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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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ihn. Aber ich bin mir sicher, dass auch Ralfs Rückkehr damit zu tun hat, dass sie unbedingt auf diesen Segeltörn wollte. Einfach, weil sie ihn noch nie mochte. Und irgendwie kann ich das verstehen. Er hat irgendwie so was Überkorrektes. Einmal habe ich mit meiner Mutter darüber geredet, die meinte, dass das manchmal vorkommt, wenn man bei alten Menschen aufwächst, vermutlich seien seine Großeltern so Spitzendeckchen-Sonntagsporzellan-künstliche-Blumen-Menschen.
    Manchmal verstehen sich Geschwister eben nicht gut, obwohl jeder meint, man müsse ein Herz und eine Seele sein. Darüber haben wir oft geredet, Clara und ich. Dumm nur, dass es durch Ralf einen Grund mehr gegeben hat für Clara, segeln zu gehen. Ich bin schließlich auch nicht vor Maren weggelaufen.
    Ich habe gar nicht mehr auf den Weg geachtet, stehe plötzlich vor Claras Haus. Der gelbe Verputz bröckelt unter den Türmchen ein wenig. Trotzdem ist es majestätisch, ein wenig wie ein Schloss. Da hatte die Kindergarten-Clara schon recht. Regentropfen fallen vom Baum neben dem kleinen Weg direkt in meinen Kragen. Es ist kalt. Vor dem Haussteht der große Mercedes und auch der kleine Sportwagen von Claras Mutter. Scheinbar sind sie zu Hause. Irgendwo im ersten Stock bewegt sich eine Gardine. Ich ducke mich ein wenig hinter der Hecke, mache mich, ohne nachzudenken, auf zu dem kleinen Loch, durch das wir früher immer gekrochen sind. Mein Ärmel wird klatschnass, als ich mich durchdrücke. Im Garten ist etwas Neues. Ein großes Monstrum, das vermutlich ein Whirlpool ist. Clara hat immer gesagt, dass ihre Eltern keinen Geschmack haben. »So ein Haus muss man einrichten wie ein Schloss, mit angemoderten Secondhand-Möbeln voller Wurmlöcher und einem klapprigen Skelett, das irgendeine Schule ausgemistet hat«, meinte sie. »Wie so ein richtiges Spukschloss.« Aber davon wollten ihre Eltern nichts wissen. Sie ließen einen Innenarchitekten ran, und alles – bis auf Claras und Ralfs Zimmer – wirkt schrecklich steril.
    Ich spähe durch eine Lücke in der Hecke. Von hier aus habe ich einen superguten Blick auf Claras Balkon. Er sieht völlig verlassen aus. Ihre Eltern müssen die alten, bunt bemalten Stühle entsorgt haben. Ich könnte versuchen, Steinchen zu werfen. Aber ich bin superschlecht im Werfen. Oder einfach klingeln.
    Und was sage ich dann?
    Auf einmal komme ich mir furchtbar blöd vor.
    Wie soll Clara mir da helfen können?
    Und warum sollte sie wollen, nach all dem?
    Ich drehe mich um und gehe.
    »Hi«, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir, die mir entfernt bekannt vorkommt.
    Ralf.
    »Wie geht's dir?«, fragt er.
    Anscheinend sehe ich ziemlich daneben aus. Denn normalerweise redet er nicht mit mir, schon gar nicht mehr seit dieser Badesache letzten Sommer. Als Kind wollte er manchmal mit mir spielen. Und obwohl ich immer wieder Mitleid mit ihm hatte, weil Clara ziemlich gemein zu ihm war, ging das natürlich nicht. Schließlich war ich Claras Freundin. Das wäre so gewesen, als hätte Clara plötzlich mit Maren Barbie gespielt.
    Ich habe plötzlich einen Kloß im Hals, räuspere mich.
    Er hält mir eine Dose scharfer Hustenbonbons hin.
    Ich mag die überhaupt nicht, aber ich nehme mir trotzdem eins. Vielleicht, weil er mich so bestimmt ansieht.
    Die Dose scheppert ein wenig. Irgendwie fühle ich mich unwohl. Ich merke, dass er mich anstarrt. Vermutlich liegt das an der dummen Sache im Sommer.
    »Danke«, sage ich und weiche ein Stück zurück. »Also mir geht's gut. War grad bei einer Schulfreundin, da kam ich hier vorbei.«
    »Und in unserer Hecke wolltest du …?« Er lässt den Satz unvollendet.
    Ich auch. »Danke noch mal für das Bonbon.« Ich stecke es in den Mund. Schärfe zieht mir die Schleimhäute zusammen. »Tschüss dann, ich muss …«
    Ich gehe.
    Eigentlich ist er mir egal. Aber ich merke, dass ich ein schlechtes Gewissen habe.
    Wir sitzen auf Claras Balkon und ich versuche sie für eine neue Performance zu begeistern. Aber sie ist nicht so richtig bei der Sache. Ralf ist mit Erwin unten im Garten. Die beiden haben sich schnell angefreundet, als Ralf an unsere Schule kam. Bisher hatte Erwin keine Freunde. Ich weiß eigentlich auch nicht so genau, warum. Allein daran, dass Erwin seltsam aussieht, kann es ja nicht liegen. Er trägt scheußliche bunte Shirts, in denen sein Bauch noch dicker aussieht, und hat so eine altmodische Frisur, so eine Art gegelte Tolle vorn. Erwin und Ralf sitzen vor Erwins Laptop. Erwins blaues Shirt

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