Passagier nach Frankfurt
treten. Das ist nicht nur eine nationale Krise, sondern eine internationale. Entscheidungen müssen auf höchster Ebene gefällt werden – wir müssen handeln. Munro: Die Polizei muss durch die Armee verstärkt werden – militärische Maßnahmen müssen ergriffen werden. Herr Spiess, Ihr Land war immer eine große Militärnation – Aufstände müssen von den Streitmächten niedergeschlagen werden, bevor sie außer Rand und Band geraten. Sie würden sich dieser Politik doch anschließen, da bin ich sicher –»
«Der Politik schon. Aber diese Aufstände befinden sich bereits ‹außer Rand und Band›, wie Sie es nennen. Sie haben Mittel, Gewehre, Maschinengewehre, Sprengstoff, Granaten, Bomben, chemisches und anderes Gas –»
«Aber mit unseren Atomwaffen – der bloßen Drohung eines Nuklearkrieges – und –»
«Das sind nicht bloß enttäuschte Schuljungs. In dieser Armee der Jugend befinden sich Wissenschaftler – junge Biologen, Chemiker, Physiker. Einen Nuklearkrieg in Europa anzudrohen oder gar zu führen –» Herr Spiess schüttelte den Kopf. «Wir hatten schon einen Versuch, das Trinkwasser in Köln zu vergiften – mit Typhus.»
«Die ganze Lage ist unglaublich –» Cedric Lazenby blickte hoffnungsvoll um sich – «Chetwynd – Munro – Blunt?»
Zu Lazenbys leichter Überraschung war Admiral Blunt der Einzige, der antwortete.
«Ich weiß nicht, wo das hier die Admiralität betrifft – es ist nicht unser Bier. Ich würde dir raten, Cedric, wenn du das Beste für dich selber willst, dann nimm deine Pfeife und einen großen Tabakvorrat und verzieh dich so schnell wie möglich aus der Reichweite irgendeines Atomkrieges, den du vielleicht zu entfesseln gedenkst. Geh und kampiere in der Arktis oder sonst irgendwo, wo die Radioaktivität lange braucht, um dich einzuholen. Professor Eckstein hat uns gewarnt, und der weiß, wovon er redet.»
Kapitel 18
Oberst Pikeaways Nachwort
D as Treffen wurde an diesem Punkt abgebrochen. Es teilte sich in neu definierte Gruppen.
Der deutsche Kanzler verschwand mit dem Premierminister, Sir George Packham, Gordon Chetwynd und Dr. Reichhardt zum Mittagessen in der Downing Street.
Admiral Blunt, Oberst Munro, Oberst Pikeaway und Henry Horsham blieben zurück. So konnten sie ihre Kommentare offener und direkter abgeben, als sie es in Anwesenheit der VIPs gewagt hätten.
Die ersten Bemerkungen waren etwas unzusammenhängend.
«Gott sei Dank haben sie George Packham mitgenommen», sagte Oberst Pikeaway. «All die Sorgen, das Hin und Her, die Fragen und Vermutungen – das macht mich wirklich manchmal ganz fertig.»
«Admiral, Sie hätten mit den anderen gehen sollen», sagte Oberst Munro. «Ich sehe nicht, wie Gordon Chetwynd oder unser George Packham in der Lage wären, unseren Cedric davon abzuhalten, für eine Konsultation auf höchster Ebene mit den Russen, den Chinesen, den Äthiopiern, den Argentiniern oder sonst wem abzuheben, wenn ihn die Laune überkommt.»
«Ich habe andere Eisen im Feuer», sagte der Admiral barsch. «Ich fahre aufs Land, um eine alte Freundin zu besuchen.» Er sah Oberst Pikeaway leicht fragend an.
«War diese Hitlergeschichte wirklich eine Überraschung für Sie, Pikeaway?»
Oberst Pikeaway schüttelte den Kopf.
«Nicht wirklich. Wir kannten alle die Gerüchte, wie unser Adolf in Südamerika auftauchte und dort die Hakenkreuzfahne jahrelang hochgehalten hat. Die Wahrscheinlichkeit war fünfzig zu fünfzig, dass es stimmte. Wer immer der Kerl war, ein Irrer, ein schauspielernder Hochstapler oder das Original, er hat seine Karten bald wieder abgegeben. Da gibt es auch eine unerfreuliche Geschichte, er war nicht gerade ein Gewinn für seine Anhänger.»
«Wer war der Leichnam im Bunker? Das ist immer noch ein Diskussionspunkt. Es hat nie eine definitive Identifizierung gegeben. Die Russen haben schon dafür gesorgt.»
Er stand auf, nickte den anderen zu und ging zur Tür.
Munro sagte nachdenklich: «Ich glaube, Dr. Reichhardt kennt die Wahrheit – obwohl er sich sehr bedeckt gehalten hat.»
«Was ist mit dem Kanzler?», fragte Horsham.
«Er ist ein vernünftiger Mann», brummte der Admiral und wandte den Kopf von der Tür zurück. «Er war gerade dabei, sein Land dahin zu bringen, wo er es hinhaben wollte, als diese Jugend-Geschichte anfing, die ganze zivilisierte Welt durcheinanderzubringen – ein Jammer!» Er sah Oberst Munro listig an.
«Was ist denn mit dem blonden Wunderknaben? Hitlers Sohn? Was wissen Sie
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