PARKER schnappt den Waffenklau
nahen Standort geschickt, um nach der Ursache der Detonationen zu forschen?« erkundigte sich Parker freundlich bei dem verunsicherten jungen Mann.
»Jawohl, Sir. Der Kommandeur schickt mich. Er [will wissen, warum hier draußen geschossen wird.«
»Sie sind mit einem Motorrad gekommen?« fragte Parker weiter.
»Jawohl, Sir, mit einer Beiwagenmaschine.«
»Beiwagenmaschine? Das ist doch so ein seltsamer kleiner Karren, den man an ein Motorrad hängt?« wurde die Lady hellhörig.
»In der Tat, Mylady.«
»Nun, Mister Parker, ich werde zumindest diesen Lümmel persönlich zur Kaserne zurückbringen«, kündigte sie an. »Ich werde mir dieses Beiwagenmotorrad nehmen und den Kerl damit zurückschaffen.«
»Aber das geht doch nicht, ich kann Ihnen doch nicht meine Maschine geben«, protestierte der Uniformierte schwach.
»Und ob Sie das können, ich befehle es Ihnen sogar! Sie können ja die wenigen Schritte zu Fuß zurückgehen, das wird Ihnen guttun.«
Sie schnürte den Colonel vom Baum und gab ihm einen herzhaften Schubs in den Rücken.
»Ich hoffe, Sie versuchen zu fliehen.« Agatha Simpson stampfte hinter ihm her und schwang ihren Pompadour.
»Auf keinen Fall, den Gefallen tue ich Ihnen nicht«, erklärte der Colonel. »Ich stelle mich lieber einem Militärgericht, dann gehe ich in den Bau und bin vor Ihnen sicher.«
»So was nennt man Feigheit vor dem Feind, und Sie wollen Soldat sein, Sie Lümmel?« ärgerte sich die Lady.
Sie trat dem Mann, der um sein Motorrad fürchtete, auf die Füße und gab ihm einen Schubs, der ihn nach hinten katapultierte und in einem Gebüsch verschwinden ließ.
Eine Minute später stand sie vor der Seitenwagenmaschine und musterte sie anerkennend.
»Recht hübsch«, fand sie, während sie den Colonel in den Beiwagen dirigierte. »Ich denke, wir fahren querfeldein, um abzukürzen und schneller in die Kaserne zu kommen, Ihr Vorgesetzter erwartet Sie sicher schon sehnsüchtig, Sie mißratener Colonel!«
»Wäre es nicht besser, Mylady würden die Straße benutzen?« fragte Parker gemessen. »Mylady würden sich bei einer eventuellen Geländefahrt nur blaue Flecken zuziehen.«
»Papperlapapp, Mister Parker, ich habe mich entschieden!« Mylady rammte ihren Fuß auf den Anlasser und kuppelte. Die schwere Maschine machte einen Satz und brauste ab. Der Colonel klammerte sich verzweifelt an die resolute Fahrerin.
*
»Mylady waren mit dem bisherigen Verlauf des Tages zufrieden?« erkundigte sich Parker, der sein hochbeiniges Monstrum gegen Abend in Richtung London lenkte.
»Nun, alles in allem habe ich mich recht gut unterhalten, Mister Parker«, gab sie zu und lehnte sich tiefer in die Polster zurück. »Allerdings hätte ich mir gewünscht, daß dieser Colonel sein Geständnis nicht so bereitwillig abgelegt hätte. Ich hätte mich zu gern noch ein wenig mit ihm unterhalten oder unsere Geländefahrt mit ihm fortgesetzt.«
»Eine Aussicht, die dem Colonel nicht allzusehr zu behagen schien, Mylady. Er bettelte förmlich darum, in ein sicheres Gefängnis gebracht zu werden.«
»Er hatte Angst vor mir, und das zu Recht, Mister Parker. In der edlen Kunst des Verhörens macht mir keiner etwas vor«, stellte sie ohne falsche Bescheidenheit fest.
»Damit haben Mylady diesen Fall bereits so gut wie gelöst und brauchen nur noch den Schlußakt einzuläuten. Nachdem Colonel Snyders gestanden hat, für Mister Ben-Khalid diverse Kasernen um ihre Waffenvorräte erleichtert zu haben, brauchen Mylady sich nur noch des angeblichen Teppichhändlers anzunehmen oder ihn verhaften zu lassen.«
»Selbstverständlich, lasse ich ihn nicht so ohne weiteres verhaften, Mister Parker, wo denken Sie hin? Ich werde ihn erst einem anschließenden Verhör unterziehen und ihn dann den Behörden überlassen. Schließlich, was haben die schon groß dazu getan, diesen Fall zu lösen? Nichts, mein lieber Mister Parker, ich mußte wieder mal alles allein machen.«
»Immerhin war man behördlicherseits so schlau, Mylady hinzuzuziehen, ein Schritt, den man als überaus klug bezeichnen muß«, lobte Parker seine Herrin auf Umwegen.
»Das stimmt allerdings, Mister Parker, man wußte, daß es bei einer Lady Simpson keine ungelösten Fälle gibt.« Die ältere Dame nickte energisch zu diesen Worten und war wieder mal voll und ganz von sich überzeugt.
*
»Offenbar hat es Ihren Colonel erwischt, mein Lieber, Sie sollten zusehen, daß Sie sich schleunigst absetzen«, erklärte der Anrufer,
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