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Passionsfrüchtchen

Passionsfrüchtchen

Titel: Passionsfrüchtchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Rose
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Geld verdiente. Wenn er es ihnen schon nicht sagen konnte, wie sollte er es dann seinen Eltern erklären? Was hatte er denn vorzuweisen? Er war ein bezahlter Liebhaber. Sollte er das seinen Eltern sagen? Sie hätten es nicht verstanden. Im Gegenteil, er hätte ihnen noch mehr Schmerz zugefügt. Jedes Mal, wenn er darüber nachdachte, kam er sich wieder wie ein Versager vor. Nein! So ging das nicht. Bevor er nicht einen Job hatte, mit dem er ruhigen Gewissens vor seine Eltern treten konnte, würde sich an der Situation nichts ändern, schlechtes Gewissen hin oder her.
    Er hatte schon ein paar Mal daran gedacht, wieder ins Marketing oder den Vertrieb einzusteigen. Aber was sollte er in seinen Lebenslauf schreiben? Die letzten vier Jahre hatte er als Begleiter gearbeitet. Er war nicht mehr auf dem neuesten Stand. Und wie sollte er begründen, warum er damals bei seinen Eltern aus der Firma ausgestiegen war? Etwa um Callboy zu werden? Und jetzt nach vier Jahren kam plötzlich die Totalwende? Das nahm ihm keiner ab. Die Situation war zu verfahren. Am besten er dachte nicht zu viel darüber nach. Schließlich lebte er ganz gut. Irgendwann würde sich schon eine Möglichkeit ergeben.

    In der Rheinterrasse tobte der Bär. Die Musik hämmerte in den Ohren. Im großen Saal waren selbst die Stehtische von Jecken zu Tanzflächen umfunktioniert worden. Nina und Sandra waren seit elf Uhr elf unterwegs. Sie hatten als Nonnen verkleidet an der Erstürmung des Rathauses teilgenommen, waren mit den anderen Möhnen durch die Büros der Stadtverwaltung getobt und hatten das Zepter übernommen. Dabei hatten sie eine Gruppe von fünf Männern kennengelernt, von denen sie einer gefragt hatte, ob sie Lust hätten, mit in die Altstadt zu gehen. Nachdem sie sich vom Kuhstall über den Eulenspiegel zur Ratinger Straße durchgekämpft hatten, schlug Sandra vor, in die Rheinterrasse zum Tanzen zu gehen. Ihre männlichen Bekanntschaften aus dem Rathaus hatten sie zu diesem Zeitpunkt längst abgehängt und bereits mehrmals durch andere ersetzt.
    Vor der Tür der Rheinterrasse hatte sich eine Schlange gebildet. Nach zwanzig Minuten Bibbern und mit kalten Füßen auf der Stelle treten waren sie endlich in dem Hexenkessel angekommen. Mittlerweile hatten sie seit über einer Stunde ununterbrochen getanzt. Sie brauchten dringend eine Verschnaufpause. Sie stellten sich an den Rand des Geschehens und sahen den anderen beim Tanzen zu.
    „Ich verdurste gleich“, rief Nina Sandra ins Ohr. „Soll ich dir was mitbringen?“
    „Gute Idee“, brüllte Sandra zurück. „Ich halte dir den Platz frei.“
    Nina verschwand in der Menge, um sich in die Schlange an der Bar anzustellen, während Sandra sich auf das Geländer stützte und die sich im Rhythmus der Musik bewegenden Menschenmassen betrachtete. Sie lehnte sich ein wenig nach vorne, als neben ihr zwei Männer ankamen. Sandra nahm zunächst weiter keine Notiz von den Neuankömmlingen. Plötzlich griff ihr Nachbar mit seiner rechten Hand über ihre linke und platzierte seine Hand zwischen ihren beiden Händen. Was sollte das werden? Musste der sich so breitmachen? Sie schielte zu dem Neuankömmling neben sich herüber. Sieht ja eigentlich ganz süß aus, dachte sie. Sandra war in guter Stimmung und deshalb wiederholte sie sein Manöver ihrerseits, sodass sich ihre linke Hand nun zwischen seinen beiden Händen befand. Daraufhin nahm der Kerl neben ihr sie erst wahr.
    „Du siehst toll aus, Schwester“, sagte er und grinste sie dreist an. „Bist du allein hier?“
    Als Nina mit den Getränken zurückkam, hatte Sandra bereits alles Wissenswerte in Erfahrung gebracht. Er hieß Daniel und kam aus Stuttgart. Zusammen mit seinem Freund Volker war er extra angereist, um einmal so richtig beim Karneval im Rheinland dabei zu sein. Sandra wollte wissen, ob es in seiner Heimat keinen Karneval gebe, worauf Daniel erklärte, dass man in Süddeutschland eher Fasching feiere.
    „Gibt es bei euch auch Krapfen zum Fasching?“, wollte Daniel wissen.
    Sandra klärte ihn auf, dass dieses Gebäck hier nicht Krapfen, sondern Berliner hieß und dass es daneben traditionell auch noch Muzen gebe. Aber diese Konversation war für Sandras Geschmack viel zu harmlos. Sie war dafür, dem Ganzen etwas mehr Würze zu verleihen. Schließlich war Karneval. Altweiberdonnerstag, um genau zu sein, und kein Treffen vom Kulturverein.
    „Hast du schon mal Nonnenbrüstchen probiert? Die zergehen auf der Zunge.“ Sie leckte sich lasziv die

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