Paris - Stadt der Sehnsucht
Tür und hob die Hand, um anzuklopfen, doch dann hielt er mitten in der Bewegung inne. Wieso sträubte sich plötzlich alles in ihm gegen das unvermeidliche Gespräch mit Polly? Er war kein Mann, der vor schwierigen Situationen zurückschreckte.
Polly war eine mehr als willige Partnerin gewesen, warum fühlte er sich trotzdem verantwortlich? Er hatte sie zwar zuerst geküsst, aber sie hatte den zweiten Schritt gemacht. Sein Kragen wurde eng, als er wieder ihr Bild in dem durchsichtigen Spitzentop vor Augen sah.
Hastig schüttelte Damon seine seltsame Befangenheit ab. Es wurde Zeit, zu beenden, was er niemals hätte beginnen dürfen. Nach kurzem Klopfen trat er ein.
Polly saß auf dem Balkon und telefonierte, während sie gleichzeitig etwas auf ihrem Notebook tippte. Ihr Haar hatte sie achtlos auf dem Kopf zu einem Knoten festgesteckt, und sie trug ein Kleid in leuchtendem Lila. Sie wirkte vollkommen konzentriert. Auch als er näher kam, bemerkte sie ihn im ersten Moment nicht.
Wie konnte ich sie jemals für faul halten? fragte er sich. Ganz offensichtlich war sie bereits seit einigen Stunden bei der Arbeit. „Schläfst du eigentlich nie?“
Polly sah auf. Damons Herz klopfte schneller, als sie ihn warm anlächelte und das Grübchen auf ihrer Wange erschien. „Ich weiß ja, wer es sagt. Angeblich dauert dein durchschnittlicher Arbeitstag zwanzig Stunden.“
„Ich bin auch der Chef.“
„Ah, du willst also ein gutes Beispiel geben?“ Polly schickte die E-Mail ab und sah zu ihm auf. „Gut, dass du hier bist. Ich muss mit dir reden.“
Damon hielt für einen Moment die Luft an und wappnete sich für das Gespräch. Polly sah so glücklich aus. Ganz offensichtlich träumte sie bereits von einer neuen Beziehung. Zweifellos plante sie bereits ihre gemeinsame Zukunft. Sie ahnte nicht, dass er in wenigen Augenblicken all ihre glücklichen Fantasien zerschmettern würde.
Er biss die Zähne zusammen. Um Situationen wie diese zu vermeiden, ging er Verbindlichkeiten mit anderen Menschen aus dem Weg. Er könnte nicht ertragen, jemandem den Lebensmut zu nehmen, so wie es damals mit seinem Vater geschehen war.
Als er den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, brach ihm der Schweiß aus. „Polly …“
„Kannst du dir das hier einmal anschauen?“ Sie drehte ihr Notebook zu ihm, sodass er den Monitor sehen konnte. „Ich habe zwei Vorschläge vorbereitet, einen für ein großes Budget – den anderen für ein gigantisches.“ Polly lächelte durchtrieben. „Ich hoffe, Gérard wird von meinen Ideen so beeindruckt sein, dass er nicht an die Kosten denkt. Was meinst du? Du kennst ihn besser als ich – glaubst du, dass ich es übertrieben habe? Ich habe mir gedacht, wir könnten die Produkte auf der Fashion Week präsentieren. Ich habe schon einige Anrufe dazu gemacht.“
„Ich soll mir das Budget anschauen?“, fragte er langsam. „Darüber wolltest du mit mir reden?“
„Ja.“ Polly griff nach ihrem Wasserglas und trank einen Schluck. Sie schaute bereits wieder auf den Monitor. „Ich möchte Gérard die E-Mail schicken, solange seine Begeisterung von gestern Abend noch frisch ist. Sonst schränkt er das Budget, über das wir geredet haben, vielleicht nachträglich ein. Aber wenn wir diesen riesigen Auftrag bekommen, kannst du nicht einen unserer Leute rauswerfen.“
Damon war noch immer zu verblüfft, um sich zu konzentrieren. „Ich schaue mir deine Vorschläge später an.“
„Kannst du es nicht vielleicht jetzt tun?“, beharrte Polly. „Wenn ich zurück ins Büro komme, würde ich der Belegschaft gern schon eine gute Neuigkeit verkünden. Außerdem denke ich, dass du nach gestern Abend bestimmt nicht so gemein sein kannst, irgendjemandem zu kündigen.“
„Nach gestern Abend?“, wiederholte Damon gedehnt. „Denkst du etwa, weil wir Sex hatten, würden meine Entscheidungen anders ausfallen?“
Pollys Lächeln verschwand. Entgeistert sah sie ihn an. „Ich habe von dem Meeting mit Gérard gesprochen.“
Natürlich! Das Meeting! Wie hatte er das nur vergessen können? „Wir reden über zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.“
„Ganz offensichtlich.“ Polly wirkte ehrlich erstaunt. „Ich rede über die Belegschaft. Und ich kann mich nicht in Ruhe auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich mir die ganze Zeit Sorgen um meine Leute machen muss. Ich möchte dieses Thema endlich geklärt haben. Worüber hast du denn geredet?“
Damons Blick wurde von ihren vollen Lippen angezogen, und seine Muskeln
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