Party Prinzessin
von Doo Pak, der zum ersten Mal in seinem Leben Cool-Ranch-Doritos probierte, anscheinend interessanter als meine tödliche Verlegenheit.
JP war der Einzige, der danach noch mit mir redete – abgesehen von Tina, die mir auf der Couch gegenübersaß und sagte: »Das war ein echt schöner Tanz, Mia.« Als hätte ich irgendeine Tanzvorführung gegeben oder so.
»Hey«, sagte JP und kam zu mir rüber. »Ich glaub, das hast du stehen lassen.«
Ich hob den Kopf, um zu sehen, was er mir hinhielt. Mein zu drei Vierteln ausgetrunkenes Bier! Die Substanz, die überhaupt nur dafür verantwortlich war, dass ich es für eine gute Idee hielt, mit einem anderen Jungen sexy zu tanzen!
»Stell’s weg!«, stöhnte ich und begrub mein Gesicht zwischen den Knien.
»Oh!«, sagte JP. »Entschuldigung… äh, Mia, alles in Ordnung?«
»Nein«, murmelte ich in meine Oberschenkel hinein.
»Kann ich irgendwas für dich tun?«, fragte er.
»Kannst du einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum erzeugen, damit sich morgen niemand daran erinnert, wie ich mich heute hier zum Affen gemacht hab?«
»Hm. Ich glaub nicht. Inwiefern hast du dich denn zum Affen gemacht?«
Was echt süß von ihm war – so zu tun, als wäre es ihm gar nicht aufgefallen. Aber im Ernst, das hat es eigentlich nur noch schlimmer gemacht.
Weshalb ich das einzig Vernünftige tat, was ich in dieser Situation tun konnte. Ich sammelte meine Sachen ein – und meinen Bodyguard – und ging, bevor irgendwer sehen konnte, wie ich weinte.
Denn das tat ich. Und zwar die ganze Heimfahrt über.
Und jetzt kann ich nur hoffen, dass JP gelogen hat und doch weiß, wie man einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum erzeugt, sodass alle auf der Party vergessen, dass ich jemals dort war.
Vor allem Michael.
Dem inzwischen mehr als klar sein müsste, dass ich – im verwerflichsten Sinne des Wortes – eben doch ein Partygirl bin.
O Gott.
Ich glaub, ich brauche jetzt ein Aspirin.
Sonntag, 7. März, 9 Uhr morgens, zu Hause im Loft
Keine Instant Message von Michael. Keine Mail. Keine Anrufe. Jetzt ist es offiziell: Es widert ihn an, dass er mich überhaupt kennt.
Und ich nehme es ihm kein bisschen übel. Ich würde mich vor Scham und Schande sofort im East River ertränken, wenn ich nicht zur Probe müsste.
Gerade hab ich beim Luxus-Gourmet-Tempel Zabar’s angerufen und auf Moms Kreditkarte (ohne ihr Wissen, weil sie noch schläft und Mr G mit Rocky Orangensaft kaufen ist) Lachsbagels an die Adresse der Moscovitzens liefern lassen, um mich irgendwie zu entschuldigen.
Niemand kann lange sauer sein, nachdem er einen Bagel von Zabar’s gegessen hat.
Oder?
Ich hab sexy getanzt! Was hab ich mir nur dabei GEDACHT?????
Sonntag, 7. März, 17 Uhr, großer Ballsaal im Plaza
Ich versteh gar nicht, warum wir uns jemals Sorgen gemacht haben, wie wir den Text bis Montag auswendig lernen sollen.
Ich kann ihn jetzt schon im Schlaf aufsagen, weil wir das Stück schon so oft geprobt haben.
Und meine Füße tun unglaublich weh vom vielen (nicht sexy) Tanzen. Feather hat gesagt, wir brauchen alle Jazz-Schuhe. Sie bringt uns morgen welche mit.
Bloß dass meine Füße bis morgen wahrscheinlich abgestorben sind.
Und ich hab Halsschmerzen vom vielen Singen. Madame Puissant hat uns heißes Wasser mit Honig zu trinken gegeben.
Phil, der Pianist, sieht auch aus, als würde er gleich vom Stuhl fallen. Sogar Grandmère zeigt erste Schwächeanzeichen. Nur Señor Eduardo, der in seinem Sessel schlummert, sieht erholt aus. Okay, Rommel auch.
O Gott. Gerade hat sie gesagt, der Chor soll noch mal »Genovia, mein Genovia!« singen. Verdammt, ich hasse diesen Song. Wenigstens muss ich nicht mitsingen. Aber trotzdem. Sieht sie denn nicht, dass wir gleich alle zusammenbrechen? Mein Gott, gibt es keine gesetzlichen Vorschriften darüber, wie lange Jugendliche zur Arbeit gezwungen werden können?
Na ja. Wenigstens lenkt mich das von der peinlichen Aktion von gestern Abend ab. Jedenfalls ein bisschen. Klar, Lilly erinnert mich bei jeder erstbesten Gelegenheit daran: »Ach so, Mia, danke übrigens für die Bagels« und »Hey, Mia, vielleicht könntest du deinen sexy Tanz in die Szene einbauen, in der du Albion erwürgst?« und »Wo hast du heute eigentlich deine Baskenmütze gelassen?«
Worauf natürlich alle anderen fragen: »Was meint sie denn damit?«, aber Lilly schweigt und lächelt wissend in sich hinein.
Und dann die Sache mit Michael. Lilly hat gesagt, er sei gar nicht zu Hause gewesen, als die Bagels
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