto, öffnete die Tür und schob Polly
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