Paris - Stadt der Sehnsucht
es weitergehen soll.“
Polly griff zu ihrem Telefon. „Wenn du dein Versprechen, niemanden zu entlassen, wirklich ernst meinst, rufe ich sofort in der Agentur an und …“
„Polly!“
Sie wurde blass und ließ langsam das Telefon sinken. „Was? Sag jetzt bloß nicht, du hättest nur einen Witz gemacht!“
„Das war kein Witz!“ Damon seufzte. „Die gesamte Belegschaft behält ihre Jobs.“
„Wirklich?“ Polly sprang auf und umarmte ihn, während sie es gleichzeitig schaffte, einen kleinen Freudentanz aufzuführen. „Danke, danke, danke! Ich nehme alles zurück, was ich jemals Schlechtes über dich gesagt oder gedacht habe.“
Hastig löste Damon ihre Arme, bevor er den Fehler von letzter Nacht noch einmal wiederholen konnte. Überrascht sah er, dass Tränen über ihre Wangen liefen. „Warum weinst du?“
„Ich bin ja so glücklich!“ Polly wischte mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht. „Es tut mir leid, Damon, aber diese Leute sind schon so lange ein Teil meines Lebens.“
Damon stellte sich das kleine, einsame Mädchen vor, das Trost bei den Angestellten des Vaters gefunden hatte, weil dieser keine Zeit gehabt hatte. Bei dem Gedanken spürte er ein seltsames, unbekanntes Gefühl. Gewaltsam versuchte er, es zu unterdrücken. Er musste sich räuspern, bevor er antworten konnte. „Es wäre schön, wenn du mit dem Weinen aufhören könntest.“
„Entschuldige.“ Sie zog ein Taschentuch aus der Jacke und schnäuzte sich. „Du bist es wohl gewohnt, die Frauen zum Weinen zu bringen.“
„Ich bringe keine Frauen zum Weinen.“
„Natürlich tust du das! Aber keine Sorge, heute bist du mein Held. Vielen, vielen Dank! Können wir jetzt zurück nach London fliegen? Ich kann es nicht abwarten, allen die gute Neuigkeit zu verkünden.“
Pollys Nase war gerötet, in ihren großen blauen Augen schimmerten Tränen, doch sie machte noch immer keine Anstalten, über ihre Liebesnacht zu reden.
Damon war nicht bereit, dies hinzunehmen. „Wir hatten die ganze Nacht wilden Sex, Polly. Hast du wirklich vor, nicht mehr darüber zu sprechen?“
„Ja. Und es wäre mir recht, wenn niemand davon erfahren würde. Ich denke, das ist auch in deinem Sinne. Du legst auf neugierige Blicke und verschmitztes Zwinkern bestimmt genauso wenig Wert wie ich. Also lass uns die ganze Episode einfach vergessen.“
Damon schnappte nach Luft. Sie wollte, dass er die aufregendste Nacht seines Lebens vergaß? „Polly …!“
„Gestern hast du mich geküsst, um deinen Standpunkt klarzumachen. Ich habe dich aus demselben Grund zurückgeküsst, und es ist ein bisschen außer Kontrolle geraten. Das war alles.“
„Willst du damit sagen, du hättest nicht gewusst, was du getan hast?“
„Natürlich wusste ich das! Ich war ja schließlich nicht betrunken.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber ich verstehe nicht, was du eigentlich willst. Wir hatten Sex. Na und? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Keiner von uns hat eine Beziehung. Wir haben verhütet. Wo liegt das Problem?“
„Du warst noch Jungfrau!“
„Nun ja, für alles gibt es ein erstes Mal. Ich war auch noch nie in Paris.“ Pollys Handy summte. Sie nahm es vom Tisch und öffnete eine E-Mail. „Gleich zwei neue Erfahrungen auf einmal. Wann geht unser Rückflug?“
Damon war so entgeistert über ihre nüchterne Antwort, dass er nicht auf ihre Frage antworten konnte. „Soll das heißen, du hast nicht vor, diese Erfahrung zu wiederholen?“
„Die Reise nach Paris?“
„Sex.“
„Doch, irgendwann bestimmt.“ Polly verstaute ihr Notizbuch und den Stift in ihrer Tasche.
Ihre Gleichgültigkeit reizte Damon so sehr, dass er eine Hand ausstreckte und Polly näher zu sich zog. „Willst du behaupten, dass du gar nichts fühlst?“
„Nein, natürlich nicht. Was ist nur los mit dir?“
„Wir hatten sieben Stunden lang Sex!“
„Das musst du mir nicht sagen. Ich war auch dabei.“
„Normalerweise wollen die Frauen hinterher darüber reden und nicht weglaufen.“
Polly schwieg einen Moment, dann schaute sie ihn an. „Willst du mir etwa sagen, dass es dir gefällt, nach dem Sex dazuliegen und darüber zu reden? Tut mir leid, aber es fällt mir schwer, das zu glauben. Ich hätte dich eher als Verschwinde-aus-meinem-Bett-bevor-du-Wurzeln-schlägst-Typ eingeschätzt.“
Damon sog hörbar die Luft ein. Wie konnte sie das wissen?
Polly hatte ihn beobachtet und lächelte leicht. „Siehst du? Ich hatte schon wieder recht. Also spar dir die Mühe, mir
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