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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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eine Laterne mit.
    Der Treibriemen kam aus der Holzdecke und endete in einer Schlaufe, die eine Achse trieb. Auf dieser Achse saß eine große grüne Steinscheibe mit Zahnkranz und einem Durchmesser von mehr als einem Meter. Der Stein drehte sich rasend schnell; die Zähne griffen in die eines Metallrads, das die Welle der Heckschraube trieb.
    »Wenn man«, flüsterte Forsal, »sie nicht anschreit, sprengt die Seele den Stein erst viel später. Der Stein dreht sich auch lange weiter, wenn man ihn mit den Pedalen und dem Riemen antreibt.«
    Barakuda trat aus dem Heckraum und winkte; Leyso stieg von den Pedalen. Die unwirkliche Konstruktion drehte sich weiter.
    »Woher weißt du all das?«
    Forsal wand sich. »Vor zwei Jahren, Ang’har war seit kurzem bei mir als Gehilfe. In einer Nacht hörten wir klickende Geräusche auf dem Wasser. Wir haben nachgesehen und fanden die Steine…«
    »Die Steine? Du hast also nicht nur den einen?«
    »Zwanzig zunächst, später noch mehr. Sie trieben den Fluß hinab. Ang’har kommt aus den Nordsteppen; er kennt die Sage und hat sie mir erzählt. Wir haben die Steine an Land gebracht und in einer Höhle versteckt. Wenn der erste, dieser hier, zerspringt, werde ich noch immer mehr als genug haben, bis an mein Lebensende mühelos gegen Wind und Strom zu fahren.«
    Barakuda übersetzte; Gerames fletschte die Zähne und griff nach dem Treibriemen. Langsam ließ die Rotation nach, und schließlich stand der Stein still. Das Knirschen hörte auf.
    »Rogilsteine«, sagte Barakuda leise und ungläubig.
    Forsal legte die Hand auf die Zähne der stillen Steinscheibe.
    »Gut behandelt halten sie lange, sagt Ang’har«, flüsterte er.
    Gerames bleckte wieder die Zähne und sagte heftig: »Hah!«
    Mit einem Ächzen zog Forsal die Hand zurück; sie blutete. Der Stein hatte sich in rasende Bewegung versetzt; das Boot, das fühlbar zu treiben begonnen hatte, machte Fahrt.
     
    Der Konstrukteur hockte auf einem Faß mit Salzfischen. An den Ufern glitten die Lichter einzelner Häuser und Siedlungen vorüber; der breite Strom war ruhig und dunkel.
    »Wenn ich es nicht gesehen hätte…«, murmelte Gerames. Barakuda ließ ihn in Ruhe.
    Sie legten sich am Fuß des Masts nieder und wickelten sich in Decken. Auf dem Achterdeck, im trüben Lampenlicht, sprachen Ang’har und Forsal miteinander. Ang’har machte mit Daumen und Zeigefinger die universale Geste des Geldzählens. Leyso hockte auf dem Sitz und trat in die Pedale.
    Mitten in der Nacht erwachte Barakuda. Er glaubte Schritte gehört zu haben und richtete sich auf. Neben ihm regte sich Gerames. Dann traf ein furchtbarer Schlag Barakudas Schädel.
    Im Morgengrauen kam Forsal zu ihnen; er brachte ihre Taschen. Die Männer lagen gefesselt unter dem Mast. Der Shil durchwühlte ihre Habseligkeiten. Barakuda zerrte an seinen Fesseln, aber sie waren gut verknotet. Gerames wußte es bereits; seine Handgelenke bluteten.
    Forsal zählte die Münzen, die sie bei sich getragen hatten. »Wer solche Reichtümer bei sich trägt, der fordert zum Raub heraus. Siebenhundertdreißig Foldar!«
    Barakuda schwieg. Sie kannten Forsais Geheimnis; er hatte sie gefesselt und beraubt. Ob zwischen diesen Dingen eine kausale Verbindung bestand, war gleichgültig, das Endergebnis konnte nur eines sein.
    »Fischfutter«, sagte Barakuda halblaut.
    Gerames nickte. »Hast du einen Vorschlag?«
    Barakuda schüttelte den Kopf.
    Forsal untersuchte den Rest der Sachen. Die beiden Schnellfeuerpistolen und die Munition legte er beiseite; Barakudas Funkgerät warf er über die Bordwand. Dann ging er nach achtern.
    Die Zeit schlich. Die Sonne stieg und brannte ihnen in den Augen. Irgendwann kam Forsal wieder. Er schien wenig Zutrauen zu seinen Knoten zu haben; er prüfte sie gründlich.
    »Habt ihr Durst? Bald werdet ihr trinken, sehr bald. Pflegt den Durst, es ist euer letzter. Die Dörfer werden weniger; bald wird niemand mehr vom Ufer aus sehen können, welchen Ballast ich abwerfe.«
    Aus dem Bug schleppte er zwei Ankersteine herbei. Er wickelte Seile um sie, die er mit den Füßen der Männer verband.
    Auf dem Achterdeck begann Leyso sich auszuziehen; Ang’har klemmte einen Fuß zwischen die Speichen des Steuers. Mit den Händen assistierte er der jungen Frau. Barakuda und Gerames starrten verblüfft nach achtern, bis Forsal ihren Blicken folgte.
    Er rannte zum Heck und sprang die Leiter hinauf; dann stürzte er sich auf die beiden. Leyso, inzwischen unbekleidet, wich tänzelnd aus.

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