Partials 1 – Aufbruch
Gianna einen Blick zu.
»Falls wir unterwegs eine Farm, einen Außenposten oder etwas Ähnliches
entdecken, können wir immer noch einen anderen Wagen requirieren.«
»Sie haben nicht die Befugnis, ein Fahrzeug zu requirieren«, fauchte
Gianna.
»Und Sie haben nicht die Befugnis, sich meinen Befehlen zu
widersetzen«, gab Jayden zurück. »Dies ist eine militärische Operation, wir
haben eine Notlage, und ich bringe Sie auf die Art und Weise nach Hause, die
ich für die beste halte, selbst wenn ich Sie dabei ebenso unter Drogen setzen
muss wie Lanier. Haben wir uns verstanden?«
»Dürfen wir uns darauf freuen?«, fragte Gianna. »Wird unsere schöne
neue Welt so aussehen, wenn ihr Seuchenbabys erwachsen werdet und die
Verantwortung übernehmt?«
Jayden zuckte mit keiner Wimper. »Ich habe Sie gefragt, ob ich mich
deutlich ausgedrückt habe.«
»Überdeutlich«, antwortete Gianna. »Also kehren wir ins Paradies
zurück.«
Jayden stand auf, und die Gruppe löste sich auf, sammelte die
Ausrüstung ein und bereitete sich auf den Rückweg vor. Kira zupfte Jayden am
Ärmel und hielt ihn zurück.
»Wir können die Toten nicht einfach liegen lassen«, sagte sie.
»Meinetwegen die Pferde, aber hier sind drei Menschen gestorben. Wie wollen wir
sie nach Hause schaffen?«
»Wir können sie später noch holen.«
»Während unserer kleinen Besprechung habe ich gerade sechs
verwilderte Hauskatzen gezählt, und die Klinik, in die du uns geschickt hast,
war der Bau einer beträchtlich großen Hundemeute. Wenn wir die Toten
zurücklassen, wird nichts mehr übrig bleiben, das sich abzuholen lohnt.«
Jaydens Augen waren kalt. »Was soll ich tun, Walker? Wir können sie
nicht tragen, und wir haben keine Zeit, sie zu begraben. Wir kehren zurück,
untersuchen das Gelände und bergen die Generatoren, aber im Moment sind mir
zehn lebende Menschen wichtiger als drei tote.«
»Zehn Minuten«, wandte Kira ein. »Die können wir doch erübrigen.«
»Glaubst du wirklich, du könntest sie in zehn Minuten begraben?«
»Sie liegen schon halb unter der Erde.«
Er dachte kurz nach, hob die Schultern und nickte. »Du hast recht.
Ich helfe dir.«
Abgesehen von Andrew Turner hatte die Explosion auch zwei Soldaten
getötet, deren Leichen vor dem Haus lagen. Es waren ein Mann und eine Frau – oder besser, ein Junge und ein Mädchen, wahrscheinlich kaum älter als sechzehn.
Das Mädchen war vielleicht noch jünger, aber Kira war ihrer Sache nicht sicher.
Schweigend stand sie vor den Toten und fragte sich, wer sie gewesen waren, wie
sie ihre Freizeit gestaltet hatten, bei wem sie gelebt hatten, wie sie
hergekommen waren. Sie kannte nicht einmal die Namen. Jayden fasste das Mädchen
an den Armen, Kira hob die Beine an, und dann tappten sie vorsichtig durch die
Ruinen. Das tiefste Loch war jenes, aus dem sie Turner hatten bergen wollen. In
diese Öffnung schoben sie das tote Mädchen so vorsichtig wie möglich, bis es in
der Nische hinter den Steinen des Kamins lag. Inzwischen hatten einige andere
Soldaten ihre Aufgaben erledigt und kamen ihnen zu Hilfe. Sie trugen den Jungen
herüber und ließen ihn ebenfalls in das Loch hinab. Wie betäubt sah Kira zu,
während Jayden und Brown die letzte noch stehende Wand zum Einsturz brachten.
Sie kippte um und begrub die Toten unter sich.
Kira brach schier das Herz, als die Mauer einstürzte. Das reichte
doch nicht. Es war richtig, die Toten zu begraben, aber sie hatten Besseres
verdient, als in einer Ruine verscharrt zu werden. Sie wollte etwas sagen, doch
der Anblick der träge aufwallenden Staubwolken war zu viel für sie, und sie
bekam kein Wort heraus.
Marcus war offenbar ebenso berührt wie sie und beobachtete sie
zärtlich. Er wandte sich an Jayden. »Wir sollten ein Wort zum Abschied
sprechen.«
Jayden hob die Schultern. »Ein Lebewohl?«
»Na gut.« Marcus trat vor. »Ich glaube, das kann ich. Weiß jemand,
welcher Kirche sie angehört haben?«
»Keiner sehr guten«, murmelte Gianna.
»Maija war Christin«, erklärte Sparks. »Ich bin nicht sicher, welche
Gemeinde es war. Rob war Buddhist. Was den Zivilisten angeht, so habe ich keine
Ahnung.«
Marcus sah sich um, ob noch jemand etwas beisteuern konnte, aber
niemand wusste etwas. »Keine ganz einfache Mischung.« Er überlegte. »Mir fällt
ein altes Gedicht ein, das ich in der Schule gelernt habe.« Er richtete sich
auf, blinzelte in die Ferne, und die Soldaten senkten die Köpfe. Kira starrte
unverwandt den Ziegelsteinhaufen an, über
Weitere Kostenlose Bücher