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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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gelassen hatte und daß es, so arm es auch dran war – der Gummizug hatte den Geist aufgegeben und kringelte sich schlaff wie eine weichgekochte Nudel –, die Stellung noch einigermaßen hielt.
    Ich fand es gut, daß wir uns küßten, daß wir uns betatschten, daß wir uns umschlangen, aber ich bekam dabei nicht viel zu sehen und war kurz davor zu ersticken. Und dann stellte sich mir langsam ein anderes Problem. Ich hatte mich so lange neben ihr, an ihr gewunden, bis sie ihn schließlich doch gepackt hatte, und nach einem ersten euphorischen Schlucken spürte ich die Gefahr heraufziehen und hätte fast gequält aufgelacht. Ich stieß eine Art gereiztes Knurren in Richtung ihrer Unterwäsche aus, als wäre ich es leid, daß sie mir immer noch in die Quere kam, und machte mich daran, nachzuschauen, was sich darunter verbarg.
    Und bei diesem Tun erkannte ich, welch Elend, welch armseliges, reizloses Ding, welch Jammertal, welch müder Witz mein Leben bisher gewesen war. Welch düstere Reise, bis ich in diesem Zimmer angelangt war! Was für eine langweilige, fade und saftlose Welt ließ ich hinter mir! Ich hätte Freudentränen vergießen können, als ich ihr Höschen herunterzog. Um ein Haar hätte ich ihr gesagt, daß ich sie liebte, und jeden noch so kleinen Gegenstand in diesem Zimmer, und das ganze Haus, und die ganze Stadt, das ganze Land, und diese ganze verfluchte Welt und auch alle Leute, die sie in dieser Nacht bewohnten.
    Sie lag auf dem Rücken, die Schenkel angewinkelt wie ein Frosch, und ich war zwischen ihren Beinen, den Blick auf ihre Spalte geheftet und mit entrückter Miene auf den Hintern gesunken. Verglichen mit Edith schien ihr Bonbon für einen Riesen geschaffen zu sein, überdies kam mir alles an ihr immens vor, aber genau richtig, alles war so, wie ich es mir erträumt hatte, rund, schwer, warm und glänzend … Ich ließ mich kopfüber fallen, um sie ein wenig zu beschnuppern, aber was den Rest anging, da mußte ich passen und mich mit einem Hüstelanfall zurückziehen. Ich beruhigte sie mit einer Handbewegung. Ich muß gestehen, daß mich diese oralen Dingsdas weniger verlockten, ich meine, wenn ich mich daran machen sollte. Ich fühlte mich nicht in der Lage, so weit zu gehen. Ich wußte, daß es so etwas gab, aber zu bunt brauchte man es auch nicht zu treiben. Kurz und gut, ich bereute es nicht, ihr Vlies im Tiefflug gestreift zu haben. Wenn nicht, hätte mir etwas gefehlt! Ich kannte diesen Geruch. Oli und ich hatten ihm in sämtlichen Ecken des Hauses nachgeschnüffelt und uns das Gesicht damit eingeschmiert, wenn wir ein liegengelassenes Höschen in die Finger bekamen, »das Gift, das verrückt macht« nannten wir das und ließen uns scheinbar ohnmächtig zurückfallen, prustend, mit heißen Ohren und hochroten Wangen.
    »Erinnere mich daran, daß ich dir ein wenig Saft gebe …« murmelte sie.
    »Ich sag doch, halb so schlimm …«
    »Mmm, das kann man nie wis …«
    Ich hatte meine Finger in ihre Nässe getaucht. In Anbetracht des fieberhaften Zustands, in dem ich mich befand, hatte ich nicht vor, mich hundert Jahre damit aufzuhalten, und vielleicht hätte ich ganz darauf verzichtet, wenn mich nicht irgendein finsteres Verlangen überkommen hätte, das mich zwang, den Augenblick, da wir endlich richtig bumsen würden, um eine gräßliche Minute hinauszuzögern. Bestimmt dachte sie, das käme von ganzem Herzen, und sie warf mir einen zärtlichen Blick zu, bevor sie wieder nach oben guckte, um zu sehen, ob ich vielleicht an der Decke hing. Dabei wiegte sie sich in den Hüften und versuchte meine Hände an die richtigen Stellen zu dirigieren, wie damals, als sie mir die ersten Klavierstunden gab. Einen Moment lang achtete ich darauf, was sie trieb, ich lauschte ihrem Glucksen, schaute ihr zu, wie sie ihren Speichel mit den Fingerspitzen transportierte, freute mich der Fäden, die von ihrem Mund hingen und zu ihrer Scham strebten, um auf halbem Weg schlappzumachen und an ihrem Kinn klebenzubleiben. Dann überließ ich mich meinem schändlichen Egoismus. Glaubte sie, ich wünschte nur ihre Lust? Glaubte sie, ich sei so nett und könnte mein Verlangen noch länger bezähmen, nur um ihr Freude zu machen? Glaubte sie, ich hätte einen feinen Heiligenschein über dem Kopf? Nein, ich war nicht der kleine Heilige, für den sie mich hielt. Es hätte mir auch nicht gefallen, wenn sie mich einfach so genommen hätte, ich hätte mich zu Tode geschämt. Und ich versteckte mich, mimte Nasenjucken oder

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