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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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der Bordwand. Ein Rinnsal verfärbte unter ihr die Hölzer.
    Auf dem Kai drängten sich Augenzeugen und Schaulustige. Frauen und Männer der Gendarmerie hielten sie von der Hafenkante zurück. Vor dem Meeresleuchten stand die Rote Yolande, die aussah, als ob sie sich übergeben müßte. Hinter ihr, mit einem langen Messer, Lopes der Koch; Begheli war da, ebenso Rugazh und Koryna Delaware. Die junge Frau arbeitete seit einem halben Jahr im Meeresleuchten; sie war schnell, geschickt und sehr verschlossen. Neben ihr lehnte unter den Arkaden ein Mann mit seltsam fahlbrauner Haut.
    Barakuda fing Beghelis Blick auf, das halbe Lächeln; er bahnte sich den Weg durchs Gedränge dorthin, wo der Hafenmeister mit einer Unterpräfektin der Gendarmerie stand.
    »Wie ist es passiert?«
    Der Hafenmeister fuhr herum. »Ah, Barakuda. Danke, daß Sie… Aber es ist vorbei, fürchte ich.«
    »Sie haben alles unter Kontrolle?«
    Die Gendarmin hob die Schultern. »Zuerst wollten ein paar Leute sich auf die Frauen stürzen. Aber das Schiff ist weit genug vom Kai. Und die Jungfrauen können mit ihren Waffen umgehen.«
    Der Segler aus Pasdan hatte wie alle anderen Schiffe in der Flaute gelegen; vier Beiboote mit Rudersklaven und Aufseherinnen hatten ihn zur Küste und in den Hafen geschleppt. Die Ladung - Edelhölzer, Naturarzneien, Kosmetika, Ziergegenstände aus Holz und Metallen - stimmte mit den vor Wochen von einem anderen Schiff übergebenen Listen überein. Während Stauerinnen der Zünfte das Löschen übernahmen { * } , holte ein Assistent des Hafenmeisters die vorbereiteten Tauschwaren aus dem Depot: Werkzeuge aus verdichtetem Stahl, feuerfestes Glas, speziell angefertigte Gefäße aus dem fast unzerstörbaren Pharlit-Porzellan. Als der Ladevorgang beendet war und die Gangway eingezogen wurde, nutzte der Rudersklave das Durcheinander, um aus der Barkasse zu springen und zum Kai zu schwimmen. Stauerinnen zogen ihn aus dem Wasser, konnten ihn aber nicht schnell genug abschirmen. Die Wehrhaften Jungfrauen waren diszipliniert und trafen sicher.
    »Die Gendarmerie ist ja nur für das Territorium zuständig. Das da« - der Hafenmeister deutete mit dem Kinn auf den Segler und zog die Mundwinkel herab - »ist ein diplomatischer Zwischenfall. Anderes Wort für widerliche Sauerei.«
    Barakuda zündete sich eine Zigarette an, gegen den üblen Geschmack, der in ihm aufstieg. Er spielte einen Moment mit dem Feuerzeug, ehe er es in die Brusttasche des durchgeschwitzten Khakihemds steckte.
    »Ich brauche die Anforderungsliste - für die Sachen, die nach Pasdan gehen. Von den gelöschten Waren bitte Proben ans Zoll-Labor.«
    Der Hafenmeister nickte. Barakuda wandte sich an die Gendarmin.
    »Um es offiziell zu machen - können Sie mich von zwei Ihrer Leute zum Schiff rudern lassen? Ah, machen wir eine Demonstration draus. Eine Frau und ein Mann, bitte.«
    Als sie längsseits gingen, schnippte Barakuda den Rest seiner Zigarette ins Wasser und stand auf. Kaum zwei Meter entfernt lag eine der Barkassen, besetzt mit stumpf blickenden Rudersklaven. Im Heck standen zwei Wehrhafte Jungfrauen, Peitsche und Degen griffbereit.
    Er setzte den Fuß auf die unterste Sprosse der Leiter und begann zu steigen. Über seinem Kopf klirrte etwas metallisch, eine harte Stimme gab Befehle. Nun erst registrierte er die Spannung, die bleierne Stille im Hafen.
    Die Kommandantin hatte die Daumen in den Waffengurt gehakt. Über der weißen knielangen Tunika trug sie ein mit Metallscheiben besetztes Lederwams, darüber einen rosa Schulterumhang, der sie als Zweitmutter auswies. Sie hatte sich zweimal dem »Ekel der Frucht« unterzogen, durfte ein Schiff oder, an Land, eine halbe Tausendschaft befehligen und eine Abteilung in Verwaltung oder Forschung leiten.
    Bis auf nicht endgültig verstaute Warenkisten war das Deck musterhaft, festes und laufendes Gerät in bestem Zustand. Vier Wehrhafte Jungfrauen richteten die gespannten Bogen auf Barakuda; die übrigen blieben auf ihren Positionen an den Bordwänden. Die beiden Steuerbordkatapulte konnten jederzeit den Kai mit ihren Ladungen aus Glastrümmern und Metallsplittern bestreichen.
    »Sie sind Barakuda.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der Sekretär für Sicherheit flog in unregelmäßigen Abständen nach Pasdan; meistens, wenn es Probleme gab. Barakuda haßte diese Inspektionsflüge, da die Atmosphäre von Unterdrückung und hermetischer Weltanschauung ihn an seine Internatszeit erinnerte und Brechreiz

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