Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
cremefarbenen Rock mit dem
bernsteinfarbenen Gilet, den die Mutter seiner Kinder heute trug, kannte er
noch gar nicht. Was nicht wirklich etwas zu bedeuten hatte. Irgendwie hatte er
aber den Verdacht, dass Wilma wieder einmal die Toleranz Ihres
Kreditkartenunternehmens testen und das Limit ihrer Karte hatte ausreizen
wollen. Aber was solls, schließlich kam man nicht jeden Tag nach Paris.
    Auf jeden Fall war sie besser
für den bevorstehenden großen Augenblick gekleidet als er, dachte Palinski
selbstkritisch und blickte an seinem zerknitterten Khakianzug hinunter. Da
waren auch noch die Wasserflecken durch die Blumen.
Sahen irgendwie blöd aus an der Stelle.
    Inzwischen hatte sich auch die letzte ihrer Schülerinnen von
Wilma verabschiedet und der unvermeidliche Professor Dullinger, der Palinski
von Tag zu Tag suspekter wurde, hatte noch einen letzten Handkuss angedeutet.
Zumindest für heute, der schleimige Kerl.
    Wilma, die ihnen lachend zuwinkte, stand immer noch in dem
für Besucher gesperrten Bereich und machte keine Anstalten, zu ihrer Familie zu
kommen. Sie schien noch auf etwas zu warten. Verdammt, worauf wartete sie bloß?
Spürte sie nicht, wie dringend er sie gerade heute brauchte? Auch Tina wunderte
sich, zumindest ließ ihr fragender Blick diesen Schluss zu. Harry spielte mit
Maximilian, ihm schien das unverständliche Verhalten seiner Mutter egal zu
sein.
    Jetzt deutete Wilma in ihre Richtung und machte eine fragende
Geste. Palinski vermutete, dass sie sich wunderte, was der Hund neben Harry zu
bedeuten hatte. Das wird sie schon noch rechtzeitig erfahren, dachte er nicht
ohne leise Schadenfreude an sein gelungenes fait accompli.
    Nervös griff er nach der kleinen Schachtel mit dem Namen des
sündteuren Juweliers darauf. Gott sei Dank hatte er sie nicht vergessen und sie
war auch noch da.
    „Worauf wartet die Mami denn?“, jetzt war auch Harry auf das
unerklärliche Verhalten Wilmas aufmerksam geworden. Langsam begann Palinski, sich
zu ärgern. Da raste er unter schwerer seelischer Belastung und Missachtung
aller Geschwindigkeitsbeschränkungen nach Hause und dann weiter zum Flughafen.
Nur um ja nicht zu spät zu kommen. Und dann das.
    Endlich schien Bewegung in die Szene zu kommen. Ein Paar, sie
etwa 35, Typ Pamela Anderson vor der Brustvergrößerung und er, um die 45 und
wahrscheinlich stolz darauf, gelegentlich auf eine gewisse Ähnlichkeit mit
Roger Moore angesprochen zu werden, war zu Wilma getreten. Jetzt verließen die
drei den abgegrenzten Bereich und kamen zu der kleinen Gruppe Wartender.
    „Oh, what a nice dog“, war die erste Lebensäußerung der
Blondine. Das war wohl die sprichwörtliche Tierliebe der Briten, dachte
Palinski. Die sollten ja auch zunächst die Pferde begrüßen und erst dann die
Reiter.
    „Looks a
little bit like our Blue boy in
Newenshire
Castle
, don’t you think
so, dear?” Sie bückte sich und wollte den Hund kraulen. Der knurrte aber
nur leise. „Oh, you are a
naughty boy”, tadelte ihn die Baywatch-Attrappe vorwurfsvoll. „What is your
name?”
    Palinski liebte seinen Hund dafür, dass er die arrogante
Schnepfe weiterhin ignorierte. Endlich mischte sich Wilma ein. „Darf ich
vorstellen, das sind Tina und Harry, meine Lieblinge. Und das ist Mario, mein
Lebensgefährte, der Vater der beiden. Und das sind Mister und Missis Mortensen
aus London. Wir haben uns in Paris kennengelernt”, erläuterte sie. „Die beiden
sind unterwegs nach Prag.”
    „Oh”, Palinski kramte sein bestes Schulenglisch heraus, „it
is nice to meet you. I wish
you a nice time in the Czech capital.” Er wollte sich schon umdrehen und
gehen, als Wilma fortfuhr :.
    „Wir haben so eine nette Zeit in Paris miteinander verbracht
und so habe ich die Mortensens eingeladen, einen Abend in Wien zu verbringen.“
    Mortensen musste irgendetwas mit ›Morte‹ zu tun haben, spürte
Palinski. Die physische Existenz der beiden schien auch wirklich den Tod seiner
Vorstellungen vom heutigen Abend zu bedeuten. Und gegen den Tod war er gerade
heute besonders allergisch.
    Wilma schien sein Unbehagen nicht zu bemerken. Palinski war
sich allerdings gar nicht sicher, ob der gegenteilige Fall überhaupt etwas
geändert hätte. Wenn sich Wilma etwas einbildete, war sie wie einer der
riesigen Öltanker, die die Weltmeere kreuzen. Kaum zu bremsen.
    „Ich habe mir gedacht, wir gehen zuerst zu einem netten
Heurigen. Später setzen wir uns dann bei uns

Weitere Kostenlose Bücher