Paris - Stadt der Sehnsucht
den Lehrern geredet?“
„Doch, natürlich.“ Sie sah ihn an, als würde sie an seinem Verstand zweifeln. „Sie haben mit den verantwortlichen Schülern gesprochen, woraufhin diese so wütend auf mich waren, dass sie mein Haar angezündet haben. Zum Glück ist Arianna dazugekommen und konnte es löschen.“
Damon ballte die Fäuste. „Was ist dann passiert?“
„Wir haben nachgeschnitten. Es war nicht so schlimm, die kurzen Haare standen mir sogar besser.“
Damon seufzte. „Ich meine nicht dein Haar! Warum hast du deinem Vater nichts erzählt?“
„Was sollte ich ihm erzählen?“
„Nun, dass …“ Damon suchte nach Worten. „Du warst damals vierzehn Jahre alt. Dein Vater war für dich verantwortlich. Er hätte zur Schule kommen und die Angelegenheit regeln müssen.“
„So etwas ist nicht seine Art. Er erwartet, dass ich selbst meine Probleme regeln kann, und mir ist das recht. Ich bin ihm sogar dankbar dafür. Auf diese Weise bin ich sehr selbstständig geworden. Aber es tut mir furchtbar leid, dass Arianna mit in die Sache hineingezogen wurde.“
„Das heißt, du hast die Jungen damals nicht in dein Zimmer eingeladen, um … um dich mit ihnen zu amüsieren?“
„Nein. Ich habe ihnen Geld gegeben, damit sie mir zuschauen, wie ich in Unterwäsche mit einer Flasche Whisky in der Hand vor ihnen herumtanze. Irgendjemand hat einem Lehrer Bescheid gesagt. Genau, wie ich es geplant hatte. Ich dachte damals, es wäre eine äußerst einfallsreiche Lösung. Den Jungen hat es nichts ausgemacht, und es hat funktioniert.“
Nichts ausgemacht? Vermutlich träumten sie noch heute davon. Damon versuchte, das Bild von Polly zu verdrängen, wie sie in ihrer Unterwäsche aufreizend tanzte. „Wieso haben die Mädchen dich tyrannisiert?“
„Ich denke, vor allem wegen Dad. Seine Auftritte im Sportwagen mit den jungen Blondinen auf dem Beifahrersitz waren tagelang Schulgespräch.“ Polly zuckte mit den Schultern. „Aber wäre es nicht das gewesen, hätten sie bestimmt etwas anderes gefunden.“
„Was war mit deiner nächsten Schule?“
„Oh, das hat wirklich gut funktioniert. Ich habe mir eine Schule bei uns in der Nachbarschaft ausgesucht.“
„Du hast sie ausgesucht?“
„Ja. Ich habe mir einige angesehen und diejenige gewählt, in der die meisten Kurse im Bereich Kunst und Kreativität angeboten wurden.“
„Du …“ Damon brach ab. Er konnte nicht glauben, was er hörte. „Das hast du alles allein getan? Hat dein Vater dich nicht begleitet?“
„Warum sollte er? Es war ganz allein meine Schuld, dass man mich von der ersten Schule geworfen hat, also war es auch meine Sache, mir eine neue zu besorgen. Was hervorragend geklappt hat!“, ergänzte sie fröhlich. „Ich verstehe nicht, warum du so schockiert aussiehst.“
„Du hättest Unterstützung haben sollen. Es hätte gar nicht erst so weit kommen dürfen.“
„Der Schulverweis war das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe die Schule gehasst. Genau wie Arianna.“
„Arianna hat sie gehasst?“
„Ja. Die Mädchen waren abscheulich. Ehrlich! Vielleicht hatten wir auch einfach nur Pech mit unserem Jahrgang, aber es war furchtbar dort. Arianna wollte auf keinen Fall allein zurückbleiben, darum hat sie bei dem Plan mitgemacht.“
Damon fühlte sich, als hätte Polly ihm einen Schlag versetzt. „Wieso zum Teufel hat sie mir nie gesagt, was damals wirklich passiert ist?“, rief er wütend. „Warum hat mir keine von euch die Wahrheit gesagt?“
„Arianna hatte es vor, aber du warst damals so wütend, dass sie es nicht gewagt hat. Vergiss die ganze Sache einfach. Es ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann.“
Er glaubte ihr kein Wort. Zu deutlich konnte er noch heute sehen, wie verletzt sie war. „Versuch nicht, mich anzulügen. Sei wenigstens einmal ehrlich zu mir.“
„Ich bin ehrlich! Diese Geschichte ist heute einfach nicht mehr wichtig.“ Polly schwieg einen Augenblick, als wäre sie über ihre eigenen Worte überrascht. Lächelnd lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gesagt habe, aber gerade habe ich es zum ersten Mal auch so gemeint. Ich habe das Ganze wirklich hinter mir gelassen.“ Pollys Lächeln wurde breiter.
Sie sprang auf und drehte eine kleine Pirouette, dann griff sie nach Damons Jackenaufschlägen und schaute zu ihm auf. „Kannst du dir vorstellen, wie gut sich das anfühlt? Ich bin darüber hinweg. Wahrhaftig und ganz und gar
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