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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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Jungen zu schlafen, der eines hat«, sage ich schnell.
    Sie lacht noch mehr, meint großkotzig: »Schätzchen, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie Sex ist.«
    Julia behandelt mich oft ein wenig herablassend, aber es macht mir nicht viel aus. Es genügt mir einfach, mit ihr zusammen zu sein, sie, die so ganz anders ist als Clara, erwachsener und cooler.
    Später stehe ich alleine an der linken Ecke der Bühne herum und warte auf David. Langsam komme ich mir ziemlich blöd vor. Wo bleibt er nur?
    Da höre ich hinter mir etwas, jemand beugt sich dicht zu mir und schreit mir ins Ohr: »Seit wann hat sie denn das Piercing?«
    Ich drehe mich um, sehe direkt in Davids Augen. »Seit heute«, rufe ich zurück.
    »Hast du auch eins?« Seine Augen wandern meinen Körper entlang.
    Ich schüttle den Kopf, fühle mich plötzlich sehr schüchtern. »Hab Angst vor Nadeln und Blut.«
    »Ich auch«, sagt er und nimmt mich endlich in seine Arme. Ich drücke mich gegen ihn. Sein Deo riecht herb-frisch.
    Nach dem Auftritt hat Julia keine Zeit, sich mit uns zu unterhalten, sie ist vollauf damit beschäftigt, mit dem Schlagzeuger zu knutschen und Bier zu trinken. Deshalb sind wir den ganzen Abend eigentlich zu zweit. Wir reden über unsere Familie, er erzählte von seiner Schwester und seinen Eltern, die Lehrer sind, genau wie meine Mutter. Irgendwann gehen wir in den Garten, küssen uns unter einem riesigen Haselnussbusch und seine Hände finden den Weg unter mein T-Shirt. David und ich. Und in diesem Moment bin ich mir sicher, dass wir für immer zusammenbleiben. So etwas soll es schließlich geben.
    Und jetzt ist es, als hätte er mich nie gekannt. Oder vielmehr so, als würde er mich nicht kennen wollen, wollte alles aus seinem Gedächtnis löschen, unsere heimlichen Telefongespräche nachts im Bett, diegeflüsterten zärtlichen Worte auf dem Flur in der Schule. Unsere Küsse und seine Haut an meiner, das Gefühl, als unsere nackten Bäuche sich zum ersten Mal berührten …
    Ich hole das Telefon aus dem Flur und wähle seine Nummer.
    »Wer ist dran?«
    »Ich, Sofie.«
    Ich höre, wie er schluckt, kann mir genau vorstellen, wie sein Adamsapfel dabei auf und ab gleitet. Einfach, weil ich das so oft schon gesehen habe.
    »Meinst du wirklich, ich wäre zu so was fähig?«
    »Schau, Sofie«, sagt er. »Ich mag dich wirklich sehr. Das weißt du. Aber das mit Julia und mir war einfach Schicksal. Da kann man nichts dagegen machen, sich nicht wehren …«
    »Ja, okay«, unterbreche ich ihn. »Aber ich wollte über diese bescheuerten Filme und so weiter reden. Du weißt doch sicher, dass ich nichts damit zu tun habe?«
    »Sie sind auf deiner Facebook-Seite gepostet!«
    »Kennst du mich denn so wenig, dass du wirklich glaubst …« Ich fasse es nicht.
    »Meine Mutter sagt, dass Menschen zu allerlei Dingen fähig sind, wenn sie stark verletzt werden.«
    »Aber ….« Ich weiß nicht, was ich sagen soll. »David, also, woher sollte ich den Kram denn haben und warum sollte ich das tun?«
    »Jeder kann doch so was heutzutage mit dem Handy aufnehmen«, meint er und redet mit mir, als wäre ich ein Kleinkind.
    »Aber warum? Ich meine, ihr wart doch meine Freunde!«
    »Ja eben«, sagt er, »man rächt sich immer an denen.«
    Ich schlucke. »Ich war's nicht. Jemand hat meinen Account geklaut!«
    »Sofie, bitte hör mir zu. Wenn du jetzt sofort aufhörst, alles löschst und dich offiziell entschuldigst, hast du vielleicht noch eine Chance, dann können Julia und ich dir vielleicht noch helfen. Eine Menge Leute sind stinkesauer auf dich!«
    »Aber ich habe doch gar nicht …«
    »Oder aber du solltest dir wirklich Hilfe holen. Meine Mutter meint …«
    Ich habe keinen Bock mehr, zu hören, was seine Mutter meint. Deshalb lege ich ganz schnell auf.
    Als Nächstes rufe ich Clara an und erzähle ihr, wie ich versucht habe, den Account zu löschen.
    »Wir müssen einfach so schnell wie möglich rausfinden, wer dahintersteckt!«
    »Ja, niemand glaubt mir, dass ich das nicht war. David meint, ich will mich nur rächen und wäre verrückt geworden!«
    »Ja, manchmal machen Menschen deshalb verrückte Sachen!«
    Ich fasse es nicht. »Du glaubst mir aber doch?« »Doch, sicher. Ich meine ja nur …«
    »Ich kann auf keinen Fall in die Schule. Ich muss weg!« Ich weiß selbst, dass ich total jämmerlich klinge.
    »Komm, beruhig dich!«
    »Haust du mit mir ab? Nach Italien?«
    »Bitte Sofie. Wir kriegen das in den Griff. Ich versuche gleich mal rumzufragen. Und

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