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seinem Freund sein können.
»Kopf hoch, mein Junge.« Seine Mutter strich ihm durch die Haare.
Mick war ziemlich angesäuert und wich aus. »Bin kurz weg«, brummte er.
»Du gehst nicht zu Jerro«, mahnte seine Mutter.
»Nur zu ihm nach Hause. Mein Handy abholen.« Mick schlug die Hintertür mit einem Knall hinter sich zu.
Es war seltsam, allein in Jerros Zimmer zu sein. Mick sammelte die Bücher und Hefte auf, die er früher an diesem Nachmittag vom Schreibtisch geschubst hatte. Sein Handy fand er auf dem Bett und steckte es ein. Am Kopfende lag auch noch das aufgeschlagene Comicheft. Er sah wieder vor sich, wie Jerro am Nachmittag auf dem Bauch liegend gelesen hatte: auf den Ellbogen gestützt, das Kinn auf den Händen. Mick würde so schon nach wenigen Minuten Nacken- oder Rückenschmerzen bekommen, aber Jerro konnte diese Haltung problemlos eine Stunde durchhalten. Zumindest bis heute.
In der linken Seite des Heftes war ein Knick. Wahrscheinlich hatte sich Jerro aus Versehen daraufgelegt, als er bewusstlos wurde.
Mick nahm den Comic und strich über das Papier. Das würde Jerro bestimmt nicht gut finden. Er bewachte seine Comicsammlung wie Goldbarren. Nur Mick lieh er manchmal ein Heft aus. Eine echte Ehre, aber auch eine Last, denn Jerro sagte immer dazu: »Ich schieße dich auf den Mond, wenn ich es nicht heil zurückbekomme.«
»Ach«, antwortete Mick dann. »Es gibt blödere Orte, an die man geschossen werden könnte.«
Er schloss das Heft. Legte es auf den Schreibtisch und stapelte andere Bücher darauf, in der Hoffnung, den Knick so zu glätten. Währenddessen dachte er an die Frau am Infoschalter. Sie hat sich einfach geirrt, versuchte er, sich selbst zu beruhigen. Aber das unangenehme Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmte, blieb in seinem Magen.
Teil 2:
Zwei Jahre und acht Monate vorher
There’s only one hacker in the world
who can break this code …
(Transformers)
1.
Montagmorgen. In fünf Minuten würde es zur ersten Stunde klingeln. Mick hatte gerade sein Fahrrad untergestellt und ging mit gesenktem Kopf auf den Schulhof, während er mit aller Kraft versuchte, sich unsichtbar zu machen. Er war erst seit einem Monat in der Orientierungsstufe der Prismaschule, aber ihm kam es vor wie ein Jahrhundert. Daran waren Lex Hartman und seine drei Klone schuld. Vom ersten Tag an hatten sie es auf Mick abgesehen. Sobald er in die Nähe kam, gaben sie Grunzlaute von sich. Sie nahmen ihm seine Schulbrotbox ab und warfen den Inhalt in den Müll. Beim Duschen nach der Turnstunde spritzten sie sein Handtuch nass, sodass er sich mit seinem T-Shirt abtrocknen musste. Seine Fahrradreifen hatten schon mehrfach auf mysteriöse Weise keine Luft mehr gehabt und letzten Freitag hatten sie sein Mäppchen ins Klo geworfen. Und warum? Mick hatte keine Ahnung. Und das war vielleicht das Allerschlimmste. Wenn man nicht wusste, was man falsch machte, konnte man auch nichts daran ändern. Also hielt er sich möglichst bedeckt.
Leider. Er hatte den Fahrradunterstand vor kaum drei Sekunden verlassen und schon war sein Unsichtbarkeitsmodus auf null gesunken.
»Ha, da ist ja unser Mümmelchen mit seinem Pimmelchen!«, erklang es von der Seite.
Pieter – Lex’ Hauptsklave.
Mick tat, als ließe ihn die Bemerkung kalt, aber innerlich krümmte er sich.
Nicht reagieren. Einfach weitergehen.
Unterdessen beobachtete er das Grüppchen aus den Augenwinkeln. Sie trugen allesamt schwarze Hosen, weiße T-Shirts, schwarze Trainingsjacken und weiße Sneakers. Es sah aus, als gehörten sie zu einem Sportteam. Anführer Lex schlug Pieter wohlwollend auf die Schulter. Die Jungs, die dabeistanden, lachten wie in einem B-Movie. Hassan zeigte mit Daumen und Zeigefinger den Durchmesser eines Cocktailwürstchens.
»Kleiner«, sagte Yannik. »Ganz viel klei…«
»Guckt mal dahinten.« Lex machte eine Kopfbewegung zum Tor hin.
Ein großer, blitzender Mercedes mit verspiegelten Scheiben. Pieter schnalzte mit der Zunge. Ausnahmsweise musste Mick ihm recht geben; das war wirklich ein toller Wagen.
Der Fahrer stieg als Erster aus. Er war so kahl wie eine Billardkugel und trug einen schmal geschnittenen Anzug und eine Sonnenbrille. Mick tippte darauf, dass der Mann nicht nur Fahrer, sondern auch Bodyguard war. Sein Blick war wachsam und seinem Körper war regelmäßiger Sport anzusehen. Er trat seitlich an den Wagen, schaute sich gründlich um und öffnete dann die hintere Tür.
Der ganze Schulhof hielt den Atem an. Alle Augen
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