Paris - Stadt der Sehnsucht
aus dem Bett, griff wahllos etwas aus ihrem Koffer und sprintete ins Badezimmer. An der Tür wandte sie sich noch einmal um. „Wie ich schon gesagt hatte, wir halten alle zusammen, wir sind ein Team!“
„Sie haben ein überragendes Talent. Wieso ist es nie entsprechend gewürdigt worden?“
Polly wollte gerade die Tür schließen. Bei seinem Kompliment hielt sie inne. „Sie finden, ich habe Talent?“ Sie lächelte zögernd.
„Beantworten Sie meine Frage!“
Im Schutz der Tür schlüpfte Polly in ihre Kleidung. „Sie haben unseren Vorstand doch selbst kennengelernt.“
Damon erinnerte sich plötzlich, dass er Polly verdächtigt hatte, die Präsentation gar nicht allein erstellt zu haben. „Ich dachte, Sie würden von Ihrer Präsentation reden!“
Polly seufzte hörbar hinter der Tür.
„Der Vorstand hat all die Jahre die Lorbeeren für Ihre Arbeit eingeheimst, nicht wahr?“
„Ja, aber ich habe die Entwürfe den Kunden vorgestellt. Niemand von ihnen wäre dazu in der Lage gewesen.“
„Und Sie haben gegen uns gewonnen!“ Damon klang noch immer so, als könnte er es kaum fassen.
„Wir waren nun mal besser.“ Polly grinste über ihr ganzes Gesicht, als sie aus dem Bad kam. „Was zeigt, dass die besten Ideen nicht immer aus einem unpersönlichen, seelenlosen Büro stammen. Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss meinen Zug erreichen.“ Schon bei dem Gedanken, sich durch die Menschenmenge am Bahnhof zu kämpfen, wäre sie am liebsten direkt wieder ins Bett gekrochen, doch das hätte sie Damon niemals eingestanden.
„Sie werden nicht mit dem Zug fahren, sondern sich von einem Arzt durchchecken lassen. Wenn er bestätigt, dass es Ihnen gut geht, fliegen wir mit meinem Privatflugzeug nach Paris.“
„Ich … Privatflugzeug? Aber wieso?“
„Ich hasse Zugfahrten.“ Damons dunkle Augen hielten den Blick ihrer blauen fest.
„Hm … das meinte ich nicht.“ Polly fuhr mit ihrer rosigen Zungenspitze über ihre trockenen Lippen. „Wieso wollen Sie mich begleiten? Falls Sie nach unserer gemeinsamen Nacht Lust auf ein romantisches Wochenende bekommen haben, schlagen Sie sich den Gedanken schnell wieder aus dem Kopf.“
Sie hatte gehofft, mit ihrer flapsigen Bemerkung ihre Unsicherheit zu überspielen, doch offensichtlich hatte es nicht funktioniert.
„Macht Sie die Vorstellung, mit mir nach Paris zu reisen, so nervös?“
Ihr Mund wurde trocken. Was sollte sie darauf sagen? Nein, es liegt nur an Ihrer erotischen Ausstrahlung? „Sie sind mein Chef. Ich habe Angst, dass Sie mich rauswerfen, wenn ich das Falsche sage“, antwortete sie schließlich.
Damon ließ sie nicht aus den Augen. „Nein, das ist nicht der Grund.“
Polly zuckte so gleichgültig wie möglich ihre Schultern. „Haben Sie noch immer nicht begriffen, wie wichtig dieser Auftrag für mich ist? Gérard Bonnel ist unser größter Kunde. Wenn das Meeting gut läuft, können wir noch weitere Aufträge von ihm bekommen. Das sollte doch wohl reichen, um einen nervös zu machen, oder nicht?“
Damon lächelte schmal. „Darum komme ich ja auch mit.“
„Sie trauen mir nicht! Sie denken, ich würde das Treffen mit Gérard vermasseln.“
„Oh nein! Ganz im Gegenteil. Ich möchte Sie in Aktion erleben und selbst sehen, wie Sie Ihre Ideen verkaufen.“ Seelenruhig schaute Damon auf seine Armbanduhr. „Ziehen Sie sich etwas Anständiges an! Wir reden später weiter.“
„Darauf freue ich mich jetzt schon!“, murmelte Polly. „Juchhu!“
Ohne ein weiteres Wort drehte Damon sich um und ging zur Tür. Mit der Hand bereits auf der Klinke, drehte er sich noch einmal um. „Übrigens sollten Sie wissen, dass sich Ihr Vater anscheinend auch in Paris aufhält.“
„Was? Woher wissen Sie das?“
„Ich habe einen Privatdetektiv engagiert, der ihn und Arianna aufspüren soll.“
„Er ist in Paris?“, flüsterte Polly. „Das passt! Er ist sehr romantisch.“
Sie wollte nicht einmal daran denken, ihm und seiner neuen Freundin zu begegnen. Es war nie leicht gewesen, ihn mit einer jungen Frau nach der anderen im Arm zu sehen, aber diesmal war es noch schlimmer. Seine Geliebte war ihre Freundin. Damons Schwester!
„Es ist nichts Romantisches an einer Affäre zwischen einem Vierundfünfzigjährigen und einem vierundzwanzig Jahre alten Mädchen!“
„Das können Sie so nicht sagen!“
„Doch, das kann ich, vor allem, wenn es dabei um meine Familie geht.“ Plötzlich war Damons Stimme wieder kalt. „Haben Sie daran
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