Party Prinzessin
nickte befriedigt. »Und deine Freundin, die kleine Prinzessin.« Er tätschelte mich unter dem Kinn. »Der Junge hat immer alleine essen müssen, seit er an diese versnobte Schule gekommen ist. Wenn das so weitergegangen wäre, hätte ich ihn abgemeldet. Und jetzt sitzt er mittags am Tisch der Prinzessin. Clarisse, Sie haben eine ganz großartige kleine Enkelin!«
»Vielen Dank, John Paul«, sagte Grandmère huldvoll. »Und ich darf Ihnen versichern, dass Ihr Sohn ein ungemein charmanter junger Mann ist. Ich bin davon überzeugt, dass er es im Leben noch weit bringen wird.«
»Da können Sie Ihren Hintern drauf verwetten!« Diesmal tätschelte Mr Reynolds-Abernathy JP unter dem Kinn. »Mit einer Prinzessin sitzt er am Mittagstisch! Spitzenklasse! Ich wollte mich nur mal schnell bedanken. Ach so, und Clarisse, mein Angebot für die Insel habe ich zurückgezogen – wie hieß sie noch mal? Ach ja, Genovia! ›Gemeinsam kämpfen wir.‹ Ganz große Klasse übrigens, die Liedzeile. Na, jedenfalls gehört die Insel jetzt Ihnen, Clarisse, weil Ihre Enkelin so nett zu meinem Sohn war.«
Grandmère wären beinahe die Augen aus den Höhlen gequollen. Rommel übrigens auch, weil sie ihn so fest an sich drückte.
»Sind Sie sich da ganz sicher, John Paul?«, fragte Grandmère.
»Da geb ich Ihnen Brief und Siegel drauf«, bestätigte Mr Reynolds-Abernathy der Dritte. »Das Ganze war sowieso ein Irrtum. Ich wollte Genovia gar nicht. Das ist mir vorhin klar geworden, als ich das Stück gesehen habe. Ich wollte das andere Land, das mit dem Autorennen…«
»Monaco«, sagte Grandmère eisig und sah aus, als würde sie etwas riechen, das noch fauliger stinkt als Zigarrenrauch. Aber so sieht sie immer aus, wenn jemand über unser benachbartes Fürstentum redet.
»Ja, genau!«, rief JPs Vater dankbar. »Den Namen muss ich mir merken. Ich will die Insel für JPs Mutter kaufen, wissen Sie. Zum Hochzeitstag. Sie ist hin und weg von dieser Schauspielerin, die dort Fürstin war. Wie hieß sie noch mal?«
»Grace Kelly«, sagte Grandmère mit noch eisigerer Stimme.
»Ganz genau, die war’s!« Mr Reynolds-Abernathy der Dritte packte seinen Sohn am Arm. »Los, Junge!«, rief er. »Ich muss schnell mein Angebot abgeben, bevor ein anderer… äh…« Er starrte Cher an, die ein extrem knappes und durchsichtiges Kleid anhatte, aber trotz ihrer ganzen Schönheits-OPs noch relativ menschlich aussah, »…sie uns wegschnappt.«
Sobald die beiden außer Hörweite waren, sah ich Grandmère scharf an. »Okay, gib es zu. Du hast dieses Musical nicht aufgeführt, um damit die Leute zu unterhalten, die den genovesischen Olivenbauern Geld spenden, sondern damit JPs Vater so tief in deiner Schuld steht, dass er sein Angebot für die Insel Genovia zurückzieht, stimmt’s?«
»Mag sein, dass es anfangs so war«, sagte Grandmère. »Aber dann hat es mich gepackt. Wenn man mal Theaterblut geleckt hat, ist man der Bühne verfallen, Amelia. Ich werde der darstellenden Kunst niemals ganz den Rücken kehren können. Vor allem jetzt nicht, wo mein Musical…«, sie warf einen Blick in die Richtung der Journalisten und Theaterkritiker, die schon darauf warteten, sie interviewen zu dürfen, »…solch ein Erfolg ist.«
»Ja, ja, alles klar«, sagte ich ungeduldig. »Aber beantworte mir bitte trotzdem noch eine Frage. Wieso war es dir so wichtig, dass JP und ich uns küssen? Und sag mir zur Abwechslung mal die Wahrheit und erzähl mir nicht, dass das Publikum am Schluss eines Musicals einen Kuss erwartet.«
Grandmère schob Rommel in die Ellenbogenbeuge, um sich im Spiegel ihrer brillantbesetzten Puderdose zu betrachten, die sie aus ihrer Tasche gezogen hatte. » Mon dieu , Amelia«, seufzte sie, während sie ihr Make-up überprüfte. »Du bist schon fast sechzehn und hast in deinem gesamten Leben erst einen einzigen Jungen geküsst.«
Ich räusperte mich. »Zwei, um genau zu sein«, berichtigte ich sie. »Denke an Josh…«
»Bö’ff!« Grandmère ließ ihre Puderdose zuschnappen.
»Jedenfalls bist du noch viel zu jung, um die Geschichte mit diesem Jungen so ernst zu nehmen. Eine Prinzessin muss viele Frösche küssen, bevor sie mit Sicherheit sagen kann, dass sie ihren Prinzen gefunden hat.«
»Und du hast gehofft, John Paul Reynolds-Abernathy der Vierte würde sich als mein Prinz entpuppen«, sagte ich. »Weil sein Vater im Gegensatz zu Michaels Vater reich ist… und zufälligerweise auch an der Insel Genovia interessiert war.«
»Ich gebe zu,
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