Paris - Stadt der Sehnsucht
sah sich entgeistert um. Polly zog die Decke bis an ihr Kinn. Errötend dachte sie an den winzigen Spitzenslip und das enge Hemd, das mehr betonte als verbarg.
„Ich muss eingeschlafen sein“, murmelte Damon und stützte sich auf einen Ellbogen.
„In meinem Bett? Und schalten Sie endlich dieses verflixte Brummen ab!“
„Das ist der Wecker von Ihrem Handy.“ Damon griff neben sich auf den Nachttisch und stellte den Alarm ab. Dann schwang er seine Füße aus dem Bett und stand auf. „Ich wollte gestern Abend nur nachsehen, ob Ihnen nichts fehlt …“
Die schwarze Seide betonte seinen athletischen Körper. Auch im Schlafanzug wirkte er nicht weniger beeindruckend als im Smoking, doch wie er mit nackten Füßen neben ihrem Bett stand, sah er plötzlich längst nicht mehr so bedrohlich aus.
„Sie müssen sehr gründlich nachgeschaut haben, wenn Sie dabei eingeschlafen sind“, gab sie erzwungen spöttisch zurück.
„Ich bin wohl aus Langeweile eingeschlafen.“
„Muss ich damit rechnen, dass jeden Augenblick die Paparazzi hereinplatzen und Fotos von Ihnen in meinem Bett machen? Aber auch damit werden Sie meinen Vater nicht aus seinem Versteck locken! Oder hatten Sie Angst, ich würde im Schlaf sterben und Sie hätten Ihr letztes Druckmittel gegen meinen Vater verloren?“, fragte Polly bitter.
„Es ging mir nicht um Ihren Vater, ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.“ Damon seufzte und fuhr sich durch seine Locken.
„Seien Sie wenigstens ehrlich, anstatt hier den Wohltäter zu spielen“, warf Polly ihm an den Kopf. „Sie haben mich doch nur deshalb hergebracht, weil Sie hoffen, dass mein Vater auftaucht, nicht etwa, weil Sie sich Sorgen um mich gemacht hätten.“
Ohne ein Wort drehte Damon sich um und ging. Polly griff nach ihrem Handy und sah auf die Uhr. Zehn nach sechs! Sie stöhnte auf. Darum ging es ihr so schlecht! Auch ohne die Kopfverletzung würde sie sich um diese Uhrzeit nicht besser fühlen.
Sie fragte sich, wieso in aller Welt sie den Wecker auf diese nachtschlafende Zeit gestellt hatte, dann fiel ihr die Reise nach Paris wieder ein. Sie musste duschen und packen, um rechtzeitig fertig zu sein!
Bevor sie aufstehen und ins Badezimmer gehen konnte, klopfte es kurz an der Tür, und Damon trat mit einem Tablett ein, auf dem zwei dampfende Becher standen. Der Duft nach Kaffee stieg Polly in die Nase und ließ ihre Abwehr schwinden.
„Ich hätte eine pinkfarbene Tasse für Sie genommen, aber ich fürchte, ich besitze nur diese grauen“, sagte Damon und reichte ihr einen der Keramikbecher.
Polly wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgerte – dass er sogar um diese Uhrzeit und im Schlafanzug atemberaubend kraftvolle Männlichkeit ausstrahlte, oder dass sie selbst vermutlich genauso elend aussah, wie sie sich fühlte.
„Das überrascht mich nicht“, gab sie schnippisch zurück. Sie riss ihre Augen von den dunklen Bartschatten an seinem markanten Kinn los. „Männer wie Sie müssen schließlich sich selbst und ihrer Umwelt stets beweisen, wie stark und männlich sie sind. Ein echter Mann hat keine Angst vor ein bisschen fröhlicher Farbe. Richtige Männer tragen sogar pinkfarbene Krawatten oder Hemden!“
„Richtige Männer?“, wiederholte Damon mit einem ironischen Grinsen. Gelassen trank er einen Schluck aus seiner Tasse.
Bei seinem Lächeln brach auch der letzte Rest von Pollys Beherrschung zusammen. „Ganz richtig! Echte Männer!“, erklärte sie mit Nachdruck. „Auch wenn ich nicht glaube, dass Sie verstehen, wovon ich rede. Echte Männlichkeit hat nichts mit Muskeln oder Testosteron zu tun. Es geht auch nicht darum, ständig so auszusehen, als ob man mit einem Schlag einen Baum fällen könnte.“
Was er jedoch tut, gab sie im Stillen zu. Wie konnte ein Mann direkt nach dem Aufstehen so unbeschreiblich gut aussehen? Die meisten Männer wirkten, wenn sie unrasiert und ungekämmt waren, einfach nur ungepflegt, doch bei Damon unterstrich es nur noch seinen unglaublichen Sex-Appeal.
„Ich habe bereits den einen oder anderen Baum gefällt“, erklärte er ungerührt. „Aber ich muss zugeben, dass ich dabei niemals ein pinkfarbenes Shirt getragen habe.“
Bei der Vorstellung, wie diese muskulösen Arme kraftvoll eine Axt schwangen, wurden Pollys Hände feucht. Sie wollte gerade ihre Tasse auf dem Nachttisch abstellen, als sie die leuchtend blauen Flecken auf der seidenen Überdecke bemerkte.
„Oh nein!“, rief sie aus. „War ich das? Das tut mir so leid! Ich muss
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