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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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Tim und Erwin halten auch zu dir.«
    Ich seufze.
    »Aber ich kann morgen wirklich nicht …«
    »Wenn du jetzt klein beigibst, glauben wirklich alle, du wärst es gewesen.«
    »Aber ich war's nicht!«
    »Brüll bitte nicht so. Das hilft jetzt auch nicht.« »Ach, ihr könnt mich alle mal!«
    Ich drücke auf das rote Telefon und schleudere das Ding zurück auf die Ladestation.
    Daneben. Es fällt auf den Boden.
    Mir scheißegal.
    Erst nach einer ganzen Weile merke ich, wie kindisch ich mich eigentlich benehme. Ich liege auf dem Bett und das Kissen ist total nass geheult. Ich brauche einfach Zeit, Zeit, um nachzudenken. Und Clara hat recht, wenn wir den Schuldigen erst mal gefunden haben …
    Ich baue das Telefon wieder zusammen und rufe sie an.
    Sie ist nicht zu Hause. Nur Tatjana geht ran.
    »Kannst du Clara bitte ausrichten, dass es mir leidtut und dass sie recht hat?«
    »Natürlisch«, verspricht sie.
    Kein Anruf von Clara.
    Aber ich versuche es am nächsten Morgen. Ich packe meine Schulsachen zusammen und ziehe die Klamotten an, in denen ich mich am besten fühle. Heute hilft das kein bisschen. Ich fühle mich, als hätte ich etwas an, das zu kurz, zu eng, zu kratzig ist – oder aber wie in einem dieser Albträume, in denen man plötzlich nackt in der Schule steht und ein Referat halten muss.
    Ich denke an Clara. An das, was sie mir jetzt sagen würde. Kopf hoch. Brust raus. Und so weiter.
    Ich komme gerade mal bis zur Straßenecke. Da sehe ich zwei Mädchen aus unserer Schule. Sie gehen zwar erst in die achte Klasse, aber trotzdem. Ich verliere den Kopf. Oder besser gesagt, ich ziehe ihn ein und renne. Und setze mich auf eine Bank im Park des Altenheimes. Hoffe, dass dort nur Omas vorbeikommen, die noch nicht mal wissen, dass es so was wie Facebook überhaupt gibt.
    Es ist kalt auf der Bank. Ich habe das Gefühl, dass mein Hintern einfriert, und ständig meine ich zusehen, wie sich eine Gardine im zweiten Stock bewegt, so als würde mich jemand beobachten. Ich setze mich auf die Lehne. Wenn ich doch nur wenigstens meinen MP3-Player dabeihätte oder mein Handy. Dann hätte ich wenigstens eine Ahnung, wie spät es ist.
    Zwei alte Damen kommen den Weg entlang. Eine hat einen Gehwagen dabei. Sie mustern mich interessiert. Ich schaue auf meine Füße.
    Ihre Schuhe bringen die Steinchen zum Knirschen, das Metall des Gehwagens scheppert.
    »Guten Morgen«, sagt eine, »wartest du auf deine Oma oder deinen Opa?«
    »Ja, aber egal …«, murmle ich und springe auf, laufe, ohne mich noch einmal umzuschauen, davon.
    Ich habe keine Ahnung, wohin. Deshalb gehe ich erst mal raus aus der Stadt und lande schließlich im Lindenhofpark. Die riesigen Linden sind schon ziemlich licht, der See voller gelber Blätter. Ich muss an Clara denken. Daran, dass ich gehofft habe, dass alles wieder wird wie früher. Noch hält sie zwar zu mir, aber für sie gibt es jetzt Tim und ich hab keinen Freund, weder einen echten noch einen erfundenen. Außerdem bin ich die Außenseiterin der Schule, die, die von allen gehasst wird. Ich merke, wie mein Gesicht nass wird. Jetzt nur nicht weinen …
    Drüben über dem See liegt die Schweiz. Manchmal finde ich es komisch, dass ein anderes Land so nahe ist, dass man hinübersehen kann, und dass wirdoch so selten dort sind. Meine Eltern gehören nicht zu den Leuten, die in der Schweiz Nudeln einkaufen fahren oder diese wundervollen Kekse. Vielleicht sollte einfach ich das tun. Ich beiße mir auf die Lippe, wie kann ich in so einem Moment an so was Nebensächliches wie Kekse denken?
    »Hallo, Sofie.«
    Ich zucke zusammen, weiß einfach nicht, wie er das macht, wie er sich so lautlos anschleicht. Dabei steht er mit seinen zerschlissenen Schuhen mitten in den Raschelblättern.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, meint er. »Eigentlich nur frühstücken.« Er hält eine weiße Plastiktüte hoch. »Magst du auch was?«
    Ich sehe, dass er kleine, helle Pünktchen in den dunklen Augen hat und ein paar Sommersprossen neben der Nase. Seine Haare sehen diesmal gewaschen aus.
    »Ich hab genug für zwei«, sagt er.
    Und aus irgendeinem Grund kann ich nicht mehr richtig sprechen, nur doof nicken.
    Marco fegt einen Haufen Laub von der Bank und wir setzen uns hin, direkt am See. Ein kühler Wind weht mir die Haare ins Gesicht und zerstrubbelt die seinen.
    Er raschelt mit der Tüte, packt eine Flasche Kakao, eine Brezel und ein Nusshörnchen aus.
    »War ein guter Tag gestern«, sagt er und bricht dieBrezel in der

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