Partials 1 – Aufbruch
hatte dem Mädchen das
Kochen beigebracht.
Im Flur brannten Petroleumlampen, die wegen des Geruchs mit Hauben
und Filtern versehen waren. Kira hörte gedämpfte Stimmen im Wohnzimmer, in dem
mit Holz betriebenen Küchenherd knackten und zischten die Scheite. So gut essen
die Farmer die ganze Zeit, dachte sie. Da bekomme ich beinahe Lust, es selbst
zu probieren.
Aber nur beinahe.
Sie folgte dem Klang der Stimmen ins Wohnzimmer. Marcus und Haru
waren auf dem Sofa in eine Diskussion vertieft, während Madison in einem Sessel
lümmelte. Die Musikanlage war aufgebaut und verbreitete Geräusche, die an ein
Gewitter erinnerten.
Madison lächelte. »Hallo.«
»Hallo, Mads. Was läuft?«
Madison grinste schief und blickte zu Marcus und Haru hinüber. »Ich
lass es locker angehen, während dein Freund sich dem gerechten Zorn meines
Gatten aussetzt. Heute ist er wirklich geladen.«
Kira nickte. Haru konnte sich manchmal ziemlich aufregen.
»Natürlich geht es um die Freiheit«, sagte Haru gerade. »Es geht
darum, die Freiheit durch Gesetze zu schützen.« Er blickte grimmig drein, doch
Marcus hielt bleich, aber entschlossen dem Blick stand. »Jede Gesellschaft
braucht ein gewisses Maß an Regelungen. Wenn es zu viele sind, bekommst du eine
Tyrannei, wenn du zu wenig hast, versinkst du im Chaos.«
»Kira!« Marcus sprang vom Sofa auf, sobald er sie entdeckte. Er kam
auf sie zu und umarmte sie, dann löste er sich von ihr und fasste sie bei der
Hand. »Du siehst wundervoll aus.«
»Danke.« Sie führte ihn zu einem anderen Sofa, setzte sich und
blickte zu Haru hinüber. »Hallo! Schön, dich zu sehen.« Sie wollte nicht, dass
er wieder mit seinem Palaver begann, aber sie konnte ihn auch nicht behandeln,
als wäre er Luft für sie.
»Ebenso«, antwortete Haru. »Ein Glück, dass ihr beiden das Abenteuer
an der Küste überlebt habt.«
Kira zog eine Augenbraue hoch. »Hast du denn davon gehört?«
»Alle haben es gehört«, schaltete sich Madison ein. »Wahrscheinlich
hätten wir wichtigere Gesprächsthemen gehabt als die geheimnisvolle Funkanlage,
die mit einer Bombe präpariert war und mehrere Leute tötete. Aber du weißt ja,
wie das ist. Manchmal reden wir eben auch über langweilige Begebenheiten.«
»Das war die Stimme «, warf Haru ein.
»Diese Frau, die bei euch war, Gianna oder wie sie hieß, war eine von ihnen.«
Kira lachte. »Was? Sie war doch mittendrin. Ich habe sie selbst aus
den Trümmern gezogen. Oder willst du behaupten, sie hätte sich selbst in die
Luft gejagt? Absichtlich? Oder ist sie einfach nur eine unfähige Terroristin?«
»Vielleicht wollte sie schützen, was es da drin zu finden gab«, meinte
Haru.
»Jedenfalls ist sie nicht mit zurückgekommen«, berichtete Marcus leise.
Kira warf ihm einen überraschten Blick zu, dann wandte sie sich kopfschüttelnd
an Haru. »Sie ist mit uns zurückgefahren.«
»Bis nach Dogwood.« Marcus nickte, und Kira sah, wie traurig er war.
Trauer, gemischt mit Verwirrung und einer gewissen Angst. »Seitdem hat sie
niemand mehr gesehen.«
Kira konnte es nicht fassen, das war doch verrückt. »Gianna war
nicht bei der Stimme . Sie mochte Jayden nicht
sonderlich gut leiden, aber er hat sich auch mehr als nötig aufgespielt, und
wenn er das tut, kann ihn niemand gut leiden.« Sie warf Madison einen Blick zu.
»Nimm’s nicht persönlich!«
»Schon gut.«
»Sie hat die Anlage als Funkstation identifiziert«, erklärte Haru,
»und die einzige Person, die ihr hätte widersprechen können, ist bei der
Explosion umgekommen. Soweit wir wissen, fand ihr Kollege heraus, dass es eine
aktive Operationsbasis der Stimme war. Daraufhin hat
Gianna die Bombe gezündet, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie ist die Einzige,
die überlebt hat.«
Kira lachte laut, dann bekam sie Schuldgefühle und nahm sich
zusammen. »Tut mir leid, aber das … du leidest an einem unglaublichen
Verfolgungswahn. Du bist fast so übel wie der Kerl, der uns neulich verhört
hat.«
»Verfolgungswahn oder nicht«, erwiderte Haru, »offensichtlich ist
die Abwehr genau dieser Meinung, denn sonst hätte man sie nicht festgehalten.«
Xochi trat ein und lehnte sich an den Türrahmen. »Redet ihr über die
Computerspezialistin auf dem Bergungseinsatz?«
Kira warf verzweifelt und mit weit aufgerissenen Augen die Hände
hoch. »Weiß denn hier jeder außer mir Bescheid?«
»Du arbeitest fünfzehn Stunden am Tag im Krankenhaus«, sagte
Madison. »Du bekommst es nicht einmal mit, wenn die Stimme den
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