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Patientenverfügung

Patientenverfügung

Titel: Patientenverfügung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schuldzinski und Nordmann
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sehr empfehlenswert, ärztlichen Rat einzuholen. Denn wer weiß schon, welche Komplikationen zum Beispiel bei einem Schlaganfall auftreten können, mit welchen bleibenden Schäden bei unterschiedlichsten Erkrankungen zu rechnen ist, welche Chancen vergeben werden, wenn ohne zu differenzieren eine künstliche Ernährung (Magensonde, Infusionen) pauschal abgelehnt wird, und was der Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen für das eigene Empfinden bedeutet?
    Beispiel: Pro und Contra Sondenernährung mit einer PEG
    Bei einer PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie) wird ein Schlauch aus Kunststoff, der als Ernährungssonde dient, im Rahmen einer Magenspiegelung durch die Bauchdecke in den Magen gelegt. Eine Ernährung mit speziellen chemischen Nährlösungen, wie sie bei der intravenösen Ernährung benötigt werden, ist bei der PEG nicht erforderlich; künstlich ist allenfalls der Weg der Nahrung in den Magen, da Mund und Speiseröhre ausgespart werden. Über die PEG kann ein Mensch mit normalen Getränken oder flüssiger Kost ernährt werden. Auch Medikamente können so gegeben werden.
    Eine PEG kann bei verschiedenen Erkrankungen, die mit Schluckstörungen einhergehen, sinnvoll sein. Wichtig für die Entscheidung kann sein, ob diese Schluckstörungen vorübergehend oder dauerhaft bestehen werden bzw. ob eine vorübergehende Gesundheitsstörung vorliegt oder mit weiterer Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu rechnen ist. Bei Schluckstörungen nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder nach einem Schlaganfall kann zum Beispiel die Möglichkeit bestehen, dass der Patient durch spezielle Behandlung in einem Reha-Zentrum das Schlucken wieder erlernt und eine Ernährung über die PEG die Zeit bis dahin nur überbrücken soll. Danach wird die PEG entfernt und der Patient kann normal essen und trinken. Bei speziellen Strahlenbehandlungen oder Chemotherapien kann eine PEG-Sonde hilfreich sein, wenn die Gefahr besteht, dass der Patient während der Behandlung nicht ausreichend Nahrung oder Flüssigkeit aufnehmen kann.
    Andererseits kann die Anlage einer PEG-Sonde auch zu Konsequenzen führen, an die Patient oder Angehörige zunächst nicht denken. Treten erhebliche Schluckstörungen zum Beispiel im Rahmen einer Demenzerkrankung auf, kann das Fortschreiten der Krankheit durch die Ernährung über eine PEG-Sonde nicht aufgehalten werden. In der Vergangenheit hat das Vorhandensein einer PEG-Sonde auch schon dazu geführt, dass Demenzkranke fixiert wurden, da die Gefahr bestand, dass die Sonde bei Bewegungsunruhe selbst entfernt wurde.
    Neben ihren Vorteilen birgt die PEG auch Risiken. Bei der Gabe von Nahrung durch die Sonde muss sorgfältig auf eine gute Lagerung des Patienten geachtet werden. Liegt der Patient zu flach oder wird zu viel Nahrung auf einmal verabreicht, kann es einen Rückstau die Speiseröhre hinauf geben. Dann besteht die Gefahr, dass Speisebrei in die Luftröhre gelangt und zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung führt.
    Prinzipiell kann eine PEG auch wieder entfernt werden. Wenn sie allerdings zunächst nach „mutmaßlichem“ Patientenwillen gelegt wurde, kann dies nur erfolgen, wenn dafür eine neue Rechtsgrundlage vorliegt (der tatsächliche Patientenwille zum Beispiel durch die Vorlage einer Patientenverfügung bekannt wird oder wenn der Patient wieder seinen Willen kundtun kann) oder die Entfernung aus medizinischen Gründen sinnvoll ist.
    Nicht gerechtfertigt ist die Anlage einer PEG-Sonde, wenn zum Beispiel ein pflegebedürftiger Mensch einfach nur langsam isst und trinkt und mit der PEG lediglich der Pflegeaufwand vermindert werden soll.
    Manche Patienten verzichten auf die Anlage einer PEG-Sonde bei absehbar tödlich verlaufenden Erkrankungen oder in der Endphase des Lebens. Das führt dann zu einer „unzureichenden“ Zufuhr an Nahrung und Flüssigkeit, was man aber als natürlichen Vorgang ansehen kann. Anders als bei gesunden Menschen, die verdursten oder verhungern, muss das allmähliche Austrocknen von Menschen in ihrer letzten Lebensphase keineswegs qualvoll sein. Den unangenehmen Begleiterscheinungen der dann ebenfalls austrocknenden Schleimhäute kann man mit einer Vielzahl pflegerischer Maßnahmen begegnen.
    Angst vor Schmerzen ist häufig ein Grund dafür, dass Menschen sich einen schnellen Tod wünschen. Über die Anwendung von

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