Paris - Stadt der Sehnsucht
Er ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zurück. „Sie glauben, dass man sich gegen erotische Anziehungskraft nicht zur Wehr setzen kann?“, fragte er noch immer atemlos, doch sein Tonfall war kalt. „Jetzt wissen Sie, wie das geht! Man nennt es auch Selbstbeherrschung!“
Polly fühlte sich, als hätte er einen Eimer Eiswasser über ihr ausgeleert. Sie wollte ihn ohrfeigen, in sein attraktives, kaltes Gesicht schlagen, um auch ihm wehzutun, aber damit hätte sie nur verraten, wie sehr sein Kuss sie berührt hatte. Verzweifelt suchte sie nach einer lockeren Bemerkung, um ihre Demütigung zu überspielen. Um keinen Preis durfte er merken, was er mit ihr angerichtet hatte.
Sie nahm all ihren Stolz zusammen und richtete sich auf. Jetzt kamen ihr all die Jahre zugute, in denen sie gelernt hatte, ihre Empfindungen zu verbergen.
Damon sah auf seine Uhr. Er wirkte so kalt und ungerührt, als hätte ihr Kuss nie stattgefunden. „Wir sind um sieben mit Gérard am Eiffelturm verabredet. Ziehen Sie sich etwas Elegantes an!“ Er drehte sich um und ging hinein.
Polly starrte ihm hinterher. Noch immer konnte sie nicht begreifen, was gerade passiert war. Vorsichtig berührte sie die Lippen mit den Fingerspitzen. Sie brannten und fühlten sich geschwollen an, ein deutlicher Beweis, dass sie nicht geträumt hatte.
Hatte Damon sie wirklich nur geküsst, um seine eiserne Selbstdisziplin zu beweisen? Oder wollte er zeigen, dass Lust nur eine Entscheidung wie jede andere war?
Plötzlich wurde sie wütend. Was bildete dieser Kerl sich ein, sie so zu küssen und dann einfach stehen zu lassen? Sie konnte sich ganz genau vorstellen, wie selbstgefällig und überlegen er sich jetzt fühlte, nachdem er ihr gezeigt hatte, wie gut er sich beherrschen konnte – ganz im Gegensatz zu ihr.
Das Blut stieg in ihre Wangen, als sie sich eingestand, dass sie ohne zu zögern mit ihm ins Bett gegangen wäre. Ihr Verlangen hatte jede Vorsicht ausgelöscht. Bisher hatte sie sich immer auf ihren Körper und ihren Verstand verlassen können. Ein Kuss hatte ausgereicht, um alles zu vergessen. Damon war so erfahren, dass er es bemerkt haben musste.
Ärgerlich ballte Polly ihre Fäuste. Er hatte sie zum Narren gehalten!
„Ziehen Sie sich etwas Elegantes an!“, hörte sie wieder seine Worte. Bestimmt rechnete er damit, dass sie ihn vor dem wichtigen Klienten bloßstellen würde.
Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf. Noch einen Triumph würde sie ihm nicht gönnen! Wenn sie im Umgang mit Männern nur halb so gut wäre wie in ihrem Job, hätte er ihr nicht diesen bösen Streich spielen können.
Doch heute Abend würde sie es ihm heimzahlen. Falls Damon Doukakis dachte, er könnte alles und jeden kontrollieren, erwartete ihn ein gewaltiger Schock!
7. KAPITEL
„Überlassen Sie das Reden mir.“ Damon lehnte sich auf dem Rücksitz der Limousine zurück und streckte die langen Beine aus.
Ohne Polly anzuschauen, klappte er die Armlehne zwischen den Sitzen heraus, öffnete sein Notebook und heftete den Blick auf die E-Mails. Zu seinem großen Ärger schaffte er es nicht, sich zu konzentrieren.
Warum hatte er diesem Mädchen so viel über sich enthüllt? Und was hatte er sich dabei gedacht, sie zu küssen?
„Wieso wollen Sie das Meeting leiten? Sie haben die Ausschreibung nicht gewonnen“, gab Polly kühl zurück.
Damon warf ihr unter seinen langen Wimpern einen raschen Blick zu. Ebenso wie er erledigte auch Polly ihre E-Mails, aber offenbar hatte sie keinerlei Schwierigkeiten, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ihre Finger flogen über die Tasten, dann schickte sie mit einem leisen „Pling“ eine Mail ab.
Damon zog die Brauen zusammen. Er war es nicht gewohnt, von Frauen ignoriert zu werden, vor allem dann nicht, wenn er sie geküsst hatte.
„Ich kenne Gérard seit fünfzehn Jahren“, erwiderte er. „Es ist nicht unser erstes Meeting.“
„Ah, ich verstehe!“ Pollys Stimme triefte vor Hohn. „Sie meinen, das ist Männersache. Keine Sorge, führen Sie das Meeting ganz nach Ihren Vorstellungen, mit all ihren wichtigen Männerritualen. Trommeln Sie sich in Ruhe auf die Brust, und wenn Sie fertig sind, präsentiere ich meine Ideen.“
Damon konnte nicht sagen, was ihn mehr ärgerte – was sie sagte, oder dass sie dabei nicht einmal von ihren E-Mails aufschaute.
„Meine Art, ein Meeting zu leiten, hat nichts mit Männerritualen zu tun.“ Er beschloss, den Rest ihres Satzes zu ignorieren.
„Sie brauchen sich nicht zu
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