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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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zwischen meinen Zähnen.
    »Alles in Ordnung?«, fragt meine Mutter besorgt, als sie mich so herumkauen sieht.
    Ich nicke. »Hab irgendwie keinen richtigen Hunger.«
    »Du siehst hübsch aus«, meint sie.
    »Danke.« Ich versuche zu grinsen und gleichzeitig merke ich, wie meine Augen feucht werden.
    Mario, denke ich. Mario mit den großen brauen Augen. Er sieht mich an und sagt: »Einmal habe ich ein Mädchen zum Eisessen eingeladen. Aber als wir uns dann gegenübersaßen mit dem Becher, in dem eine herzförmigen Waffel steckte, musste ich plötzlich an dich denken. Daran, wie du im Garten deiner Oma unter dem blühenden Apfelbaum gesessen bist. Tut mir leid, ich habe dich einfachbeobachten müssen, damals …« Er drückt meine Hand, und als er mich küsst, ist es einfach nur wunderschön. Warmes Gefühl, irgendwo im Bauch.
    Ich schaffe es, fast zu vergessen, dass es Mario gar nicht gibt. Und genau so ist es auch richtig. Fast vergessen. Ganz wäre verrückt, aber fast hilft mir.
    Als ich an der Schule ankomme, bemühe ich mich, strahlend auf Julia zuzugehen, die sich am Eingang herumdrückt.
    Sie wirkt ein wenig steif, als ich sie umarme und ihr Küsschen auf die Wangen drücke, wie sie es sonst immer bei mir macht.
    Dann wird sie lockerer, hält mich einfach fest, als ich sie wieder loslassen will.
    »Du bist mir wirklich nicht böse?«
    »Oh nein«, zwitschere ich. »Alles hat sich total gut entwickelt. Es ist fast ein Wunder. Weil ihr alle weggefahren seid, bin ich zu Oma und habe Mario wiedergesehen.«
    »Wer ist das denn?«
    Sie lässt mich los, sieht mich an.
    »Ach, ich bin schon in ihn verliebt, seit ich so hoch bin.« Ich zeige auf meine Hüfte und merke, dass mein Gesicht ganz rot wird. Das liegt am Lügen.
    »Mensch, du wirst ja rot«, sagt Julia und lächelt, »ist das süß. Und was für ein Zufall!«
    »Ja, wir sind zusammen!«
    »Wow«, sagt sie, »wow, dann ist ja alles gut!«
    Und für sie ist es das wirklich.
    Nur Romi scheint natürlich skeptisch. »Komm, so einen großen Zufall gibt's doch gar nicht!«
    »Ich finde das witzig«, meint Annabelle. »Ich meine, beide verlieben sich am Wochenende neu! Manchmal gibt's eben Happy Ends.«
    David sieht zu Boden, reibt seine Schuhe aneinander. Er ist der Einzige, der mich nicht anschaut, versucht, einen Grasfleck abzubekommen.
    »Pfft!«, macht Romi. »Wer's glaubt!«
    »Sei nicht immer so zynisch!« Julia lacht fröhlich und umarmt David. Einen Moment lang treffen sich unsere Augen, Davids und meine. Ich muss an seine Hand denken, an das Kribbeln … Schnell schaue ich weg. Er ist ein Idiot.
    »Und du meinst, damit durchzukommen?«, fragt Romi mich leise, als wir uns durch die Schultür drängen. Dann lacht sie. Ihr Lachen hallt in mir nach, begleitet mich durch den Tag.
    Ja, ich bin damit durchgekommen. Habe immer neue Mario-Geschichten erfunden, ihn immer mehr posten lassen. Er hat sich sogar mit Julia befreundet. Und mit Annabelle auch. Romi hat ihren Mund gehalten, hat mich nur ab und zu mit einem Blick angeschaut, bei dem es mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen ist.
    Könnte sein, dass sie dahintersteckt. Dass sie jetzt in Marios Namen postet, um mir Angst zu machen, um mich dann groß auffliegen zu lassen. Dann bin ich voll unten durch. Dann mag mich kein Mensch mehr!
    Ich merke, wie meine Hände zu zittern anfangen. Ich darf nicht panisch werden, muss irgendwas unternehmen, damit sie aufhört, damit nie jemand erfährt, dass es Mario gar nicht gibt, damit ich ihn heimlich entsorgen kann, so wie ich mir das vorgestellt habe. Dann, wenn niemand mehr weiß, dass ich Davids Ex bin, dass er mich auf so doofe Weise hat fallen lassen …
    Ich muss das irgendwie verhindern, muss rausfinden, was passiert. Aber wie nur? Mein Kopf ist völlig leer, tut weh. Clara wüsste jetzt sicher, was zu tun ist.
    Wie damals, als ich in der Grundschule das Tafelbild abgewischt habe und Samira dafür bestraft wurde. Weil sie immer die Böse war. Ich konnte danach tagelang nicht mehr richtig schlafen. Bis ich zu Clara gegangen bin, die mit Windpocken zu Hause im Bett lag. Erst war es mir peinlich, ihr alles zu beichten. Aber dann haben wir Samira eingeladen und den ganzen Nachmittag mit ihr gespielt. Das war ein echtes Opfer, weil Samira wirklich ziemlich daneben war. Immer wollte sie bestimmen und wir mussten beim Spielen ihre Diener sein. Echt doof. Aber danach konnte ich wieder schlafen. Auch wenn wir dann Samira in den Pausen immer im Schlepptau hatten, bis sie

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