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Paris - Stadt der Sehnsucht

Paris - Stadt der Sehnsucht

Titel: Paris - Stadt der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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und enthüllte sein kräftiges Handgelenk. Auf der Wand vor dem Bett erschien ein großer, flacher Fernseher, doch Polly bemerkte es nicht einmal. Wie gebannt bewunderte sie den Kontrast von weißer Seide und gebräunter Haut.
    Sie schluckte. Wenn sie schon das Handgelenk eines Mannes erregend fand, stand es offenbar schlimmer um sie, als sie befürchtet hatte.
    „Die Nachrichten über Ihren Unfall müssten bald in den Fernsehnachrichten auftauchen. Spätestens dann wird Ihr Vater sich bei Ihnen melden. Sollte er Sie anrufen, wählen Sie die Zwei auf dem Telefon neben dem Bett. Das ist meine direkte Durchwahl.“
    Polly war so damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie Damon ohne seinen Smoking aussehen mochte, dass sie einen Augenblick brauchte, um den Sinn seiner Worte zu begreifen. „Nachrichten über meinen Unfall im Fernsehen?“, wiederholte sie und runzelte die Stirn. „Aber woher? Es waren keine Fernsehreporter anwesend, nur ein paar Fotografen. Ich denke nicht, dass es in den Nachrichten erscheinen wird.“
    „Doch, glauben Sie mir.“
    Als Polly begriff, verschwand schlagartig jedes Begehren. „Sie haben es an die Presse weitergegeben!“ Übelkeit stieg in ihr auf. „Sie haben meinen Unfall benutzt, um an meinen Vater heranzukommen!“
    „Ich bin nicht verantwortlich für Ihren Unfall. Im Gegenteil, ich habe Sie sogar ausdrücklich davor gewarnt, das Gebäude zu verlassen“, erwiderte er gelassen.
    Sie hatte geglaubt, er wollte ihr helfen, dabei hatte er nur ihren Vater hervorlocken wollen. Polly errötete, doch diesmal vor Scham über ihre Leichtgläubigkeit. Ihre Knie zitterten. Halt suchend griff sie nach der Badezimmertür. „Wie konnte ich auch nur für eine Sekunde glauben, Sie wären einfach nur nett zu mir.“
    Sie versuchte, ihre verletzten Gefühle hinter einem spöttischen Lachen zu verbergen. „Sie hätten vorher mit mir reden sollen, dann hätten Sie sich die ganze Mühe sparen können. Ich hätte Ihnen sagen können, dass mein Vater selbst dann nicht erscheinen würde, wenn ich auf der Intensivstation läge.“
    „Das können Sie nicht ernst meinen!“
    Sein sichtliches Entsetzen über ihre Worte machte Polly nur noch ärgerlicher. Seit ihrer Kindheit hatte sie alles getan, damit niemand merkte, dass ihr Vater sich nicht für sie interessierte. Nur das Mitleid der anderen war schlimmer als ein gleichgültiger Vater.
    Wieso hatte sie nicht den Mund gehalten? Der Schlag auf den Kopf musste schuld daran sein, dass sie Damon viel zu viel über sich verraten hatte. „Lassen Sie mich allein“, sagte sie müde. „Ich habe für den Rest meines Lebens genug von Ihnen.“
    Damon betrachtete sie mit einem langen Blick. Sie spürte, dass er noch etwas sagen wollte, doch dann presste er die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Schließen Sie nicht ab – für den Fall, dass Sie zusammenbrechen“, murmelte er nur.
    „Wieso? Weil Sie dann nicht die Paparazzi für Nahaufnahmen hereinschicken können?“ Polly lief ins Badezimmer, knallte die Tür hinter sich ins Schloss und drehte hörbar den Schlüssel um.
    Tränen liefen über ihre Wangen, aber sie konnte nicht aufhören zu weinen. Sie nahm eines der dicken, flauschigen Badetücher und vergrub darin ihr Gesicht, um die Schluchzer zu ersticken. Noch nie in ihrem Leben war sie so unglücklich gewesen.
    Warum? fragte sie sich immer wieder. Sie brauchte keinen Damon Doukakis als edlen Retter. Welche Rolle spielte es schon, dass er seine Verabredung aus egoistischen Gründen und nicht ihretwegen hatte sitzen lassen?
    Für einen Moment hatte Polly vergessen, dass es ihm nur um seine Schwester ging. Sie hatte geglaubt, er hätte sie ein kleines bisschen gern. Doch diesen Fehler würde sie nie wieder begehen!
    Langsam bewegte Damon das Glas mit Whisky in seiner Hand, während er auf dem Bett lag und die Nachrichten über Pollys Unfall verfolgte.
    Ein Bild von ihr mit blutverschmiertem Haar wurde gezeigt, danach ein Interview mit dem behandelnden Arzt, der einen Kommentar zu dem Zustand der Patientin verweigerte. Jeder halbwegs sorgende Vater würde danach auf der Stelle zum nächsten Telefon rennen. Doch nicht Peter Prince!
    Was wäre nötig, um ihn aus seinem Liebesnest zu locken? Offensichtlich mehr als eine Tochter im Krankenhaus. Was für ein Mensch musste er sein?
    Damon trank einen Schluck. Er versuchte vergeblich, sich vorzustellen, was in dem Mann vor sich ging. Seit er vor vielen Jahren die Nachricht vom Tod der Eltern erhalten

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