Pasdan
nichts. Dort wird ihnen Saatgut zur Verfügung gestellt, und sie können unter sich, wie sie es immer gewollt haben, ihr Leben zu Ende leben. Ohne Männer und ohne künstliche Befruchtung. Die Jüngeren bleiben hier und werden in kleinen Gruppen unter Shil-Aufsicht angesiedelt - Heilerinnen werden sich um sie kümmern. Sie sollen versuchen, sich der Realität anzupassen; außerdem sollen sie diese zu Tieren versklavten Männer an ein menschenwürdiges Dasein gewöhnen helfen. Nach zwei Jahren können sie dann entscheiden, ob sie auf Shilgat bleiben oder zu den anderen gebracht werden wollen. Ich glaube nicht, daß die Älteren noch geändert werden können; die Jüngeren jetzt gleich zu fragen ist sinnlos, da sie nicht wissen, was die Alternative ist. Tremughati wird sich um die Durchführung der Umsiedlung kümmern.«
Da den Beamten im Stab des Untersekretärs ebenso wie den Flottenoffizieren oft die nötigen Detailkenntnisse fehlten, um für Shilgat sinnvolle Beschlüsse zu treffen, konnte niemand sich ausruhen. Die Fürsten der Banyashil, vom langen Ritt und den Strapazen ermüdet, teilten Jägerinnen und Jäger in Ruhe- und Wachtschichten ein; sie selbst mußten auf Schlaf verzichten. Gerames erteilte sich eine Ausnahmegenehmigung. »Es reicht, daß ich die Dinger erfunden und bedient habe. Wegräumen sollen die anderen.« Aber er schlief dann doch nicht; zusammen mit Begheli inspizierte er die »Geisterschiffe« und sprach mit Flottentechnikern, die versuchten, die »Rogilsteine« zu enträtseln.
Dante befaßte sich mit Problemen der Umsiedlung, Deportation und Neugestaltung von Pasdan; zusammen mit Gortahork, Hsiang und dem Untersekretär brütete er über Karten. Meist waren mindestens zwei Männer von Bondaks Gruppe in seiner Nähe, als Adjutanten oder als Leibgarde. Mit Bekümmerung sah Hsiang, wie Barakuda dem langen Oubou zunickte. Das Gesicht war fahl, die Lippen zusammengepreßt, und Oubou holte einen Med-Rob, der Barakuda eine Injektion gab. Die Abstände zwischen den schmerzstillenden Spritzen wurden kürzer.
Tremughati fing ihren Blick auf. Die Fürstin seufzte und fuhr sich mit der Hand durch ihr schwarzes Haar. Dann ging sie zum Kartentisch, trat hinter Dante und legte ihm die Hände sanft auf die Schultern. Barakuda entspannte sich und schloß für einen Moment die Augen. Es war, als flösse dunkles Feuer.
»Ich bedaure, daß Sie ausscheiden.« Der Untersekretär riß seine Augen von den Staubwolken los, die über dem gesprengten Tempel aufstiegen. »Und Sie wollen auf Shilgat bleiben, mit Abfindung?«
Barakuda nickte und schwankte ein wenig; Gortahork und Tremughati legten jeweils einen Arm um ihn, und Saravyi kniff die Brauen zusammen.
»Wie Sie meinen. Bei den verwickelten Verhältnissen hier frage ich mich nur, ob es klug ist, einen Vertreter der Abwehr hierher zu versetzen. Man braucht wohl eher einen, der den Planeten gut kennt, wie?«
Dante nickte wieder. »Das stimmt«, sagte er mit schwerer Zunge.
Der Sekretär sah ihn besorgt an. »Sie gehören ins Hospital, Mann.« Er winkte einer Ordonnanz. »Sind Sie mit dem Lazarett des Flaggschiffs einverstanden? Gut. Letzte Frage: Haben Sie einen Vorschlag, wer Ihr Nachfolger werden könnte?«
Barakuda warf Saravyi einen flehenden Blick zu.
Der alte Shil nahm den Beamten am Arm und zog ihn mit sich. »Im Verlauf der Ereignisse«, sagte er fröhlich, »hat sich zufällig ergeben, daß ich über eine mir vorher unbekannte Tochter verfüge. Sie heißt Sarela…«
Dante zwinkerte die Schlieren und Wolken fort, die vor seinen Augen trieben und dichter wurden. Undeutlich erkannte er Gerames und Begheli, die von einem der »Geisterschiffe« kamen.
Tremughati und Gortahork ließen Barakuda auf einen Stuhl sinken. Mit großer Zärtlichkeit legte die Fürstin ihre Arme von hinten um Dantes Hals und bettete seinen Kopf an ihrer Brust.
»Fürstin«, sagte Barakuda überraschend klar, »und Fürst, Freunde und Bärenjäger - seid ihr zufrieden?«
Gortahork kniete vor ihm nieder, damit Dante nicht aufschauen mußte. »Wir sind zufrieden. Aber wir sind keine Fürsten.« Er lächelte.
Barakuda zwinkerte wieder. Er nahm nur noch Umrisse wahr; sein Kopf war leicht. »Warum seid ihr keine Fürsten?«
»Wer die Illusion hat, er müsse fortschreiten und eine andere Welt schaffen, braucht dazu gegliederte Einrichtungen.
Wer fähig ist, die Welt so zu nehmen, wie sie ist, braucht sie nicht. Solcherlei Illusionen des einen bedrohen all jene, die keine
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