Party Prinzessin
aussehen wie ein flachbrüstiges Playboy-Bunny),
eine schwarze Baskenmütze (die Mom früher immer aufhatte, wenn sie mit ihren Freundinnen, den Guerilla Girls, auf Demos unterwegs war)
und den wasserbefüllbaren BH (den ich aber nicht sehr voll gefüllt hatte, weil ich… na ja, ich hatte Angst, er könnte auslaufen).
Außerdem hab ich roten Lippenstift aufgelegt und meine Haare so sexy zerwuschelt wie Lindsay Lohan, wenn sie gerade aus einem New Yorker Nachtclub kommt.
Aber statt meinen neuen Look mit einem »Wow, siehst du heiß aus!« zu kommentieren, zog Michael – der zur Tür ging, weil gerade die ersten Gäste kamen – bloß die Augenbrauen hoch, als wäre er wegen irgendetwas beunruhigt.
Lars, der im Flur an der Wand lehnte, hat sogar von seinem Sidekick aufgesehen, als ich an ihm vorbeiging, und schien etwas sagen zu wollen, aber dann überlegte er es sich doch anders und surfte weiter im Internet.
Und Lilly, die ihre Kamera bereitmachte, um die Party für die nächste Sendung von »Lilly spricht Klartext« zu filmen, in der es um die Mann-Frau-Dynamik in der modernen städtischen Gesellschaft gehen soll, sagte: »Was stellst du dar? Eine Schauspielerin?« Aber statt sauer zu sein, warf ich nur den Kopf in den Nacken, wie Lana es immer macht, und sagte: »Mein Gott, bist du heute mal wieder witzig.«
Weil ich nämlich vor Michaels Freunden, die gerade zur Tür reinkamen, erwachsen wirken wollte.
Ich glaub, das ist mir auch gelungen, weil Trevor und Felix nämlich erstaunt »Mia?« sagten, als würden sie mich kaum wiedererkennen. Und Paul sagte: »Nette Stelzen«, was wahrscheinlich ein Kompliment über meine Beine sein sollte, die ziemlich lang aussehen, wenn ich einen kurzen Rock anhabe.
Sogar Doo Pak sagte: »Oh, Prinzessin Mia, du siehst aber ohne deine Latzhose sehr schön aus.«
Und JP – der kurz darauf mit Tina und Boris kam – sagte: »Eure Schönheit würde selbst den lieblichsten mediterranen Sonnenuntergang zum Erröten bringen, Mylady.« Was zwar ein Satz aus unserem Stück ist, aber trotzdem nett war.
Und er hat sich dazu auch genauso höflich verbeugt wie im Stück. Musical, meine ich.
Michael war der Einzige, der nichts sagte. Aber ich nahm an, er war einfach zu sehr damit beschäftigt, Musik aufzulegen und dafür zu sorgen, dass alle sich wohl fühlten. Außerdem war er nicht so begeistert, dass Lilly Boris und die anderen eingeladen hatte, ohne ihn vorher zu fragen.
Also hab ich versucht, ihm zu helfen. Ich bin auf ein paar Mädchen aus seinem Wohnheim zugegangen, die gerade gekommen waren (und übrigens alle keine Baskenmütze aufhatten oder sexy angezogen waren – es sei denn, man findet Sportsandalen mit Socken sexy), und sagte: »Hallo, ich bin Mia, Michaels Freundin. Kann ich euch einen Dip anbieten?«
Ich erzählte ihnen nicht, dass ich den Dip selbst gemacht hatte, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein waschechtes Partygirl ihre Zeit damit verschwenden würde, Dips zu machen. Lana hat wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben einen gemacht. Das mit dem Dip war eindeutig ein Megafehler, aber zum Glück auch wieder nicht so schlimm, weil ich ja niemandem sagen musste, dass ich ihn gemacht hatte.
Die Studentinnen erklärten, sie wollten jetzt keinen Dip, obwohl ich ihnen versicherte, ich hätte ihn extra mit fettarmer Majonäse und saurer Sahne gemacht, weil ich weiß, dass Studentinnen oft Gewichtsprobleme haben. Aber DAS hab ich ihnen natürlich nicht gesagt.
Ich ließ mich davon, dass sie meinen Dip verschmähten, nicht entmutigen. Ich hatte ihnen den Dip ja auch nur angeboten, um ins Gespräch zu kommen.
Aber irgendwie bekam ich den Eindruck, dass sie keine große Lust hatten, sich mit mir zu unterhalten. Ich sah mich um. Boris und Tina lagen knutschend auf dem Sofa, und Lilly erklärte JP die Funktionen an ihrer Kamera, sodass ich niemanden hatte, mit dem ich mich unterhalten konnte. Also bin ich in die Küche geschlendert und hab mir ein Bier geholt. Lana hatte mir ja gesagt, dass Partygirls das so machen. Ich machte das Bier mit dem Flaschenöffner auf, der auf der Theke lag, und nahm den ersten Schluck direkt aus der Flasche, weil ich beobachtet hatte, dass das alle so machten. Und dann hätte ich fast gekotzt. Weil Bier sogar noch ekelhafter schmeckt, als ich gedacht hätte. Sogar noch viel schlimmer als das Stinktier, das Papa in Indiana überfahren hat.
Aber weil die anderen beim Biertrinken auch nicht das Gesicht verzogen, versuchte ich, mich
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