Party Prinzessin
um Luft zu holen, sagte er mit einer Stimme, die ein ganz kleines bisschen vibrierte: »Weißt du, Mia. Ich will kein Partygirl als Freundin. Ich will nur dich.«
Oh. Das war es also, was er mir damals im Wohnheim hatte sagen wollen.
»Was hältst du davon, wenn wir jetzt endlich die Kostüme loswerden und uns ins Getümmel stürzen und Party feiern?«
Und ich hab gesagt, dass ich davon sehr viel halte.
Mittwoch, 10. März, immer noch auf der Premierenfeier
Jetzt halten sie gerade Reden. Die Bauherren von »The World«, meine ich. Ich hab einen Moment gebraucht, bis mir wieder einfiel, dass das ja der Hauptgrund war, weshalb Grandmère diese Gala überhaupt organisiert hat. Nicht, um Geld für die genovesischen Olivenbauern zu sammeln oder um ein Theaterstück aufzuführen, äh, Musical.
Mit ihrer Benefizgala wollte sie sich ja nur bei den Leuten einschleimen, die entscheiden, wer welche der künstlichen Inseln bekommt.
Ich kann nicht behaupten, dass ich sie beneide – die Leute, die das entscheiden müssen, meine ich. Wie soll man entscheiden, wer Irland mehr verdient hat – Bono oder Colin Farrell? Oder wer England bekommen soll – Elton John oder David Beckham?
Letzten Endes läuft es wahrscheinlich darauf hinaus, wer das meiste Geld dafür hinlegt. Trotzdem bin ich froh, dass ich die Entscheidung nicht treffen muss, wenn zum Beispiel keiner mehr zahlen will als der andere.
Aber ich weiß inzwischen, dass feststeht, wer die künstliche Insel Genovia bekommt. Das war ziemlich offensichtlich, als ein fetter, großer Mann mit beginnender Glatze und Zigarre im Mund auf Grandmère und mich zukam und einen total verlegenen JP im Schlepptau hatte.
»Ah, da ist sie ja!«, rief der fette Mann mit der beginnenden Glatze, der – wie mir sofort klar war – John Paul Reynolds-Abernathy der Dritte sein musste. JPs Vater. »Da ist die kleine Dame, die ich schon so lange kennen lernen will, das Prachtstück aus Genovia, das meinen Jungen aus seinem Schneckenhaus gezerrt hat! Großartiger Abend, kann ich nur sagen. Spitzenklasse!«
Ich nahm an, dass JPs Vater von Grandmère sprach. Weil sie ja schließlich diejenige war, die JP die Rolle in ihrem Musical gegeben hat, worauf sich das »aus dem Schneckenhaus zerren« wahrscheinlich bezog.
Aber dann wurde mir überrascht klar, dass Mr Reynolds-Abernathy der Dritte mich anschaute und nicht Grandmère. Grandmère rümpfte die Nase, als würde sie etwas Fauliges riechen. Wahrscheinlich die Zigarre.
Trotzdem sagte sie liebenswürdig: »Guten Abend, John Paul. Darf ich Ihnen meine Enkelin vorstellen? Ihre Hoheit Prinzessin Amelia Mignonette Grimaldi Renaldo Thermopolis.« (Wenigstens hat sie diesmal auch »Thermopolis« dazugesagt, normalerweise lässt sie den Namen von meiner Mutter immer weg.)
»Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Wie geht es Ihnen?« Ich streckte meine rechte Hand aus, die sofort von der fleischigen Pranke von Mr Reynolds-Abernathy dem Dritten verschluckt wurde.
»Könnte nicht besser sein!«, rief er und schwenkte meinen Arm auf und ab, während JP, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, neben ihm stand und aussah, als würde er am liebsten sterben. »Spitzenklasse sozusagen. Freut mich ungemein, endlich die Bekanntschaft des Mädchens – ’tschuldigung, der Prinzessin – zu machen, die meinem Jungen als Einzige von all den arroganten Schnöseln an der Schule angeboten hat, sich in der Cafeteria zu ihr an den Tisch zu setzen!«
Ich stand nur da und sah verwundert von JP zu seinem Vater und wieder zurück. Irgendwie konnte ich es nicht glauben. Ich meine, dass keiner an der Albert-Einstein-Schule ihm je einen Platz am Tisch angeboten hatte.
Andererseits hat er ja selbst gesagt, dass er nicht so der Herdentyp ist. Und seine Abneigung gegen Mais im Chili ist schon ein bisschen merkwürdig. Und wenn man nicht weiß, was dahinter steckt… könnte man ihn schon für komisch halten. Bis man ihn dann kennen lernt, meine ich.
»Und schau dir an, was das bewirkt hat!«, begeisterte sich Mr Reynolds-Abernathy der Dritte. »Einmal hat er an deinem Tisch gesessen und schon bekommt der Junge die Hauptrolle im Schulmusical! Und jetzt hat er sogar Freunde! Sogar einen, der studiert! Wie hieß der Kerl noch mal, JP? Der, mit dem du gestern Abend telefoniert hast? Mike?«
JP starrte auf den Boden und ich konnte es ihm nicht verdenken.
»Ja«, murmelte er. »Michael.«
»Sag ich doch. Dein neuer Freund Mike.« Mr Reynolds-Abernathy der Dritte
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