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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in die Türkei. Auch nach Ägypten wurde eine Sendung Flugzeuge geschickt. Von Ägypten gingen sie nach Indien und von dort nach Russland.»
    «Ich dachte, sie wären aus Russland geschickt worden.»
    «Und von Russland gingen sie nach Prag. Die ganze Sache ist ziemlich verrückt.»
    «Ich verstehe nicht», sagte Sir George, «ich frage mich –»
    «Irgendwo scheint es eine Zentralorganisation zu geben, die diesen Material- und Güterstrom lenkt. Flugzeuge, Waffen, Sprengbomben und Bomben für bakteriologische Kriegführung. All diese Sendungen bewegen sich in völlig unvermutete Richtungen. Sie werden auf unterschiedlichen Überlandwegen zu bestimmten Unruheherden gebracht und von den Anführern und Regimentern – wenn man sie so nennen will: der Jugend-Macht – eingesetzt. Sie gehen meist an die Führer junger Guerillabewegungen, erklärte Anarchisten, die Anarchie propagieren und gleichzeitig die modernsten Waffen, die neuesten Modelle, nutzen – und ich wage zu bezweifeln, dass sie jemals dafür zahlen.»
    «Wollen Sie damit sagen, dass wir vor einem Krieg von weltweitem Ausmaß stehen?» Cedric Lazenby war schockiert.
    Der Mann mit dem freundlichen asiatischen Gesicht weiter unten am Tisch, der bisher nicht gesprochen hatte, sagte:
    «Das muss man jetzt zwangsläufig glauben. Unsere Beobachtungen besagen –» Lazenby unterbrach ihn:
    «Sie müssen mit Ihren bloßen Beobachtungen aufhören. Die UNO muss die Waffen selbst in die Hand nehmen und die ganze Sache niederschlagen.»
    Das ruhige Gesicht blieb unbeweglich.
    «Das würde gegen unsere Prinzipien verstoßen», sagte er.
    Oberst Munro erhob die Stimme und fuhr mit seiner Zusammenfassung fort:
    «Kämpfe finden in Regionen aller Länder statt. Südostasien hat sich schon seit langem für unabhängig erklärt, es gibt vier oder fünf Machtzentren in Südamerika, Kuba, Peru, Guatemala und so weiter. Die USA, Sie wissen, Washington ist schon fast abgebrannt – der Westen wurde von den Armeen der Jugend-Macht bereits überrannt – in Chicago herrscht Ausnahmezustand. Sie haben von Sam Cortman gehört? Er wurde gestern Abend erschossen, auf den Stufen der hiesigen Amerikanischen Botschaft.»
    «Er hätte heute hier sein sollen», sagte Lazenby. «Er hätte uns Bericht erstatten sollen über seine Sicht der gegenwärtigen Lage.»
    «Ich bezweifle, ob das hilfreich gewesen wäre», sagte Oberst Munro, «er war ein ganz netter Kerl – aber er strotzte nicht gerade vor Energie.»
    «Aber wer steckt nur dahinter?», erhob sich Lazenbys Stimme gereizt.
    «Es könnten natürlich die Russen sein», sagte er hoffnungsvoll. Er sah sich wohl immer noch auf dem Flug nach Moskau.
    Oberst Munro schüttelte den Kopf. «Das bezweifle ich.»
    «Dies ist ein persönlicher Appell», sagte Lazenby. Sein Gesicht erhellte sich hoffnungsvoll. «Eine ganz neue Einflusssphäre. Die Chinesen –»
    «Auch nicht die Chinesen», sagte Oberst Munro. «Aber Sie wissen, dass es in Deutschland ein erhebliches Wiederaufleben des Faschismus gibt?»
    «Sie glauben doch nicht, dass die Deutschen möglicherweise –»
    «Ich glaube nicht, dass sie notwendigerweise dahinterstecken. Aber möglich, ja, ich glaube, möglich wäre das schon. Sie haben es schon einmal getan. Haben die Dinge jahrelang vorbereitet, sie geplant. Alles war bereit, wartete nur auf das Wort LOS. Sie sind gute Strategen, ausgezeichnete Strategen. Ich bewundere sie, da kann ich mir nicht helfen.»
    «Aber Deutschland scheint doch so friedlich und wohlregiert.»
    «Das ist es auch, bis zu einem gewissen Grad. Aber seien Sie sich dessen bewusst: Südamerika wimmelt geradezu von Deutschen, von jungen Neofaschisten, die haben dort eine große Jugendföderation. Nennen sich die Über-Arier, irgendwas in der Art. Ein bisschen wie das alte Zeugs, wissen Sie, Hakenkreuze und Strammstehen und einer, der das leitet, genannt der Junge Wotan oder Jung-Siegfried oder irgend so was. Eine Menge arischer Unsinn.»
    Es klopfte an der Tür und der Sekretär trat ein.
    «Professor Eckstein ist hier, Sir.»
    «Wir bitten ihn besser herein», sagte Cedric Lazenby. «Immerhin, wenn uns irgendjemand sagen kann, an welchen neuen Waffen wir arbeiten sollen, dann ist er es. Wir haben vielleicht ein As im Ärmel, das den ganzen Unsinn hier bald beenden kann.» Neben seinem Beruf als professioneller Reisender in ferne Länder in seiner Rolle als Friedensstifter besaß Mr. Lazenby einen unendlichen Optimismus, der jedoch leider selten von

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