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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahrnehmen konnte, aber er erkannte fast sofort – denn er liebte Gemälde – mit Sicherheit einen Cézanne, einen Matisse, möglicherweise einen Renoir. Bilder von unermesslichem Wert.
    Auf einem breiten Sessel, eher wie ein Thron, saß eine Frau von ungeheurem Umfang. Eine Frau wie ein Wal, dachte Stafford Nye, es gab wirklich kein anderes Wort, um sie zu beschreiben. Eine riesige, voluminöse, blass aussehende Frau, die im Fett förmlich versank. Sie hatte ein Doppel-, nein, Dreifach-, fast Vierfachkinn. Sie trug ein Kleid aus steifem, orangefarbenem Satin. Auf dem Kopf saß eine kunstvolle, fast kronenartige Tiara aus kostbaren Steinen. Ihre Hände auf dem Brokat der Sessellehne waren auch enorm. Große, riesige, fette Hände, mit großen, fetten, formlosen Fingern. An jedem Finger bemerkte er einen großen Solitärring. Und in jedem Ring steckte großartiger Stein, dachte er. Ein Rubin, ein Smaragd, ein Saphir, ein Diamant, ein ihm unbekannter blassgrüner Stein, vielleicht ein Chrysopras, dann ein gelber Stein, ein gelber Diamant – wenn es kein Topas war. Sie war entsetzlich, dachte er. Sie wälzte sich förmlich in ihrem Fett. Ihr Gesicht war eine riesige weiße, faltige, sabbernde Fettmasse. Darin saßen, wie Rosinen in einem Brötchen, zwei kleine schwarze Augen. Sehr intelligente Augen, die die Welt abschätzten, ihn abschätzten; Renata aber nicht, dachte er. Renata kannte sie. Renata war hierher befohlen, verabredet. Wie immer man es nennen mochte, Renata war angewiesen worden, ihn hierherzubringen. Er fragte sich, warum. Er konnte sich nicht ganz vorstellen, warum, aber er war sich dessen sicher. Er war es, den sie ansah. Ihn schätzte sie ab, ihn suchte sie zu beurteilen. War er das, was sie wollte? War er das – ja, er würde es wohl so formulieren –, was die Kundin bestellt hatte?
    Ich muss ganz sicher sein, dass ich erfahre, was sie sucht. Ich muss mein Bestes tun, sonst… sonst, das konnte er sich gut vorstellen, würde sie wahrscheinlich ihre fette, beringte Hand erheben und einem der großen muskulösen Diener befehlen: «Nehmen Sie ihn mit und werfen Sie ihn über die Brüstung.» Lächerlich, dachte Stafford Nye. So etwas passiert heute nicht mehr. Wo bin ich denn? An welcher Parade, Maskerade oder Theateraufführung nehme ich hier teil?
    «Sie sind sehr pünktlich, mein Kind.»
    Es war eine heisere, asthmatische Stimme, die einst einen Unterton von Stärke, vielleicht sogar Schönheit, besessen hatte. Das war jetzt vorbei. Renata trat vor und machte einen leichte Verbeugung. Sie nahm die fette Hand und drückte einen Höflichkeitskuss darauf.
    «Erlauben Sie mir, Sir Stafford Nye vorzustellen. Gräfin Charlotte von Waldsausen.» Die fette Hand wurde ihm hingestreckt. Er beugte sich darüber, wie dort üblich. Dann sagte sie etwas, das ihn überraschte. «Ich kenne Ihre Großtante», sagte sie.
    Er sah erstaunt auf und bemerkte sofort, dass sie das amüsierte, aber er sah auch, dass sie es erwartet hatte. Sie lachte, ein ziemlich verzerrtes, krächzendes Lachen. Nicht unbedingt anziehend.
    «Sagen wir, ich habe sie einmal gekannt. Es ist viele, viele Jahre her, seit ich sie gesehen habe. Wir waren zusammen in der Schweiz, in Lausanne, als junge Mädchen. Matilda, Lady Matilda Baldwen-White.»
    «Da kann ich ihr ja eine wundervolle Neuigkeit überbringen», sagte Stafford Nye.
    «Sie ist älter als ich. Geht es ihr gut?»
    «Für ihr Alter geht es ihr sehr gut. Sie lebt zurückgezogen auf dem Land. Sie hat Arthritis, Rheuma.»
    «Ach ja, alle Alterskrankheiten. Sie sollte sich Prokainspritzen geben lassen. Das machen die Ärzte hier in dieser Höhenlage. Es tut sehr gut. Weiß sie, dass Sie mich besuchen?»
    «Ich nehme an, sie hat nicht die leiseste Ahnung davon», sagte Sir Stafford Nye, «sie weiß nur, dass ich dieses Festival für Moderne Musik besuchen wollte.»
    «Das Ihnen hoffentlich gefallen hat?»
    «Oh ja, enorm. Ein schönes Festspielhaus, nicht wahr?»
    «Eines der schönsten! Pah, es lässt das alte Festspielhaus in Bayreuth wie eine Volksschule aussehen. Haben Sie eine Ahnung, was es gekostet hat, dieses Festspielhaus zu bauen?»
    Sie nannte eine Summe in Höhe von vielen Millionen D-Mark. Es nahm Stafford Nye förmlich den Atem, aber er musste das nicht einmal verbergen. Sie war erfreut über die Wirkung, die es auf ihn hatte.
    «Mit Geld kann man», sagte sie, «wenn man intelligent genug ist, dann kann man mit Geld alles bewirken. Wunderbare Dinge bekommt man

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