Partitur des Todes
unser Mörder war im Redaktionsgebäude?»
«Vergiss es, Robert, offensichtlich hat er sich einfach einen Junkie von der Straße geholt, der für ihn den Boten gespielt hat.»
«Also bringt uns das auch nicht weiter. Sven…»
«Okay», sagte Liebmann. «Wir haben gestern stundenlang Frantiseks Wohnung auf den Kopf gestellt, umzu sehen, ob wir einen Hinweis finden, wo er war und was er herausgefunden haben könnte. Nichts!Anscheinend ist er vorseinerAbfahrt nach Köln das letzte Mal zu Hausegewesen.»
«Aber er muss eine heiße Spur gehabt haben. Er muss gewusst haben, wer der Mann ist, der schließlich auch zu seinem Mörder wurde. Und er muss gewusst haben, wo er ihn findet.Anders ist das alles nicht zu erklären.»
«Warte, Robert, ich bin noch nicht fertig. Ich habe mit Marcel Lambert gesprochen, dem Pariser Kollegen, mit dem sich Frantisek in Köln getroffen hat. Der Franzose hat Frantisek aufeine Kronberger Firma hingewiesen, die vor einiger Zeit im Verdacht stand,etwas mit den geraubten Desert Eagle zu tun zu haben. Das Unternehmen heißt Sabana GmbH. Ich habe den Namen der Firma einfach mal ins System eingegeben. Und was glaubt ihr, was ich herausgefunden habe…?»
«Sven, bitte…»
«In den Laden wurde am Wochenende eingebrochen.»
«Und? Weiter?», fragte Kai Döring.
«Leute, bitte! Zählt doch einfach mal zwei und zwei zusammen.»
«Du meinst, Frantisek…»
«Frantisek erfährt am Samstag, dass die Sabana mit den gestohlenen Pistolen in Verbindung gebracht wird.Am Wochenende steigt dort jemand ein. In der Nacht von Sonntag auf Montag wird Frantisek ermordet. Den Einbruch hat übrigens ein Nachbar am Sonntag gemeldet.Angeblich ist nichts gestohlen worden. Wenn das alles nichts miteinander zu tun haben soll…»
«Ja, natürlich», sagte Kerstin, «das würde passen.Als ich am Samstagabend mit Oliver telefoniert habe, hatte er etwas vor. Und er wollte nicht darüber sprechen. ‹Es gibt Sachen, die muss man alleine durchziehen oder gar nicht.› Das waren seine Worte. Ihr könnt sicher sein, dass er es war, der in Kronberg eingebrochen ist.»
«Aber umwas zu finden?», fragte Döring.
«Das werden wir wohl kaum erfahren», antwortete Liebmann. «Oder sollen wir beider Firma vorbeigehen und sagen:Also, es war ein Polizist, der in Ihr Haus eingedrungen ist; verraten Sie uns doch bitte, was er bei Ihnen gesucht hat.»
«Gut», sagte Marthaler. «Wir werden unsere Vermutungen der Staatsanwaltschaft weitergeben. Dann soll man dort prüfen, ob wir eine Möglichkeit haben, auf die Firma zuzugreifen. Eine andere Sache geht mir seit gestern nicht aus dem Kopf: Ich frage mich,warum wir Oliver Frantiseks Leiche ausgerechnetin diesem Naturschutzgebiet bei Ober-Mörlen gefunden haben. Und noch wichtiger: Wie ist sein Mörder von dort wieder weggekommen? Schließlich hat er den Wagen, mit demer sein Opfer transportiert hat, in Brand gesteckt.»
«Vielleicht ist er zu Fuß gegangen», meinte Kerstin Henschel. «Vielleicht hält er sich in Ober-Mörlen auf, vielleicht wohnt er sogar dort. Vielleicht hatte er ein Fahrrad auf der Ladefläche. Oder ein kleines Motorrad. Es gibt viele Möglichkeiten.»
«Oder es hat ihn jemand mit einem zweiten Wagen begleitet», sagte Marthaler.
Alle schauten sich ratlos an, niemand hatte eine Antwort.
Plötzlich sprang Kerstin Henschel von ihrem Stuhl auf. «Wir haben etwas vergessen», rief sie. «Wir haben vergessen, uns zu fragen, wie sich Oliver bewegt hat.»
«Aber hast du nicht erzählt, dass er mit dem Zug nach Köln gefahren ist?»
«Ja.Aber als wir telefoniert haben, hat er von einem gemieteten Wohnmobil gesprochen. Er hat gesagt: Ich bin unterwegs in einem Wohnmobil.»
«Und weißt du, wo er sich zu diesem Zeitpunkt befand?», fragte Liebmann.
«Nein. Er hat nur gesagt, dass er unterwegs ist.»
«Möglicherweise hat er den Camper vor seinem Tod bei einer Filiale derAutovermietung abgegeben. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht steht der Wagen noch irgendwo herum. Es kann nicht so schwer sein, das herauszufinden.»
«Gut»,sagte Marthaler, «ruft sämtlicheAutovermietungen in Köln und Umgebung an, fragt, ob Frantisek am Samstag einen Campergemietet hat. Wir brauchenAutomarke, Modell, Farbe und Nummernschild. Vielleicht haben wir damit endlich eine Spur. Wenn der Wagen noch nicht wieder zurückgegeben wurde, werden wir ihn zur Fahndung ausschreiben.»
Marthaler hatte seinen Satz gerade zu Ende gesprochen, als die Tür aufflog und Sabatos dröhnende
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