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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Tatsächlich stammte sie eher aus dem Südwesten und hatte vermutlich
mexikanische oder aztekische Vorfahren gehabt, aber das hatte die Senatorin
nicht davon abgehalten, die kulturelle Indoktrination mit größtem Eifer zu
betreiben. Wenn Xochi wütend war, schlug sogar ein irischer Dialekt durch. Kira
fand das köstlich.
    »Ich meinte keine Kobolde, sondern gewöhnliche Sterbliche«,
erwiderte Kira. »Es war ein dummer Witz, aber ich glaube, es wird erst dann
wirklich lustig, wenn du dir dazu vorstellst, dass ich tatsächlich eine
Prinzessin bin.«
    »Ich bin auf jeden Fall eine«, erwiderte Xochi, »und es soll bloß
niemand wagen, mir zu widersprechen.«
    »Prinzessin von was?«, fragte Kira. »Von der Lincoln Avenue?«
    »Meine Eltern haben ein riesiges fernes Reich beherrscht.« Xochi
machte eine ausholende Geste. »Da niemand weiß, wer sie waren, kann auch
niemand das Gegenteil beweisen.«
    »Was planst du eigentlich für die Party am Freitag?« Nandita war
eine gute Köchin, aber Xochi war noch viel besser und übernahm bei besonderen
Gelegenheiten das Kochen.
    »Grillhühnchen, Bratkartoffeln und Donuts, wenn ich das Mehl dafür
bekomme. Süßreis ist gut und schön, aber du meine Güte, ich will endlich mal wieder
Schokolade haben.«
    »Donuts mit Schokolade?« Kira pfiff anerkennend durch die Zähne.
»Ist jemand gestorben und hat dir das Senatorenamt vermacht?«
    »Leider nicht meine Mutter.« Xochi sprang auf und lief zur Tür.
»Gestern auf dem Markt bin ich einem Typen begegnet, der hat geschworen,
Weizenmehl beschaffen zu können. Kommst du mit?«
    »Die Beine nutzen dem kleinen Volk doch nichts, wenn sie hier
eingesperrt werden.« Kira verneigte sich förmlich. »Das Volk muss die
Prinzessin sehen.«
    Es war Freitag. Aufbautag.
    Zeit für eine Party.
    Am Freitag gab es keine Geburten und keine fiebernden Babys, die
überwacht werden mussten. Deshalb kam Kira zwar erschöpft nach Hause, war aber
bereit, sich einen schönen Abend zu machen, und musste keine Schuldgefühle
haben. Sie badete, bürstete sich das Haar und suchte sich Kleidung in kräftigen
Farben aus der Abteilung Anbaggern heraus: ein mit chinesischen
Symbolen besticktes Seidenshirt, ein Paar hochhackige Sandalen und Shorts, die
so kurz waren, dass sie sich Gedanken über die Witterung machen musste. Es war
Sommer, aber für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt, und ein Regenschauer konnte
rasch den Wunsch nach wärmerer Kleidung wecken. Sie überlegte eine Weile,
verglich die Shorts mit einer längeren Hose und entschied sich dann doch für
die Hotpants. Sie passten besser zu dem T -Shirt und
zu ihr, und sie brauchte ein wenig Bestätigung. Die kalten Beine nahm sie gern
in Kauf, wenn sie dafür das Gefühl genießen konnte, wieder ein normaler Mensch
zu sein. Wahrscheinlich würden sie sowieso nicht nach draußen gehen.
    »Beeil dich!« Xochi klopfte an Kiras Zimmertür. Sie ging ganz in
Schwarz, was Lippenstift und Eyeliner einschloss, und hatte sich dazu eine völlig
unpassende bunte Schürze um die Hüften gebunden. »Madison und Haru sind schon
da, außerdem so ein Kerl namens Marcus. Ein großer, albern aussehender Typ, den
man leicht herumschubsen kann. Der wird dir gefallen.«
    »So langsam wird mir klar, warum dich deine königlichen Eltern
verstoßen haben«, spottete Kira fröhlich. »Du bist manchmal wirklich ein Rotzlöffel.«
    »Mit meinem Witz ist es wie mit deinen Beinen«, entgegnete Xochi.
»Es wäre selbstsüchtig, ihn zu verstecken.« Kira folgte ihr in die Küche und
winkte Nandita zu, die gerade Geschirr spülte. Xochi nahm eine Schale mit
Kartoffelscheiben von der Anrichte, tröpfelte Olivenöl darauf und verteilte
Nanditas Rosmarin großzügig über den Scheiben. Dann rührte sie mit den Händen
um. »Nandita, die Kräuter riechen wundervoll.«
    »Vielen Dank, mein Nachtschattengewächs.« Es war ein Privatwitz
zwischen den beiden. Nanditas Garderobe bestand ausschließlich aus bunten
Saris. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Xochi Schwarz den Vorzug gab.
    »Die ganze Küche riecht wundervoll.« Kira atmete tief ein. »Aber ich
muss mich losreißen und Marcus suchen.«
    »Gib ihm einen Kuss von mir«, sagte Xochi.
    »Einen Zungenkuss?«
    »Übertreib’s nicht, er soll nicht glauben, ich sei leicht zu haben.«
    Kira eilte den Flur entlang und atmete tief ein, als ihr eine neue
Woge von Gerüchen entgegenkam. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Über
Xochis Mutter konnte man sagen, was man wollte, aber sie

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