Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten
Rosa von Larkwood ab. Sie schaute auf den Fluss und sagte: »Ich habe angefangen, mein Leben zu ordnen. Das ist nicht einfach. Aber irgendetwas können wir immer tun, meinst du nicht?«
»Absolut.«
»Wir dürfen nicht lauwarm sein. Das ist der einzige Weg zu Gnade oder Vergeltung.«
»Absolut.« Das würde er am Sonntag verwenden. Wieder wartete er schweigend ab. Elizabeth holte einen Umschlag aus ihrer Tasche und sagte: »Könntest du etwas für mich tun?«
»Sicher.«
»Hier drin sind ein Schlüssel und eine Adresse.«
Anselm nahm den Umschlag.
»Wenn ich sterben sollte – so was kommt vor –, benutze ihn.« Sie ließ den Blick über den Fluss, den Kräutergarten, die Bögen der alten Klosterruine schweifen. »Er gehört zu einem Schließfach. Da drin findest du alles, was du wissen musst.«
Sie stand auf und trat an das Ufer des Lark. Anselm ging ihr nach, blieb aber etwas zurück, da ihr Ernst und die ihm auferlegte Verantwortung ihm zu schaffen machten. Sie lauschten auf das Plätschern des Wassers. Es war Herbst. Aelred hatte am anderen Ufer Topfpflanzen aufgereiht, als könnten sie an der Aussicht Gefallen finden, aber die meisten hatten sich der Sonne zugewandt. Leise sagte Elizabeth. »Du hast einmal gesagt, wenn du eine Stimme ignoriert hättest, hätte das für dich einen großen Verlust bedeutet.« Voller Bedauern fügte sie hinzu: »Du hast auf sie gehört. Ich habe mich abgewandt.«
Lahm sagte Anselm: »Es ist nie zu spät.« Es klang grauenhaft.
»Ich hoffe nicht.«
»Es lässt sich alles retten.« Das war noch schlimmer. Er wusste nicht mal, was er eigentlich meinte, aber es sollte ermutigend klingen. Er versuchte es mit einem ernst gemeinten Scherz. »Sei nicht lauwarm.«
Elizabeth nickte nachdenklich und schaute weiter starr auf den Lark. Leichthin sagte sie: »Man kann seinen Kindern nicht alles erklären. Hilfst du Nicholas, wenn nötig, zu verstehen?«
»Ja, sicher.«
Seite an Seite gingen sie zum Parkplatz unter den Pflaumenbäumen. Die Früchte waren reif und kurz davor, abzufallen. Schnell küsste Elizabeth ihn zum Abschied und kramte nach ihren Schlüsseln, um seinem Blick auszuweichen. Wieder einmal spürte Anselm, dass sie gekommen war, um ihm etwas zu sagen, aber davor zurückschreckte. Nachdem sie gefahren war, ging er zurück, um die ungeöffnete Schachtel Pralinen zu holen.
Anselm blieb am Fluss sitzen und grübelte über diese beiden Begegnungen – impulsive Besuche, zwischen denen offenbar ein Zusammenhang bestand, obwohl so viele Jahre dazwischen lagen. Bevor er sich eine Erklärung zusammenreimen konnte, bimmelten die Glocken von Larkwood und riefen ihn zur Vesper. Als er durch den Kreuzgang schlüpfte, sah er im Südflügel ein Grüppchen Mönche. Er blieb stehen und lauschte ihrem gedämpften Gespräch. Eine Polizistin namens Cartwright war vor ein paar Minuten gekommen und sprach jetzt mit dem Prior. Sylvester hatte gerade Broschüren auf dem Tisch neben der Tür ausgelegt (sein üblicher Vorwand, um an der Tür zu horchen) und das Wort »Mord« gehört. Alle waren sich einig, dass Sylvester mal wieder etwas falsch verstanden hatte.
2
NICK GLENDINNING VERSTECKTE sich in der Speisekammer.
Die Beerdigung war wie im Flug vergangen, aber der Empfang schien nicht enden zu wollen. Noch immer waren Gäste im Wohnzimmer und auf dem Flur, gaben sich mitfühlend und fragten nach allem Möglichen, nur nicht nach seiner Mutter. Ein rundlicher Abteilungsleiter der British Telecom (ein Kunde und Freund seines Vaters Charles) schlug als Letzter den ausgetretenen Pfad ein: »Ich habe gehört, Sie waren in Australien?«
»Ja.«
»Sehr schön. Heiß?«
»Unheimlich.«
Der rundliche Abteilungsleiter trank einen Schluck Sherry. Seine Augen hielten nicht still, und passend dazu hatte er über beiden Ohren weiße Löckchen, die nicht am Kopf liegen blieben. Vor Unbehagen scharrte er mit den Füßen. »Haben Sie auch Kängurus gesehen?«
»Jede Menge«, antwortete Nick. »Und Koalas – komische, dicke kleine Dinger, die man knuddeln möchte.«
»Lieber Gott. Sie leben auf Eukalyptusbäumen, oder?«
»Ja.«
»Wunderbar.« Er schaute sich Hilfe suchend um. »Pech, dass Sie nicht rechtzeitig zurück waren, bei dem … was passiert ist.«
»Ja.«
»Ich muss sagen, Ihre Mutter war eine ganz bemerkenswerte Frau.« Er schüttelte seinen glänzenden Kopf, und Nick flüchtete sich in die Speisekammer.
Hier schüttelte er ebenfalls den Kopf. Er war etwa ein Jahr fort
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