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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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und strich mir durch die versengten Haare. Als ich die rauchenden Überreste des Mechas neben mir sah, lief mir ein Schauder über den Rücken. Selbst in diesem Zustand hatten diese Dinger noch immer etwas Menschliches an sich. Es roch nach verbranntem Fleisch und gekochten Knochen.
    In der Ferne heulten die Triebwerke des Raubvogels auf, der sich rasch zurückzog.
    »Danke.« Den sarkastischen Unterton konnte ich mir nicht verkneifen. Teece glaubte, er hätte mir einen Gefallen getan… und vielleicht hatte er das tatsächlich.
    Aber warum hatte ich dann das Gefühl, dass mir gerade eine Rettungsleine zugeworfen worden war, die sich vor meinen Augen in einen Galgenstrick verwandelt hatte?

 
KAPITEL EINS
     
     
    Die Gegenwart
     
    Die beiden dünnen Wasserstrahlen, die auf mich herabprasselten, brannten auf meiner Haut wie heiße Nadeln. Die Massage tat mir gut, und ich räkelte mich unter der Dusche wie ein Go-go-Girl. Ich hob einen Arm und ließ die andere Hand sanft über meine Brüste gleiten; dann wanderten meine Finger verspielt über meine Pobacke hinab zu…
    »Was zum Teufel…?« Ich wirbelte herum, als das Wasser plötzlich abgestellt wurde.
    In der Türöffnung der San-Einheit stand ein Mann und sah mich mit sachlichem, seriösem Blick an. Das Vergnügen, mich völlig nackt zu sehen, schien ihn allerdings relativ kalt zu lassen.
    Ich stieß ihn zurück, trat aus der Kabine heraus und baute mich völlig ungeniert vor ihm auf.
    »Was zum Teufel soll das?«, bellte ich.
    »Wir haben einen äußerst dringenden Auftrag für Sie, Parrish Plessis«, antwortete er.
    Diese Worte waren mir mittlerweile nur allzu vertraut: zuerst der Journalist in dem Raubvogel und nun dieser Kerl. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich mich über so viel Kundschaft gefreut; aber ich konnte mich nicht daran erinnern, ein Schild mit der Aufschrift ›Söldnerin zu heuern‹ an meiner Türe angebracht zu haben.
    »Unsere Grauen Weisen sind entführt worden. Bringen Sie sie zurück, Parrish Plessis.«
    Der Mann sprach in kurzen, präzisen Sätzen und gab sich nicht einmal die Mühe, seine Forderung wie eine Bitte klingen zu lassen; doch andererseits waren die Cabal Coomera genau dafür berüchtigt. Dunkle, bedrohliche Gestalten, die sich in den Schatten unserer Gesellschaft bewegten. Solche Leute fackelten nicht lange, sondern kamen meist direkt auf den Punkt.
    Der Gesandte der Cabal war eine unwirkliche Erscheinung aus einer anderen Welt: In seinem Gesicht und auf seiner nackten Brust trug er die Tätowierungen seines Stammes, die sich wie Narben tief in seine dunkle Haut gruben. Die schwere Lederjacke, die er halb geöffnet trug, und die schweren Stiefel mit Titankappen waren die einzigen real greifbaren Teile an ihm. Er beobachtete mich mit den finsteren, gleichgültigen Augen eines Mörders.
    Die veraltete Lüftung an der Decke von Teece Daveys Schlafzimmer – meinem vorübergehenden Zuhause – hatte einige Mühe damit, die Nebelschwaden zu verteilen, die um den Mann herum waberten.
    Normalerweise gestattete man den Cabal Coomera nicht so einfach Zugang zu den eigenen vier Wänden – wenn man denn eine Wahl hatte. Aber jemanden von ihnen in einer San-Einheit zu empfangen, war sicherlich außergewöhnlich.
    Der Mann hatte einen Begleiter mitgebracht, der ein paar Schritte hinter ihm stand und erheblich jünger wirkte. Er hielt ein Phantombild hoch, das offenbar vor längerer Zeit angefertigt worden war. Es zeigte eine schlankere und jüngere Parrish Plessis.
    »Wo habt Ihr denn das…?«
    Die Worte blieben mir im Halse stecken. Meine Frage wäre sinnlos gewesen, denn diese Männer hätten mir ohnehin keine Antwort gegeben. Sie waren Kadais, und ihr Beruf war es, herumzuschnüffeln und andere Menschen in Todesangst zu versetzen.
    Und sie verstanden etwas von ihrem Handwerk, denn ich verspürte das dringende Bedürfnis, vor ihnen auf die Knie zu sinken und um Gnade zu flehen.
    Jesses, Parrish! Reiß dich zusammen!
    Der jüngere der beiden kam auf mich zu, wobei er förmlich über dem Boden schwebte.
    Unheimlich.
    Der Legende nach waren die Kadais einst die Federfuß-Polizei der australischen Ureinwohner gewesen. Sie hatten über Kriminelle gerichtet, die gegen die Stammesgesetze verstoßen hatten, und sie mit ihren Gesängen getötet. Heutzutage lebten ihre Stämme natürlich zusammenhanglos im gesamten Tert verstreut, und ihre Gene hatten sich unlängst mit denen von Menschen anderer Nationalitäten vermischt. Doch die Aura

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