Pastetenlust
extravagantes Verhalten
verzichtete und sich nur so lange im Freien aufhielt, als unbedingt notwendig.
Den drei Männern war aber auch gar nicht nach Sonnen zu Mute. Sie hatten sich
vor zwei Tagen in dieses Versteck geflüchtet und völlig andere Sorgen.
„Unseren Plan können wir jetzt endgültig vergessen“, stellte
der mit den rotblonden Haaren fest und die beiden anderen nickten resigniert
mit ihren Köpfen. „Dabei war es so ein schöner Plan, eigentlich hätte gar
nichts schief gehen können“, jammerte der Dicke. „Aber wer konnte denn auch
ahnen, dass plötzlich halb Österreich beginnt, die BIGENI AG auf eigene Faust
zu erpressen. Und dazu noch so unprofessionell, dass das Ganze Gefahr läuft,
die Lachnummer der Nation zu werden.“ Er drohte einem imaginären Gegner mit der
Faust. „Wenn ich einen von diesen Verbrechern erwische, die sich an unsere Idee
angehängt haben.“
„Vielleicht haben wir zu viel Geld verlangt“, mutmaßte der
mit der Krankenkassenbrille. „Wer weiß, wenn wir nur ein, zwei Millionen gefordert
hätten, hätte die Firma bezahlt, ohne es groß an die Glocke zu hängen?“
„Wenn, wenn, wenn“, brauste der Rotblonde auf, „wenn ich der
Sohn von Krösus wäre, bräuchte ich kein Geld. Das Ding ist gelaufen, zumindest
für dieses Jahr. Schuld an der Misere ist aber vor allem der Erwin.“
Erwin war der Neffe des Dicken und hatte behauptet, als
EDV-Experte sei es für ihn ein Leichtes, die Übergabe der erpressten Summe über
das Internet zu organisieren. So, dass der Weg des Geldes nach vielen Stationen
für die Polizei nicht mehr nachvollziehbar war. Sie würden dann nur mehr nach
Grand Cayman reisen und die ›Marie‹ abholen müssen. Erwin hatte das in einem
Film mit Tom Cruise gesehen, oder war es Brad Pitt gewesen, und es faszinierend
einfach gefunden.
Bald darauf musste er allerdings feststellen, dass seine auf
einem Umschulungskurs des Arbeitsamtes erworbenen EDV-Kenntnisse für diese
anspruchsvolle Aufgabenstellung doch nicht ausreichten. So hatte er sich noch
in einen Kurs ›Bankgeschäfte über Internet‹ an der Volkshochschule angemeldet.
Da der Kurs aber bis Ende Juni gehen sollte, hatte Erwin immer wieder versucht,
dem Trainer das benötigte k now-how
für sein Vorhaben in Einzelgesprächen zu entlocken.
Anfangs war der Vortragende sehr angetan gewesen von dem
wissbegierigen jungen Mann. Je spezifischer die Fragen Erwins aber wurden,
desto misstrauischer wurde der Experte. So sehr, dass er vor dem Kurs am
letzten Freitag die Polizei über den auffallenden Wissensdurst seines Schülers
informierte. Die hatte Erwin dann nur mehr von der VHS abholen müssen.
Der Dicke ließ die an seinen Neffen gerichtete
Schuldzuweisung aber nicht unwidersprochen.
„Na, so ist das auch wieder nicht“, begehrte er auf. „Dass
der Erwin oft den Mund zu voll nimmt und nicht gerade der Hellste ist, habt
auch ihr gewusst. Ich habe euch oft genug gewarnt.“ Dann bemerkte er, dass er
auf dem besten Weg war, sich in einen ihn selbst belastenden Wirbel
hineinzureden und tat das Klügste, das ihm einfiel. Er hielt ganz einfach den
Mund.
„Also hier sind wir fürs e rste
sicher.“ Der Rotschopf, offenbar so etwas wie der Kopf der kleinen Gruppe,
lächelte zufrieden. „Das Haus kann Erwin ja gar nicht kennen. Er kann der
Polizei daher auch nichts über unseren Aufenthaltsort sagen. Nicht einmal unter
Folter.“ Er lachte zufrieden. „Ihr dürft bloß nicht zu Hause anrufen.“ Er
blickte die beiden anderen eindringlich an. „Unsere Telefonanschlüsse werden
möglicherweise schon von der Polizei abgehört. Und soviel ich weiß, kann man
den Standort eines Handys orten. Also Hände weg von euren Telefonen. Sobald wir
bei meinem Freund in Brünn sind, holen wir das alles nach.“
Nachdem der mit der Krankenkassenbrille das mit dem Abhören
gehört hatte, war er etwas in sich zusammengesunken.
„Ich fürchte äh, also was ich sagen will ist ....“ , er stotterte herum. Dem Dicken schwante Übles. „Du
hast doch nicht ...?“ Schuldbewusst nahm der Mann seine Brille ab und nickte
bedauernd. „Doch, gestern Abend. Es tut mir sehr leid. aber ich ...“
„Es tut mir sehr leid, es tut mir sehr leid“, der Dicke äffte
seinen unglückseligen Kumpel nach. „Was hilft uns das jetzt?“
„Verdammt noch einmal, so
eine Scheiße“, brüllte der Rotblonde. „Dann, nichts wie weg, hier sind wir
nicht mehr sicher.“ Doch es
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