Pasdan
eisig.
Grußlos sagte die Frau: »Sie kommen zu spät. Wenn Sie schon kommen müssen, dann wenigstens pünktlich.«
»Ob und wann ich komme, entscheidet das Gouvernement. Wie alle wichtigen Dinge entzieht auch diese Frage sich Ihrer Kontrolle.«
Die mûnaks sprachen ein etwas antiquiertes Galaktein, aber die Verständigungsprobleme waren anderer Art.
»Haben Sie wieder unsinnige Beschwerden vorzubringen?« sagte der Mann.
Barakuda lächelte dünn. »Ich habe wieder begründete Beschwerden. Eine Shil-Karawane ist von Ihren Leuten überfallen worden. Drei Banyashil wurden getötet.«
Die suprema sagte, mit steinernem Gesicht: »Sie haben acht Grenzreiter getötet. Und sie hatten da nichts zu suchen.«
»Beide Einwände sind bedeutungslos. Die Karawane hat einen alten Handelsweg benutzt, der über einen Paß im Norden von Banyadir führt. Diese Routen sind offen, und das Gouvernement hat darauf zu achten, daß sie offenbleiben.«
»Was auf dem Boden des Heiligen Landes geschieht, ist allein unsere Sache.«
»Sondert das angeblich in Ihnen pulsierende All-Göttliche Emanationen ab, die auch Stiefelsohlen durchdringen und Lehm heiligen?«
Keine Antwort. Die mûnaks waren gut konditioniert; religiöse Themen wurden niemals mit Ungläubigen beredet. Die Gesichter der beiden supremi leerten sich von allem Ausdruck; die Augen starrten an Barakuda vorbei.
»Und was Ihre acht Toten angeht - wer eine Shil-Karawane angreift und sich eine blutige Nase holt, hat selbst die Schuld zu tragen. Was haben Ihre angeblichen Grenzreiter überhaupt so weit im Norden zu suchen?«
Keine Antwort. In diesem Moment hatte Barakuda eine Erleuchtung; er zählte mehrere Dinge zusammen und räusperte sich. »Wir werden einen Beobachtungssatelliten über Ihr Nordland schicken. Ich rate Ihnen, die Zusammenarbeit mit Nobregas Banditen sofort einzustellen.«
Die Gesichter blieben unter Kontrolle, aber beide supremi holten tief Luft. In der eisigen Stille des Raums war es nicht zu überhören.
»Haben Sie sonst noch etwas?« sagte die Frau.
»Nur dies. Ihr Schweigen nehme ich als Geständnis. Ich werde die Fürsten der Banyashil auffordern, die Handelsgruppen von Jägern begleiten zu lassen. Notfalls setze ich die Garnison ein.«
Der Mann murmelte mit zusammengebissenen Zähnen: »Sie können nichts beweisen, Sekretär, und das zählt in Cadhras, oder? Kommen Sie doch einmal ohne bewaffnete Eskorte; wir würden Ihnen gern unsere Verliese zeigen.«
Kurz vor Sonnenuntergang setzten die Männer ihn westlich der Berge im Winterlager der Banyashil-Fürsten ab.
Tremughati war im Zelt geblieben; sie umarmte und küßte ihn zur Begrüßung. Der Fürst stand lächelnd daneben.
»Fürstin, du machst mein Herz warm und mein Auge hell.«
»Erst Tee trinken«, sagte sie lachend, »dann reden.« Sie wies auf die Lager aus Decken und Pelzen und auf den Kupferkessel über dem Feuer.
Barakuda bückte sich nach seiner Reisetasche und zog eine Flasche heraus, die er dem Fürsten reichte. »Import-Rum.«
»Das hilft, den Tee zu beschleunigen.«
Die Fürstin war einige Jahre älter als Gortahork und Dante, ebenso groß wie der Fürst, schlank und doch kräftig, »eine Stahlfeder in Samt«, wie der alte Präfekt Ataratz gesagt hatte, als die Fürsten zur Amtseinführung der neuen Gouverneurin in Cadhras weilten. Sie hatte merkwürdig lichte schwarze Augen und schwarzes Haar, das sie kurz trug. Sie war ebenso viel klüger wie schöner als die beiden Männer; weder der Fürst noch Dante litten darunter. »Auch die Sonne ist zu groß für mich«, hatte Gortahork einmal gesagt, »aber soll ich trauern, daß sie mir Licht und Wärme spendet?«
Beim Tee sprachen sie von erfreulichen Belanglosigkeiten. »Es gibt viele Dinge, die schwer wiegen«, sagte Dante, »aber sie sollen warten.«
Gortahork rutschte auf seinem Fellsitz hin und her. Tremughati nickte und lächelte. »Es ist gut. Die schwierigen Dinge werden wir bereden, wenn auch dein Unkörper { * } eingetroffen ist. Er scheint noch zu reisen.«
Bald nach dem Nachtmahl, das aus einer kräftigen Brühe, gekochtem P’aodhu-Fleisch und Fladenbrot bestand, überfiel eine gewaltige Müdigkeit Dante. In seinem kleinen Zelt, in dem jemand Feuer gemacht hatte, lauschte er dem Schweigen der Steppe und dem Knacken des verglühenden Holzes. Durch den Rauchabzug sah er Sterne im Himmel der Winternacht, und irgendwie beruhigte es ihn, daß sie da oben standen.
Auch in den nächsten Tagen blieben die Probleme
Weitere Kostenlose Bücher